Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)
Warmkalt gekommen. Vier! Soviel waren es noch nie.
Klugwarm erinnert sich noch daran, wie sich die Glumpe das erstemal wälzte. Lange hatte er im Schleimigen Mund gelegen. Der Mund wurde immer kleiner, schließlich spie er Klugwarm aus. Dann kam die Kälte, die furchtbare Kälte.
Viel später hat Klugwarm oft vor den Schleimigen Mündern gestanden und sie beobachtet. Nein – sie wurden nicht mehr kleiner, dafür wurden die Warmkalts in ihnen immer größer – sie wuchsen. Allmählich dämmerte es ihm, daß es bei ihm ähnlich gewesen sein mußte. Aber warum hatte er dann das Gefühl, daß der Mund, aus dem er kam, immer kleiner wurde? Als er in die eisige Kälte fiel, stürzte er auf viele, viele Warmkalts, die schon vor ihm aus den Mündern gefallen sein, mußten. Zuerst aß er. Er riß große Brocken aus dem Warmkalt, auf dem er lag. Als er in ein anderes beißen wollte, bewegte sich dieses, und Klugwarm wußte, daß es warm ist. Sie krochen übereinander und umschlangen sich, gaben sich gegenseitig Wärme. So wurden sie die Glumpe. Immer mehr Glumps kamen dazu, und jedesmal, wenn sie sich wälzten, wurde der Weg zu den Mündern weiter. Damals wälzte sich noch jeder so, wie er es wollte. Viele Glumps gingen zurück in die Kälte, weil sie zu schwach waren, um sich in die Mitte zu wälzen. Da wurde die Glumpe wieder kleiner und verlor an Warmkraft.
Niemand hat ihnen gesagt, daß sie sich anders wälzen müssen. Sie taten es einfach, und als die Glumpe wieder erstarkte, wußten sie, daß es richtig war. Die Zeichen hat ihnen auch niemand gesagt, sie kamen von selbst, weil sie nötig waren. Manchmal aber dachte Klugwarm schon, daß es doch jemanden geben muß, der ihnen alles gab und gibt. Die Münder geben Warmkalt – das ist klar. Aber haben sie auch die Zeichen gegeben? Vielleicht gibt es irgendwo eine große Kaltkraft, die alles macht und gibt, oder ist es eine große Warmkraft? Auf diese Fragen findet auch Schisch keine Antwort.
Später ist die Glumpe noch größer.
Das neue Wort “später” gefällt Klugwarm. Später – was man alles damit sagen kann! Die Glumpe gibt sein Trommeln weiter. Er muß sich beherrschen, darf seinen Fingern nicht freien Lauf lassen. Das würde den Rhythmus zerstören, in dem die Glumpe schwingt und zittert. Aber wie schwer ist es, den Jubel zurückzuhalten, wie schwer, nicht ein irrsinniges Stakkato auf die Leiber der Glumps zu schlagen!
Die drei Warmkalts, die kalt geblieben sind, haben für eine Mahlzeit gereicht. Wie glücklich war Klugwarm, als es um ihn herum schmatzte und grunzte. Warmkalt ist besser als Kaltkalt. Kaltkalt muß er von woanders holen. Es sind weniger Schritte, aber das Kaltkalt ist schwerer und viel kälter. Sie müssen es erst lange in der Mitte der Glumpe wärmen, bevor sie es essen können. Dabei sondert es viel Flüssigkeit ab, die man auflecken kann. Das hat den Vorteil, daß sie nicht die Flüssigkeit vom Boden der Welt lecken müssen, aber sie verlieren auch sehr viel Wärme dabei. Doch Warmkalt wächst langsam, und Kaltkalt ist genügend da. Es wächst nicht – es ist einfach da. Woher ist es gekommen, gibt es irgendwo Münder für Kaltkalt?
Die Glumpe ist immer warm. Immer warm ist die Glumpe. Klugwarm verändert die Worte des Großen Gesangs ein wenig. Früher haben sie nur getrommelt: Warm ist die Glumpe. Immer – das ist auch so ein Wort, das man gut gebrauchen kann. Überhaupt gibt es viel mehr Worte als Dinge. Gibt es so viele Worte wie Schritte?
Klugwarm überlegt und gerät dabei aus dem Takt. Die Glumpe wird unruhig. Klugwarm reißt sich zusammen. So etwas ist ihm noch nie passiert. Aber die Frage ist auch sehr schwer. Wenn es hinter jedem letzten Schritt weitere Schritte gibt, dann gibt es doch hinter jedem letzten Namen ebenfalls weitere Namen. Wie viele Worte mögen das sein?
Erneut steigt beunruhigtes Röcheln und Schnaufen aus der Glumpe empor. Schisch drängt sich dichter an Klugwarm und fragt ängstlich:“Was ist mit dir, Klugwarm? Du singst den Großen Gesang sehr schlecht…”
Alles ist die Glumpe, die Glumpe ist alles. Warm ist die Glumpe, die Glumpe ist warm.
Hastig trommelt Klugwarm die Worte in die Glumpe, dabei sagt er stöhnend: “Es sind die Fragen. Es gibt davon mehr als Schritte bis zu den Schleimigen Mündern. Manchmal denke ich, der Große Gesang ist falsch.”
Schisch zischt verblüfft: “Warum falsch?”
“Nun, es ist schwer, die Worte dafür zu finden… Vielleicht ist die Glumpe nicht alles,
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