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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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herunter, und ein
Mitglied der Gruppe, ein dicker, muskulöser Kerl, gab seinem
Knappen eine Ohrfeige. Aber es war mehr ein gutmütiger
Klaps gewesen, und die anderen Männer lachten lauthals, als
der Knappe sich sputete, alles in Ordnung zu bringen. Die
Männer achteten nicht auf das bunte Markttreiben. Sie waren
zu wichtigeren Abenteuern unterwegs.
Einen Augenblick lang fragte sich Kit, ob sie sie ansprechen
und nach ihrem Vater fragen sollte. Vielleicht hatten sie etwas
von Gregor Uth Matar gehört oder ihn sogar einmal getroffen.
Sie sahen aus wie Halunken, die viel herumgekommen waren.
Aber sie zauderte zu lange, und bevor sie sich ein Herz fassen
konnte, waren sie bereits wieder aufgebrochen, wobei sie
immer noch lachten und herumbrüllten.
Weil sie so versunken in das war, was um sie herum vorging,
überhörte Kitiara die dummdreisten Spaße und Sprüche der
Kinder hinter ihr zunächst. Aber jetzt wurden ihr einige der
Kommentare bewußt.
»Na, wenn das nicht Fräulein Holzfäller ist!«
»Bißchen von der mütterlichen Sorte!«
»Nicht gerade eine Schönheit, soviel steht mal fest!«
Sie drehte sich zu einer Horde Jungen und Mädchen ihres
Alters oder etwas älter um. Ein paar von ihnen, die sich mit den
Ellenbogen anstießen und einander neckten, kannte sie aus der
Schule, auch wenn sie sie eine Weile nicht mehr gesehen hatte.
Wegen ihrer häuslichen Pflichten und der Erziehung der
Zwillinge hatte Kitiara nur wenig Zeit für die Schule gefunden.
Um genau zu sein, hatte sie nur überhaupt sehr wenig Zeit für
sich selbst, gerade genug für ein paar Augenblicke Tagträumen
oder für ihr geliebtes Schwerttraining. Im letzten Winter hatte
sie Gilon erklärt, daß sie nicht mehr in die Schule gehen würde.
Ihr Stiefvater wußte nur zu gut, daß Einwände nutzlos waren,
wenn Kit ihm etwas sagte und dabei auf diese Weise ihre
Hände in die Hüften stemmte und die Lippen
aufeinanderpreßte.
Einen der Jungen, den Fetten mit dem rosa Gesicht, das von
braunen Sommersprossen übersät war, kannte sie schon von
früher her gut – ein zudringlicher Kerl namens Bronk Wister.
Bronk war der geborene Unruhestifter, Sohn eines Gerbers, mit
dem Gilon hin und wieder Tauschgeschäfte machte. Bronks
Vater lächelte Kit immer freundlich an, aber sein Sohn hatte es
sich in den Kopf gesetzt, daß er ihr überlegen war. Er reizte sie
gern mit Anspielungen auf Gilon, Rosamund und die
Zwillinge. Um es ihm heimzuzahlen, rief Kit ihn »Flecki«, aus
offensichtlichen Gründen.
»Na, das ist doch unser Flecki«, erwiderte sie und stützte in
der für sie typischen Weise die Hände in die Hüften.
Der kleine Raistlin neben ihr beobachtete die Gegner
wachsam.
»Heute schon ein paar gute Bäume gefällt?« Bronks
höhnisches Lachen klang rauh und mißtönend wie der Schrei
eines Esels.
»Mal wieder ein paar Spiegel zerbrochen mit deiner
häßlichen Visage?« gab sie zurück.
Die jungen Leute jubelten. Sie wollten ihren Spaß haben,
und es war ihnen egal, wer die Zielscheibe des Spottes war.
Bronk trat mit verächtlicher Miene vor und krempelte die
Ärmel hoch. »Ich sollte dir mal eine Lektion erteilen. Was du
brauchst, ist eine ordentliche Tracht Prügel. Genau wie jeder
Junge.«
Raistlin schaute sich nervös um, konnte Caramon aber nicht
entdecken. Instinktiv wich er einen Schritt zurück.
Im gleichen Moment trat Kitiara vor ihn, um ihren kleinen
Bruder abzuschirmen.
Kitiaras Lächeln war abschätzig. Flecki vor seinen blöden
Freunden zu verhauen, würde den Morgen so richtig abrunden.
Ob sie gewann oder verlor, der Kampf würde sich auf jeden
Fall lohnen.
Die Jungen und Mädchen feuerten Bronk an, als er langsam
vortrat und dabei mit den Fäusten wie mit kleinen Schilden vor
seinen Augen kreiste. Kit suchte sich einen guten Stand und
erwartete seinen Angriff.
Plötzlich wurde sie von hinten geschubst und, als sie ihr
Gleichgewicht verlor, beiseite geschoben. Ein neuer Kämpfer
war galanterweise an ihre Stelle getreten.
»Laß meine Schwester in Ruhe!« schrie der fünfjährige
Caramon, der seine kleinen Fäuste phantasievoll erhoben hielt.
In der einen Hand schwang er einen dicken Ast, der fast so
lang war wie er selbst. Kits kleiner Bruder reichte ihr erst
gerade bis zur Brust, aber er war stämmig – und mutig – für
sein Alter. Seine braunen Augen – kaum zu sehen hinter den
strubbeligen, goldbraunen Haaren, die ihm in die Stirn hingen
– blitzten vor Wut.
Den Zuschauern gefiel die Wende. Sie brachen erneut

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