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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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melancholisch. Sie erreichen die Stelle des Korridors, wo der Gang in einem scharfen Knick nach rechts abbiegt. Goff hört seltsame Geräusche. Ein Schaben und Schurren dringt zu ihnen, das so klingt, als wälzte sich ein gewaltiger Wurm durch den Tunnel. Vereinzelt stiegen spitze Schreie empor, schrilles Kreischen wie von tropischen Vögeln, aber da ist auch dumpfesGrunzen und Röcheln zu hören, Stöhnen, Ächzen, Greinen…
    Bruno bleibt abrupt stehen und dreht sich zu den beiden anderen um. Sein Gesicht ist kreideweiß, und auf der speckigen Stirn glänzen Schweißperlen. “Was ist das?” stößt er atemlos hervor.
    Auch Goff wird es allmählich unheimlich. “Nun kommt doch schon, ihr Angsthasen…”, hört er Ellis' Stimme leise über den Helmfunk.
    Da stößt plötzlich ein Schrei aus diesem Wirrwarr von Tönen hervor, wie Goff ihn noch nie gehört hat. Die Haut auf seinem Nacken wird eiskalt und zieht sich zusammen. Der Schrei steigt in schwindelerregende Höhe empor und wird zu einem schrillen Klagen, zu einer bizarren, gespenstischen Melodie, die wie eisiger Hauch heranweht. Die Töne überschlagen sich kreischend, und wäre es nicht so beängstigend, was da in diesem unheimlichen Lied schwingt, würde Goff beinahe sagen, es höre sich wie hemmungsloser Jubel an, wie der Ausdruck fremder Freude.
    Bruno öffnet den Mund, als wollte er etwas sagen, aber seine dicken Lippen zittern wie vor Kälte, und er klappt die ebenfalls zitternde Kinnlade wieder nach oben.
    Nur Styx zeigt eine unbeeindruckte Miene. Er lauscht andächtig der apokalyptischen Musik und sagt schließlich: “Na, mit der Mundharmonika kommt unser Schnuckchen wohl nicht besonders zu Rande. Der hat Nerven, unser Süßer, spielt den Kollegen lustige Lieder vor…”
    Goff lacht befreit auf. Natürlich! Das ist tatsächlich dieses eigentümliche Blasinstrument, das kaum noch in Gebrauch ist, weil man elektronisch viel imposantere Klänge erzeugen kann. Eine Mundharmonika, einfach lächerlich!
    “Das bin ich nicht”, hört er Marigg gleichmütig antworten, “das ist Roch…, ich finde, Roch spielt ganz gut…”
    Goff schweigt verblüfft, obwohl er gerade fragen wollte, wer, zum Teufel, denn Roch sei. Ihm wurde auf einmal klar, daß Roch nur einer von diesen Außerirdischen sein könne, und mit dieser Erkenntnis verwirren sich seine Gedanken immer mehr, denn zu unglaublich klingt die Behauptung, ein außerirdisches Wesen spiele Marigg Ellis etwas auf der Mundharmonika vor.
    Dann läuft Goff die paar Schritte bis zum Knick des Ganges und biegt eilig um die Ecke.
    Wie vom Blitz getroffen, bleibt er stehen. “Au, verflucht!” entfährt es ihm.
    Mit offenem Mund starrt er auf den Koloß, der sich gegen das Gitter lehnt und mit seiner siebenfingrigen Hand Mariggs Skaphanderhelm betastet. Der durch die Gitterstreben gestreckte Arm glänzt schleimig, und die gewaltigen Muskeln treten als faustgroße Knoten und Wülste hervor.
    Hinter Goff poltert und scheppert es laut. Er fährt erschrocken herum.
    Die Sauerstoffflaschen sind Bruno von der Schulter gerutscht, er steht reglos da und zeigt entgeistert auf die unförmigen Wesen hinter der Gittertür. “Nein!” heult er plötzlich auf und weicht zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wandung des Tunnels stößt.
    “Beim Großen Sirius – was sind das für Scheusale?” krächzt Styx, der sich mit beiden Händen den Helm hält.
    “Sie sind gut…, sie sind gut!” ruft Marigg schnell. “Sie sind zwar häßlich, aber sie sind gut! Sie leben nach dem Wort der Meister.”
    Dumpf entsinnt sich Goff der Erzählungen des Elloraners von diesen Meistern, die in der elloranischen Kultur beinahe den Rang von Heiligen haben.
    Marigg hockt vor dem Gitter und hat ebenfalls einen Arm hindurchgestreckt. Seine Finger trommeln auf die speckige Klaue eines zweiten Wesens, und dieses Wesen hält zwischen seinen wulstigen Lippen tatsächlich ein Ding, das wie eine Mundharmonika aussieht. “Nun kommt doch endlich, öffnet das Gitter!” verlangt Marigg ungeduldig.
    Goff muß sich zu jedem Schritt zwingen. Der mißgestalte Riese beobachtet ihn aufmerksam aus wasserhellen Augen, die irgendwie dem deformierten Gesicht einen friedfertigen Ausdruck verleihen.
    “Was machst du da?” fragt Goff heiser, ohne den Blick von dem monströsen Wesen zu wenden, das immer noch auf Mariggs Helm herumklopft, als spiele es Klavier.
    “Wir unterhalten uns”, sagt Marigg kurz.
    “Spinnst du?” Goffs Verblüffung ist einen

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