Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert
in
Gelächter, Gejohle und Anfeuern aus. Bronk jedoch starrte sie
ungläubig an. »Ach, sie braucht Hilfe von ihrem kleinen
Brüderchen. Wie niedlich!«
»Pssst!« flüsterte Kitiara, allerdings nicht besonders leise.
»Zurück, Caramon. Das hier ist mein Kampf.«
»Das wäre nicht ehrenhaft«, fing Caramon ernsthaft an und
versuchte, sich dabei wie ein großer Krieger anzuhören. Der
Robustere der beiden Majerebrüder stapfte vor, um sich Bronk
zu stellen, der stehengeblieben war, weil er nicht recht wußte,
mit wem oder mit wie vielen er jetzt kämpfen sollte.
Dann kam wieder ein Schubs von hinten, und diesmal
stolperte Caramon Hals über Kopf nach vorn, prallte gegen
einen Gemüsekarren und brachte diesen gefährlich ins
Schwanken. Der Besitzer, der mitten aus einem
vielversprechenden Verkaufsgespräch gerissen wurde, stieß
einen Fluch aus. Er packte den Jungen am Kragen seiner
Tunika und hob ihn hoch, bis Caramons Beine in der Luft
baumelten. Das war wirklich das Spaßigste bisher, fand die
wachsende Zuschauerzahl.
»Ich werd’ dir schon beibringen, was ehrenhaft ist und was
nicht, kleiner Bruder«, schalt Kitiara. »Besonders wenn es um
meine Ehre geht.«
Caramon riß sich von dem Gemüsehändler los und klopfte
sich würdevoll den Staub ab. Rachsüchtig funkelte er Kitiara
an.
»Ich wollte ein Kav… Kav…«
»Kavalier!« flüsterte Raistlin, bevor er sich auf ein Stück
Felsen setzte. Er sah mit seinen wäßrigen Augen lange nicht so
fasziniert zu wie der Rest der Gruppe.
»Kavalier sein!« rief Caramon mit einem dankbaren Blick zu
seinem Bruder. Wild entschlossen baute er sich vor Kitiara auf
– die Nase in ihrer Brusthöhe.
»Dann versuch doch, woanders Kavalier zu sein«, schlug
Kitiara einlenkend vor. Sie stieß ihn zur Seite.
»Undankbare!« sagte Caramon, der wieder vortrat.
»Hosenscheißer!« gab sie mit blitzenden Augen zurück.
Inzwischen hatten die anderen Bronk vergessen, und der
Streithahn hatte sich
– etwas erleichtert – in der Menge in
Sicherheit gebracht. Alle Augen hingen an Caramon, als dieser
den ersten Angriff führte, indem er seinen Stock hochschwang
und Kit fest gegen den rechten Arm schlug. Auf diese schnelle
Attacke folgte eine zweite, die sie an den Knien traf. Keuchend
krümmte sie sich zusammen.
Von den Zuschauern
– jetzt genausoviel Erwachsene wie
Kinder – kamen anfeuernde Rufe, während sie sich zu einem
Halbkreis um die streitenden Geschwister scharten. Caramon
gelang es irgendwie, über Kitiaras zusammengekauerte Gestalt
zu springen und ihr dabei mit dem Griff seiner Spielwaffe
einen Schlag gegen den Rücken zu verpassen. Für ein so
kleines Kind zeigte er eine beeindruckende
Körperbeherrschung.
Doch noch während Caramon sich umdrehte, um zufrieden
in die Menge zu grinsen, richtete Kit sich auf und fuhr auf ihn
los, packte den Jungen am Bauch und warf ihn sich über die
Schulter wie einen Sack Kartoffeln. Sie wirbelte ihn einmal im
Kreis, um ihn dann in hohem Bogen rücklings in das brackige
Wasser eines nahen Trogs zu schmeißen.
Die Menge explodierte vor Schadenfreude. Diese Schreie
brachen ab, als Caramon aus dem Trog sprang und sich
-
triefnaß und verschmiert
- auf seine Schwester stürzte. Dabei
stieß er etwas aus, was er für einen solamnischen Kriegsruf
hielt. Caramon erinnerte sich vage daran, mal so etwas gehört
zu haben, doch in Wahrheit war es eher der Spottruf eines
Kenders.
Zack! Diesmal fing Kitiara seinen Schlag mit dem
ausgestreckten Arm ab und den nächsten mit der Hand, so daß
Caramon sich einmal im Kreis drehte – wo hat er denn das
gelernt? fragte Kit sich beiläufig –, um dann von hinten ihre
Schulter zu treffen.
Kitiara rieb sich betreten die Schulter, war aber trotz des
Schmerzes amüsiert. Sie hatten schon oft auf diese Weise im
Wald gerauft. Gut, daß der Stock nicht besonders dick oder
schwer war, fand sie. Caramon hingegen wurde allmählich
richtig munter. »Autsch!« schrie sie auf, als sie etwas am Ohr
traf. »Das hat jetzt weh getan!«
»Tschuldigung«, sagte Caramon keuchend. Er grinste wie
ein betrunkener Kender und amüsierte sich offensichtlich
ebenfalls.
Kitiara fuhr herum, duckte sich und erwischte die Beine des
Dreikäsehochs. Während Caramon Schlag um Schlag auf ihren
Kopf niedersausen ließ, warf Kit ihn auf die Erde. Er ließ den
Stock fallen, und sie schaffte es, diesen fortzutreten.
Dabei nagelte sie Caramon an den Boden, schnappte sich
eins seiner Beine und bog es nach hinten.
Gleichzeitig
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