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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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schlief noch,
stellte Kit nach einem forschenden Blick fest. Gut. Soll sie
schlafen. Sie wies Raist an, ruhig zu sein.
Dann schlich sie sich zu Caramon, der immer noch friedlich
schnarchte. Raist folgte ihr wie immer. Caramon rührte sich
nicht einmal, als sie näher kamen. Dieser kleine Kobold könnte
sogar einen Bergrutsch verschlafen, dachte Kitiara.
Sie nahm das Kissen fest in die Hände und beugte sich vor,
um nah an sein Ohr zu kommen. Als Kit ihrem kleinen Bruder
das Kissen unterm Kopf wegzog, stieß sie einen wilden Schrei
aus: »Von Feinden umzingelt!«
Caramons Augen flogen auf, als sein Kopf auf das Kopfteil
knallte. Im nächsten Moment war er vom Bett gesprungen und
hatte eine kindliche Kampfstellung angenommen. Sein
benommener Blick nahm einen etwas dümmlichen Ausdruck
an, als er Kitiara auf dem Boden liegen sah, wo sie sich den
Bauch hielt. Raistlin lächelte immerhin.
»Aua«, sagte Caramon. »Ich war mitten in einem Traum.«
»Vielleicht träumst du zuviel«, sagte Raist kühl.
Caramon warf ihm einen beleidigten Blick zu.
»Erster Frühlingstag!« verkündete Kitiara. »Der Markt geht
los.« Sie war bereits aufgestanden und hielt auf die Tür zu,
Raistlin hinterher.
»Was ist mit Mutter? Sollten wir nicht auf Vater warten?«
fragte Caramon weinerlich.
Aber Kit und Raist waren schon aus der Tür gelaufen, und
Caramon, der mit seinen Kleidern kämpfte, mußte sich beeilen,
wenn er sie einholen wollte.
Später am Vormittag brannte die Sonne schon heiß vom
Himmel, und jede Erinnerung an den Winter war verflogen.
Für jemanden, der während der kalten Monate in Solace
festsaß, ganz zu schweigen von denen, die dort ihr ganzes
Leben festsaßen –, war dieses erste Frühlingsfest die schönste
Zeit im Jahr. Es war ein Tag, an dem sich die Tore des
Städtchens wirklich öffneten und an dem es so aussah, als
würde der ganze Rest der Welt eintreten und sich fröhlich
vorstellen.
Alles Leben in der Stadt spielte sich nicht mehr auf den
hohen Hängebrücken, sondern in den unteren Ebenen ab, wo
der Marktplatz und die Schmiede lagen. Die Bewohner von
Solace liefen auf dem Platz herum, begrüßten Freunde und
bildeten Grüppchen, die zu den Nordfeldern außerhalb der
Stadt aufbrachen, wo der Markt des Roten Mondes stattfand.
Kitiara und ihre beiden Brüder kundschafteten erst den Platz
aus, bevor sie sich denen anschlössen, die zum Markt
hinüberliefen.
Wo die dicht stehenden Vallenholzbäume aufhörten und der
Markt des Roten Mondes begann, blieben Kit und die Jungen
einen Augenblick stehen, um alles in sich aufzunehmen – was
sie sahen, was sie hörten, die Fremden…
Händler, die ihr ganzes Leben damit verbrachten, auf
Ansalon von Fest zu Fest zu reisen, hatten Zelte mit bunten
Wimpeln aufgestellt. An Verkaufsständen wurden
Wandbehänge, Glasgefäße und Schmuck, unförmige Möbel,
Heilkräuter, Kupfergeschirr und Schuhe, Leinen und Kleider
feilgeboten – einfach alles. Notare standen mit Wachs und
Pergament bereit, um Verträge zu besiegeln;
Musikantengruppen drängten sich durch die Menschenmenge;
es gab Vorstellungen mit abgerichteten Tieren und Seiltänzern.
Überall herrschte Gedränge.
Es war wirklich die Honigseite des Menschenlebens und
einiger, die eindeutig keine Menschen waren. Unter den
Reisenden, die zu diesem Fest hergekommen waren, befanden
sich viele Kinder, ein paar Elfen, dazu Zwerge, die zumeist für
sich blieben, und sogar ein einzelner, hochmütiger Minotaurus,
von gewaltiger Gestalt, dem überall, wo er hinkam, eine breite
Gasse freigemacht wurde.
Caramon war stehengeblieben, und sein Blick klebte auf ein
paar Eisensachen. Er hörte zu, wie der Handwerker die Güte
seiner Ware anpries, während er sie an seine Zuhörer verkaufte.
Da er unterhalb der Blickhöhe des Mannes sicher war, langte
Caramon hin, um die kunstvoll gearbeiteten Schnallen und
Sporen zu betasten.
Kitiara und Raistlin warteten ein paar Schritte weiter
geduldig auf ihn. Kitiara war inzwischen etwas hungrig
geworden und durchsuchte ihre Taschen nach Münzen.
Skeptisch sah sie einen Stand an, der gebratene Möwe oder
Hase und ein grünes Getränk anbot, in dem gehackter Diptam,
Gartenraute, Gänsefingerkraut, Minze und Levkojen
zusammengemengt waren. Kein Geld. Egal. Sie reckte ihr Kinn
in die Luft und atmete mit tiefen Zügen die Gerüche um sie
herum ein.
Dann fiel ihr eine Gruppe Männer in kunterbunter
Aufmachung auf, die am Rand des Festplatzes standen. Von
einem ihrer Pferde rutschte der Sattel

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