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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Augenblick stärker als sein kühler Verstand.
    “Wir unterhalten uns”, wiederholt Marigg unwillig. “Mit Klugwarm kann ich mental kommunizieren. Allerdings ist es mehr so, daß wir uns Bilder und Empfindungen geben, weniger Worte. Die Worte kommen erst jetzt, nach den Bildern und Eindrücken. Roch hat aber nur sehr wenig Kaltkraft, mit ihm muß man fingertasten. Klugwarm sagt mir die Zeichen, und ich taste sie auf Rochs Hand.” Goff stiert, wie zu Eis erstarrt auf die fette Klaue mit den kaum erkennbaren Stummelfingern, und er schüttelt sich angewidert. “Was ist das: Kaltkraft?” fragt er dann unsicher.
    “Das verstehst du nicht. Hier ist alles anders, die Kriterien, die Dinge, die Notwendigkeiten. Ich habe es auch erst begriffen, als ich mir klargemacht habe, daß sie in einer Eishölle leben… Kalt, das hat für sie viele Bedeutungen, zum Beispiel heißt kalt soviel wie schlecht, aber es steht auch für unfaßbar, fremd, leblos und noch anderes. Das Gegenteil ist natürlich warm. Warm ist gut, Leben, körperlich, Liebe. Kaltkraft – das ist der Verstand. So einfach ist das, wenn man das Prinzip begriffen hat. Es ist eine Kraft, aus der unmittelbar keine Wärme kommt und die trotzdem wirkt, deutlich sichtbar. Kaltkraft eben. Sie kennen nicht viele Begriffe.”
    “Und…, und was ist das da?” Goff zeigt mit zitternder Hand auf ein gewaltiges Knäuel von undefinierbaren Leibern, das pulsierend und zuckend den Gang ausfüllt. Mal ist etwas wie ein Bein zu sehen, das hilflos strampelt, dann aber sofort wieder in diesem Klumpen aus Fleisch und Schleim verschwindet, dann ein Ding, das einer Hand ähnelt und das ebensoschnell zurückzuckt. Einmal taucht sogar ein dreieckiges Gesicht mit blutunterlaufenen, aber riesengroßen Augen auf, wie der Kopf eines Faultiers, mit einem winzigen Schnäuzchen…
    “Das sind sie. Das ist ihre Lebensweise”, sagt Marigg ruhig. “Ich weiß dafür keinen Namen, wenn ich Klugwarms Bezeichnung in einen Klang übersetzen sollte, dann würde ich es vielleicht – Glumpe nennen.”
    Bruno stöhnt entsetzt auf. “Das ist ihre Lebensweise? Das da, dieser schleimige, blutige Haufen?” Marigg dreht sich kurz um und mustert Bruno strafend. “Es geht nicht anders. Nur so können sie genug Wärme erzeugen. Sieh mal auf deine Temperaturanzeige.”
    Auch Goff schaut schnell auf die leuchtenden Zahlen neben dem Helmmikrofon. Fast minus neunzig Grad.
    Der furchtbare Haufen, den Marigg Glumpe nennt, dampft und stöhnt. Erneut schwingt die schauerliche Melodie der Mundharmonika über die gespenstische Szenerie.
    “Jaja, gleich, Roch…”, murmelt Marigg und erklärt schnell: “Roch wird ungeduldig. Er will, daß ich weiter mit ihm rede.” Dann trommelt er wieder einige unverständliche Zeichen auf die unförmige Klaue.
    Allmählich gewinnt Goff seine Selbstbeherrschung zurück und kann beobachten, daß es exakt dieselben Signale sind, die der Riese auf Mariggs Helm pocht. Der Elloraner läßt sich also von diesem Klugwarm die Worte in Tastzeichen übersetzen und wiederholt sie nur. Goff tritt nun dichter heran und fragt neugierig: “Wäre es nicht einfacher, wenn der da”, er zeigt auf Klugwarm, “seinem Kollegen gleich trommelt, was du ihm sagen willst?”
    Marigg lacht kurz auf. “Du kennst Roch noch nicht. Er will unbedingt, daß ich selbst zu ihm spreche.”
    “Aber wie verstehst du, was er antwortet, er hat doch keine Finger?” sagt Goff erstaunt. “Das ist ja gerade sein Problem. Darunter leidet er sehr. Er hat keine Finger und keine Stimme, kann nur röcheln und grunzen. Das Kalttasten beherrscht er auch nicht – er ist blind. Und Warmtasten – das ist der mentale Sinn – ist ihm auch nicht gegeben. Jetzt aber hat er die Mundharmonika. Weiß der Teufel, wo er die gefunden hat! Das ist jetzt seine Stimme. Klugwarm versteht ihn einigermaßen. Das Fingertasten ist Roch geläufig, er kann eben nur nicht mit den Fingern antworten, dafür hat er jetzt seine kalte Stimme…” Erneut schrillt die Mundharmonika in Mariggs Worte, und Goff stellt befremdet fest, daß dieser böse Aufschrei tatsächlich wie eine ungeduldige Forderung klingt.
    Nach einigen Sekunden des Schweigens zieht Marigg seine Hand zurück und reckt sich aufatmend.“Was hast du ihm denn so alles erzählt, Schnuckchen?” preßt Styx hervor, der sich ebenfalls überwunden hat, näher zu treten.
    “Ach, nichts weiter, er wollte wissen, wie unsere Welt ist.”
    “Na, der stellt ja Fragen! Wie hast du ihm

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