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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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vielleicht gibt es noch etwas, was mehr ist als die Glumpe?”
    Diesmal klingt Schischs Zischen beinahe zärtlich: “Siehst du, hörst du, riechst du oder fühlst du etwas, was mehr ist als die Glumpe? Deine Kaltkraft sagt dir oft Dinge, die nicht sind, Klugwarm.”
    Klugwarm überlegt. Ja, Schisch hat recht, und mit keiner Art des Tastens vermag er etwas zu finden, was mehr ist. Aber wie kommen dann all die Dinge, die man nicht tasten kann, in seine Kaltkraft?
    “Ich denke, es gibt keine letzten Schritte, keine letzten Worte und keine letzten Dinge”, sagt er langsam. “Warum soll es also nur eine Glumpe geben, wenn alle anderen Dinge kein Ende haben?”
    “Deine Worte sind kalt, Klugwarm!” tadelt ihn Schisch. “Geh zu den Schleimigen Mündern, und du wirst den letzten Schritt tasten können. Es gibt den letzten Schritt!”
    Beinahe scheint es Klugwarm, als wäre Schisch böse. “Aber wenn ich denken kann, daß hinter jedem letzten Schritt noch weitere Schritte Hegen, wenn ich es denken kann – warum kann es nicht so sein, wie ich es
    denke?”
    “Sein kann nur, was man tasten kann”, zischt Schisch unwillig.
    Klugwarm weiß plötzlich, daß Schisch unrecht hat. Aber er sagt nichts mehr, um sie nicht weiter zu reizen. Schisch wird schnell zornig, wenn er von Dingen spricht, die ihre Kaltkraft nicht zu fassen vermag. Nein, Schisch hat nicht recht, wenn sie sagt, sein könne nur, was tastbar ist. Dann wäre ja so vieles nicht, was Klugwarm mit dem Kalttasten wahrnehmen kann, nur weil Schisch nicht kalttasten kann. Schisch kann die Dinge nur nach der Form unterscheiden, und selbst das nicht so genau, weil ihr Mundtasten schwächer ist als Klugwarms Kalttasten. Klugwarm aber kann auch Dinge von gleicher Form unterscheiden. Also gibt es doch Unterschiede, obwohl Schisch sie nicht tasten kann. Schisch hat unrecht. Was ist mehr als die Glumpe? trommelt Klugwarm, hingerissen von seinen Gedanken, und ein verständnisloses Ächzen geht durch die Glumpe. Und auf einmal denkt Klugwarm: Es ist nicht gut, wenn ich ihnen Fragen stelle, von denen sie kalt werden.
    Er seufzt und tut etwas, wovon er nicht sagen kann, ob es schlecht ist oder gut. Er beendet den Großen Gesang mit den Worten: Nichts ist mehr als die Glumpe, die Glumpe ist alles, alles ist die Glumpe.
    Ein Stöhnen der Erleichterung läßt die Glumpe erbeben, und Schisch streichelt zärtlich mit ihren Stummeln über seinen Körper. Vielleicht ist es gar nicht gut, Dinge zu suchen, die man nicht tasten kann, denkt Klugwarm, als Schischs Wärme auf ihn übergeht. Man kann sie nicht essen und trinken, diese Dinge, wozu also? Und doch, denkt er noch, und doch – fast ist es wie Essen und Trinken, und ein wenig ist es auch wie das Spiel, das Schisch und er jetzt spielen werden: aufregend, kräftigend und schwächend zugleich, wie ein Ziel, das – kaum hat man es erreicht – schon wieder in unendliche Ferne gerückt scheint.
    Klugwarm umklammert Schisch mit seinem Arm und drängt zwischen ihre Beinstummel. Die Warmkraft tobt in seinem Leib, und er gibtSchisch davon, bis der Überfluß aus ihm geströmt ist, wie zuvor die Gedanken aus seiner Kaltkraft strömten. O ja! Das ist es, das ist mehr als die Glumpe! Schisch ist mehr als die Glumpe, das Spiel mit der Warmkraft ist mehr, ich bin mehr…
    Noch lange pocht es so laut in ihm, daß er meint, die ganze Glumpe müsse es tasten können.
    Aber irgendwie war es diesmal anders. Schisch hat vorsichtig und zurückhaltend genommen und sich so gedreht, daß er ihren aufgeblähten Leib nicht berührt. Sie hat auch nicht mehr gefordert wie sonst. Klugwarm streichelt schläfrig ihren Rücken, sein Atem wird eins mit Schischs Atem, das Pochen seiner Warmkraft beruhigt sich. Da zwängt sich ein flacher Schädel durch die Leiber der Glumpe, und Klugwarm hört ein erregtes Röcheln. Rochs Fingerstümpfe trommeln auf seinem Rücken. Er möchte auch mit Schisch spielen, Klugwarm spürt kalte Gedanken in sich: Roch soll nicht mit Schischs Wärme spielen… Schisch soll nur mit ihm spielen… Es gibt doch noch so viele andere Glumps, zu denen Roch gehen kann…
    Ein hohes Wimmern dringt in Klugwarms Gedanken. Das ist der neue Glump. Roch trägt ihn immer bei sich, wärmt ihn, füttert ihn, hütet ihn.
    Klugwarm weiß, daß er seine kalten Gedanken nicht auf Rochs Körper trommeln darf. Nur Schisch darf sagen, ob sie mit Roch Wärme tauschen will. Und doch tut er es. Er trommelt: “Geh! Schisch ist nicht hier!”
    Roch grunzt

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