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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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mechanisches. Keine Magneten oder so etwas, ein einfacher, aber wirkungsvoller Mechanismus aus Gestängen, Federn und ähnlichem.”
    “Na und?” fragt Goff.
    “Die Tür ist eben zugefallen, durch die Nachbeben vielleicht”, antwortet der Elloraner.
    Nach einigem Überlegen gesteht sich Goff ein, daß dies wohl die einleuchtendste Erklärung ist. Er nimmt den Brenner und tippt Bruno auf die Schulter, der immer noch an die Gitterstäbe gelehnt steht und mit flackernden Augen auf Klugwarm starrt. “Machen Sie mal Platz, Bruno, zum Besichtigen haben wir noch genug Zeit.”
    Der Dicke erwacht wie aus einem Traum, er krächzt etwas Unverständliches und stolpert zur Seite. Dann aber erstarrt er wieder, den Blick unverwandt auf den mißgestalten Riesen geheftet, versteinert er förmlich.
    “Sag ihnen auch, daß sie zurücktreten sollen”, verlangt Marigg und deutet auf Klugwarm und Roch.
    Goff schaut hilflos auf die beiden seltsamen Geschöpfe und dann auf Marigg. “Warum machst du das nicht…? Ich kann doch nicht”, stottert er verwirrt. Dann gibt er den beiden ein Zeichen, indem er mit der Hand wedelnd bedeutet, sie mögen sich etwas zurückziehen.
    “Nicht doch”, tadelt Marigg mild, “Gesten und Gebärden verstehen sie nicht, die wenigsten können so gut sehen wie Klugwarm. Es ist wohl sehr dunkel dort, wo sie sich für gewöhnlich aufhalten…”
    “Ja, aber…” Goff kommt nicht dazu, seinen Einwand zu vollenden, weil Marigg ihn schnell unterbricht: “Sag es einfach! Ich bau dir eine mentale Brücke.”
    Ein feines Singen und Zirpen dringt in Goffs Schädel. Erst wird ihm ein wenig schwindlig, sogar übel. Dann plötzlich hat er das unbestimmte Gefühl, sich in einer Halle mit Tausenden von Menschen zu befinden, die schweigend den Atem anhalten.
    “Sprich!” fordert Marigg.
    Goff räuspert sich. “Also, Freunde, ihr müßt mal ein Stück zurücktreten, damit ich die Tür aufschweißen kann”, krächzt er nervös. Nichts geschieht.
    Marigg lacht leise auf. “Du mußt ihnen Bilder geben, nicht Wörter. Die kommen später. Gib ihnen Bilder!”
    Mit Mühe gelingt es Goff, sich bildlich vorzustellen, wie sich die beiden Gestalten in Bewegung setzen.
    Klugwarm zuckt unruhig, dreht den beuligen, mit hornigen Schwielen übersäten Kopf zu Marigg, und Goff vernimmt in seinem Innern eine seltsam monotone Stimme: Was ist das? Was für ein Warmtasten ist das? Und dann hört er Mariggs Gedanken: Er ist das.
    Dabei zeigt Marigg mit der ausgestreckten Hand in seine Richtung. “Du mußt es anders machen, Hermel”, verlangt er dann. “Er hat sich noch nie selbst gesehen. Wenn du ihm ein Bild gibst, in dem er sich erblickt, weiß er damit nichts anzufangen.”
    “Aber du gebrauchst doch Wörter! Und ich habe gehört, daß er mit Wörtern gefragt hat, nicht mit Bildern!” entgegnet Hermel Goff unsicher.
    “Du hörst gewissermaßen meine Übersetzung. Aber du hast recht: Klugwarm und ich benutzen auch Wörter, wir haben beide voneinander gelernt. Es sind aber keine Laute oder Töne, sondern abstrakte Gedanken, Symbole, Floskeln, Formeln. Verstehst du jetzt? Du kannst ihn vorläufig nur in Bildern ansprechen. Das mußt du üben. Beginne also.”
    Goff schließt die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, und stellt sich vor, er würde vier, fünf Schritte zurückgehen. Die Vision gelingt erstaunlich gut – aber da schrillt ein ängstlicher Aufschrei durch seine Gedanken, und er hört: Nein, nein, nein!
    “Das war wieder verkehrt, Hermel!” rügt Marigg sanft. “Er denkt, du schickst ihn weg, willst nicht mit ihm tasten. Erkläre ihm, warum.”
    Auch der dritte Versuch bringt kein positives Resultat. Klugwarm schnauft irritiert und tritt von einem Fuß auf den anderen. “Warum hilfst du mir nicht?” Goff wendet sich beleidigt an Marigg.
    “Ihr müßt lernen, miteinander zu sprechen. Ich kann mich nicht immer nur auf dich konzentrieren. Ich kann dich zwar in das Feld integrieren, das Elixier gibt mir die Kraft, aber…”
    “Welches Elixier?” fragt Goff schnell, denn er ahnt, daß es damit eine besondere Bewandtnis hat. Da aber geht es wie ein Sturm durch seine Gedanken, und nachdem dieser Sturm verweht ist, weiß Goff für Sekunden nicht, wo er sich befindet. Als er endlich sein Erinnerungsvermögen zurückerlangt, spürt er dumpf, daß etwas geschehen ist. Er schüttelt benommen den Kopf. “Was ist los?”
    “Schon gut.” Marigg erhebt sich aus seiner unbequemen Stellung und klopft ihm auf

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