Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)
waren in dieser furchtbaren Glumpe und sind entsetzt geflohen, als die gespenstischen Wesen ihnen etwas zu essen anboten…
“Bei Ellis kann ich es verstehen”, sagt Goff, “aber warum Skamander? Weshalb ausgerechnet Skamander?”
Plötzlich bleibt Goff abrupt stehen, grinst gequält und fragt:
“Willst du wissen, wie sie mich nennen?” Er wartet ihre Antwort gar nicht erst ab und sagt: “Ich heiße jetzt Lichtkopf Mehrklug… Die Helmlampe hat ihnen mächtig imponiert…” Dann lacht er rauh auf und läuft weiter.
Der Elloraner springt in einen Lift und wartet nicht auf sie. Als sie endlich den nächsten nehmen können und auf die Galerie treten, sehen sie ihn aus der Mannschaftsunterkunft stürzen, in der Hand ein kleines Kästchen aus einem grünlich schillernden Halbedelstein. Es könnte elloranischer Jaspis sein, denkt Hendrikje, ist sich aber nicht sicher.
Diese Frage interessiert sie auch nicht allzusehr – was sie mit einigem Erstaunen erfüllt, denn vor wenigen Wochen noch hätte es sie nicht ruhen lassen, ob die Schatulle aus elloranischem Jaspis oder dem ungleich kostbareren Taurussmaragd ist –, viel mehr beschäftigt sie die auffällige Wandlung im Wesen des Elloraners. Gerade von ihm hätte sie irgendeinen dummen Spaß, eine lustige Bemerkung oder wenigstens ein kokettes Blinzeln erwartet – aber der da vom Merkur zurückkehrte, ist ein ernster, beinahe verschlossen wirkender Mann, in dessen etwas hervorquellenden Augen ein heißes Feuer brennt, wo vorher spöttisches Funkeln war, dessen Schnurrbartspitzen nicht mehr unter dem ewigen ironischen Lächeln vibrieren, sondern scharfe Linien in einem bleichen Gesicht sind.
Als sie die Bordklinik betreten, schließt sich gerade die Tür der Bioschleuse vor ihnen. Goff springt hinzu und stellt einen Fuß dazwischen. Was dann geschieht, verwirrt Hendrikje.
Doktor Quadrangel steht in der Schleuse und sagt böse: “Verschwinden Sie, Goff! Das hier geht Sie nichts an!”
Hendrikje bemerkt, daß Hermel eine Winzigkeit zögert. Dann stemmt er die Hände zwischen Tür und Rahmen und faucht zurück: “Alles geht mich an, was hier geschieht. Und wenn Sie denken, Sie könnten Ellis auch nur einen Tropfen abschwatzen – dann seien Sie sicher, daß ich es verhindern werde! Woher wissen Sie überhaupt, was in der Schatulle ist, he?”
Hendrikje begreift überhaupt nichts. Sie sieht nur, wie sich die beiden Männer wütend anfunkeln. Durch den Türspalt erblickt sie, wie der Elloraner dem Kästchen ein Flakon entnimmt, in dem es rubinrot glüht.
“So kommen Sie hier sowieso nicht herein!” Quadrangel zeigt auf Goffs blutverschmierten Raumanzug. “Reden Sie kein dummes Zeug, Quadrangel, Ellis ist auch drin.”
Hermel hat recht, denkt Hendrikje, der Elloraner trägt immer noch seinen Skaphander, und dieser ist ebenso verschmutzt wie der Hermels. Sie kann sehen, wie Ellis ein wenig von der rubinroten Flüssigkeit auf Skamanders Stirn träufelt. Nach wenigen Augenblicken verstummt das Stöhnen und Röcheln. Skamander öffnet die Augen und richtet sich auf. “Kommen Sie, Doktor”, ruft Ellis leise. Sofort dreht sich Quadrangel um und gibt damit ungewollt die Tür frei. Goff drängt gleich hindurch und zieht Hendrikje hinter sich her.
Skamander liegt in einem der Betten der Intensivstation und stützt sich auf die Ellenbogen, sein Kopf ist mit den Saugnäpfen des Encephalovisors übersät.
Goff verharrt einen Moment und flüstert bestürzt: “Es sind wirklich seine Augen! Es sind Klugwarms Augen!”
Hendrikje weiß damit nichts anzufangen, aber sie bemerkt, daß der Elloraner düster nickt. Das alles ist ihr unheimlich, die Männer verhalten sich so sonderbar. Auch jetzt, als Hermel die Hand nach dem Fläschchen mit der feurig glühenden Flüssigkeit ausstreckt und der Elloraner der Bewegung ausweicht und den Flakon schnell in dem Jaspiskästchen versteckt, begreift sie nicht, was vorgeht.
“Du hast es also wirklich, das Elixier der Sterbenden Sonne!” Goff schnauft fasziniert.
Auch Quadrangel hat unwillkürlich die Hand ausgestreckt und läßt sie jetzt kraftlos fallen.
“Das ist nichts für Terraner”, sagt Ellis leise und drückt die Schatulle gegen seine Brust.
“Ich habe es die ganze Zeit geahnt”, murmelt Goff, “du bist ein Meister…, dein Name muß sein: Marigg Dual Ellis.”
Wie ein Schatten fliegt Trauer über das Gesicht des Elloraners. “Du konntest es nicht die ganze Zeit ahnen”, sagt er, “denn Marigg Dual Ellis bin
Weitere Kostenlose Bücher