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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Dayon blickte Amsel an.
    »Was ist das für ein Geräusch?«, fragte er.
    Amsel runzelte die Stirn. »Die Frostdrachen«, sagte er. »Sie sind zornig und fürchten sich.« Dann riss ein Windstoß die Wolken auf, und Amsel sah die dunklen Flügel des Letzten Drachen gegen den Mond.
    Der Düsterling flog verwirrt im Kreis herum. Er hatte die Flamme benutzt, aber er hatte nicht getroffen! Sein Geheimnis war kein Geheimnis mehr. Der Drache lebte noch. Das durfte nicht sein! Seine Bestimmung war es, den Drachen zu besiegen, er war es, der sich um das Überleben der Frostdrachen bemüht hatte. Der Düsterling wusste, dass er jetzt nicht mehr zurücknehmen konnte, was er getan hatte. In einem einzigen hitzigen Moment hatte er sich einem der ältesten Gesetze der Drachen widersetzt, und er hatte versagt. Sein Zorn wich plötzlich einem Gefühl der Panik, und in seiner Panik sah er den Drachen zu ihm emporfliegen.
    Er brauchte nicht den Zorn in den Augen des Drachen zu sehen, um zu wissen, was jetzt auf ihn zukam. Er hatte die Flamme benutzt, um zu töten. Etwas Schlimmeres gab es nicht. Der Drache würde selbst sein Leben aufs Spiel setzen, um ihn zu bestrafen.
    Der Düsterling zog eine scharfe Kurve von dem Drachen weg und schlug wild mit den Flügeln in dem dicken Rauch, der von unten aufstieg. Er konnte nichts mehr sehen. Irgendetwas schlug heftig gegen seinen Schwanz. Er schrie auf vor Schmerzen und torkelte einen Moment, bevor er wieder Luft unter den Flügeln hatte. In diesem Augenblick riss der Wind den Rauchvorhang auseinander, und plötzlich sah er wieder: Vor ihm und überall um ihn herum flogen die Frostdrachen. In ihren Augen, die im Rauch wie glühende Kohle leuchteten, sah er Zorn und Verwirrung. Er hatte sie davon überzeugt, dass es keine Drachen mehr gab. Er hatte sie in den Süden getrieben. Jetzt war ein Drache zurückgekehrt, und er hatte versucht, ihn mit Feuer anzugreifen! Die Frostdrachen verstanden das alles nicht, aber sie wussten eines: Solange der Drache lebte, würden sie ihm treu ergeben sein, auch auf Kosten irgendeines anderen Lebewesens.
    Der Düsterling stieß einen letzten, gepeinigten Schrei aus, einen leidenschaftlichen Schrei, wie er ihn noch nie zuvor von sich gegeben hatte. Die Frostdrachen verstanden nicht, was er für sie getan hatte. Ein Dutzend kraftvoller Schwänze fegte durch die Wolken, und der Düsterling spürte, wie die Schläge seine Flügel zerschmetterten. Begleitet von den Schreien der Frostdrachen, stürzte er ab. Unten sah er das brennende Meer warten. Seine eigenen Artgenossen hatten ihn dorthin geschleudert – aber nein, sie waren nicht seine Artgenossen. Sie waren es nie gewesen. Er war einsam und für sich geflogen, immer allein. Wenigstens würde es jetzt keine Einsamkeit mehr geben. Der Düsterling nahm den Gedanken mit in die Flammen.
    Als Falkenwind aufschrie, blickten auch die anderen auf und sahen einen riesigen Frostdrachen hilflos aus den Wolken herunterstürzen. Der Falke kreischte laut auf, als das riesige Wesen auf das Meer zustürzte. Für den Bruchteil einer Sekunde sahen sie den Düsterling deutlich vor sich, dann ging er unter in dem Inferno auf den Wogen. Der Aufprall schleuderte rote und orangefarbene Flammenbündel hoch, die nahe den Schiffen wieder herunterkamen. Brennende Öltropfen spritzten an Bord und entzündeten kleine Feuer, die jedoch rasch gelöscht wurden.
    Inmitten der Flammen tauchte der Düsterling noch einmal auf, mit brennendem Kopf. Aus seiner Kehle ertönte ein letzter Schrei, der alle erschreckte, ein reumütiger Ton, der zu den Wesen über ihnen hinaufzog. Dann verschluckte das Feuer ihn. Er ging unter, und das brennende Meer schloss sich über den übel zugerichteten Spitzen seiner Hörner.
    Fandoraner und Simbalesen standen an der Reling des Flaggschiffs, wie betäubt von dem, was sie gesehen hatten. Sie behielten das Meer im Auge, während das Schiff sich immer weiter von den Flammen entfernte – sie behielten das Meer im Auge, aber der Düsterling tauchte nicht mehr auf.
     
    Hoch über den Schiffen umkreiste der Letzte Drache langsam die Frostdrachen. Er brüllte vor Stolz, denn die Horde hatte ihm Achtung erwiesen; sie hatten sich zusammengeschlossen gegen das dunkle Wesen, das ihren Untergang herbeigeführt hätte.
    Er erklärte den Frostdrachen, warum die Drachen angeordnet hatten, dass sie dem Land im Süden fernbleiben sollten. Die Hitze dort hätte sie umbringen können; die Menschen konnten überleben, wo sie es

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