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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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so verschieden sie auch voneinander sind – und alle sind sie Menschen…”
    “Ja, aber wie…?” fragte Skamander verblüfft, doch der Bordarzt unterbrach ihn schnell: “Sie werden es erfahren, Skamander. Aber vorher möchte ich Sie bitten, etwas Toka-Toka zu nehmen…” Er reichte ihm diesen Wattebausch, der bernsteingelb verfärbt war, und bedeutete ihm, sich damit die Schläfen einzureiben.
    Skamander war viel zu überrascht, um protestieren zu können. Automatisch tupfte er sich das Zeug auf die Haut vor den Ohren und brüllte entsetzt auf: Ein schneidender Schmerz schrillte durch seinen Kopf, riß ihn förmlich auseinander – aber dann versickerte dieses Stechen irgendwo in seinem Schädel und hinterließ eine angenehme Frische und das Gefühl von Unbezwingbarkeit.
    Quadrangel grinste matt und redete weiter. “Sehen Sie, hier…”, sagte er zögernd, “das sind charakteristische Aminosäureabschnitte Ihrer Chromosomen…, und hier, das sind die entsprechenden Sequenzen der Lebewesen da unten…”
    “Die sind ja identisch!” rief Goff nach einer kurzen Pause.
    “Quatsch”, sagte Skamander unentschlossen. Das konnte nur ein Zufall sein! Aber er wußte natürlich sehr gut, daß solche Zufälle einfach ausgeschlossen waren.
    “Der Computer benötigt keine Sekunde, um Ihnen zu beweisen, daß es kein Unsinn ist”, sagte Quadrangel gedehnt, “diese Wesen dort unten sind… Ihre Schwestern und Brüder, Skamander.”
    Skamander lachte hysterisch auf; der Krampf schüttelte ihn wie ein Wirbelsturm, er glaubte fast, ersticken zu müssen.
    Irgendwie hatte Quadrangel ihn beruhigen können – Skamander erinnerte sich vage an eine Atemmaske und vier kräftige Hände, die seine Oberarme hielten. Was der Arzt dann erzählte, drang erst viel später so richtig in sein Bewußtsein.
    Die Glumps sind also aus Vaters Erbmaterial entstanden, aus jener unscheinbaren Zellkultur, aus der die neue Haut für den verbrannten Körper wachsen sollte. Damals haben die Rettungsmannschaften nur nachÜberlebenden und Toten gesucht, niemand hat das bißchen Gewebe beachtet in diesen Regeneratoren, keiner hat daran gedacht, die noch intakte Anlage abzuschalten. Der Sturm von Schwerewellen und Strahlung hat die Gene dieser Zellen zum Teil zerstört, teilweise nur deformiert. Zelle für Zelle wurde von der vernunftlosen Apparatur vermehrt, gezüchtet, weiterentwickelt.
    In wenigen Stunden hat Quadrangel den gespenstischen, seelenlosen Mechanismus analysiert, der bizarres Leben produzierte.
    Hunderte, vielleicht Tausende von Individuen wurden gezüchtet. Die meisten waren nicht lebenstüchtig, wurden von den Manipulatoren aus dem Brutschrank gestoßen, fielen auf den Boden und gefroren sofort zu eisigen Klumpen. Diejenigen Mutationen, die lebensfähig waren, wurden durch das Nährkonzentrat in den Regeneratoren am Leben erhalten, aber irgendwann mußten auch sie von der Automatik aus dem Brutschrank entfernt werden.
    Nun setzte eine äußerst makabre Auslese ein. Irgendeins dieser Wesen muß aufgrund der ganz und gar zufälligen Veränderungen in seinen Erbanlagen befähigt gewesen sein, die tödliche Kälte zu ertragen. Unter seiner Körperwärme tauten einige der vielen Totgeburten auf – es hat dann wohl dem Urinstinkt der Nahrungsaufnahme gehorcht und seine kleinen Zähne in das Fleisch geschlagen…
    Vielleicht hat dieses Wesen nicht überlebt, sondern erst das nächste seiner Art, ein noch besser angepaßtes, oder das übernächste, das zehnte, zwanzigste. Eins aber muß zumindest so lange existiert haben, bis ein weiteres lebensfähiges Individuum aus dem Regenerator gestoßen wurde. Sie haben sich umklammert, gewärmt, bis ein drittes, ein viertes kamen…
    Quadrangel hatte diese Theorie bewiesen. Die Reste der Gewebekultur in dem Regenerator enthielten auch noch einige wenige unversehrte Zellen – es waren eindeutig Zellen des Präparats, aus dem die neue Haut wachsen sollte…
    Und ganz sicher konnten gerade die Individuen, die aus den unbeschädigten Genen wuchsen, nicht überleben, denn es wären so kälteempfindliche Menschen geworden wie Skamander und Goff und Ellis und Quadrangel…
    Skamander atmet tief durch. Er war einem Zusammenbruch nahe gewesen, als er es endlich begriffen hatte! Anfangs würgte ihn Ekel bei dem Gedanken daran, daß all diese Scheusale aus ebendemselben Genfond entstanden sein sollten wie er selbst. Doch ging dann eine geheimnisvolle Wandlung in ihm vor, und es zog ihn wie ein

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