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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Landarbeiter waren, Speere
trugen.
    Dieser beeindruckende Trupp war den Vieren, die ihm
auflauerten, an Zahl und Bewaffnung weit überlegen.
Erschrocken fragte sich Kitiara, ob sie Ursa und den anderen
irgendwie ein Zeichen geben sollte. War ihnen klar, mit
wieviel Männern sie es aufzunehmen hatten? Hatten sie die
ganze Zeit geplant, einen solchen Gegner zu besiegen? Kit
stieß einen leisen Überraschungslaut aus, als sie eine Gestalt in
der Mitte der Gruppe ausmachte, die auf einem blassen
Rotschimmel ritt, dem besten Pferd von allen. An dessen
schmucken Sattel war eine kleine, verzierte Kiste gebunden,
die – wie Kit vermutete – das begehrte Objekt enthielt.
    Der Reiter dieses Pferdes war jung und schlank. Er hatte
einen Schnurrbart und kurze, schwarze Haare und war
unbewaffnet. Gekleidet war er in eine schwarze Herrenweste
und eine weiße Spitzenbluse, und selbst von hier oben, aus
einer Entfernung von mehreren tausend Schritt – besonders auf
eine solche Entfernung –, erkannte Kitiara, daß man ihn leicht
mit ihr verwechseln konnte.
    Sie duckte sich noch tiefer und sah zitternd zu, wie die ersten
Reiter hinter der Kurve verschwanden. Der Rest des Gefolges
kam einzeln nach. Scheinbar endlos – in Wirklichkeit vielleicht
nur einige Momente
– herrschte gespannte Stille. Die Reiter
würden etwa fünf Minuten brauchen, bis sie um die Kurve
waren, schätzte Kit. Doch die Stille hielt an, bis Kitiara
glaubte, sie müßte schreien. Es war, als würde alles schweigen,
die Vögel, die Tiere, sogar der Wind. Kitiara verrenkte sich
den Hals, konnte aber nichts erkennen.
    Plötzlich ringelte sich vom Boden eine Staub- und
Rauchwolke hoch. Die Wolke reichte nicht ganz bis zu ihrem
Ausguck, so daß sie von oben auf sie herabsehen konnte. Sie
hatte eine ungewöhnliche, perlweiße Farbe, die im Sonnenlicht
fast durchsichtig aussah, doch innendrin schwirrten kleine,
pechschwarze Teilchen herum.
    Während sie noch staunte, knisterte die Wolke, und jedes der
kleinen, schwarzen Teilchen brach auf. Soweit Kitiara
erkennen konnte, stiegen an die tausend schwarze Krähen auf,
die krächzten und kreischten und in einer so dichten,
entsetzlichen Masse herumflogen, daß Kit die Augen zukniff
und die Arme in die Luft warf, um sie abzuwehren. Ob sie echt
waren oder nur Illusion, wußte sie nicht, doch als sie nach
einigen Sekunden wieder die Augen aufschlug, waren sie
allesamt verschwunden. Als sie hinunterschaute, sah sie, daß
die perlweiße Wolke sich ebenfalls aufgelöst hatte.
    Während dieses Vorfalls hatte Kit vage mitbekommen, daß
unten geschrien, geflucht und gekämpft wurde. Sie meinte,
Ursa hätte etwas gerufen. Sie hörte Stöhnen und Todesschreie
und hoffte, daß El-Navar nicht unter den Sterbenden war.
    Unter ihren Augen kamen mehrere der Ritter und
Feldarbeiter um die Kurve herum geritten, wo sie offenkundig
verwirrt haltmachten, als wäre etwas, das sie gejagt hatten, auf
einmal verschwunden. Zwei oder drei von ihnen waren
verwandet und bluteten. Verdächtigerweise fehlte der junge
Edelmann, und Kitiara überschlug schnell, daß von der
ursprünglichen Zahl Männer etwa die Hälfte fehlte.
    Wie Ursa und seine Männer entkommen waren – falls sie
entkommen waren –, wußte Kitiara nicht, aber das hier war ihr
Einsatz.
    »He da!« rief sie mit der tiefsten Stimme, die sie zustande
brachte. Sie stand auf dem Felsvorsprung, wo sie für die dort
unten deutlich sichtbar war, und winkte mit den Armen. Auf
den aufwärts gerichteten Gesichtern konnte Kitiara die
Verwirrung darüber sahen, daß ihr Herr so weit oben und so
fern war. »Hier hoch!« rief sie. »Schnell!«
    Dann fegte Kit außer Sichtweite, um auf die wartende
Cinnamon zu springen. Nachdem sie einen Moment gelauscht
hatte, registrierte sie zufrieden Stimmengewirr und dann
Hufgeklapper auf der Straße. Sie wußte, für den Aufstieg
würden sie eine Weile brauchen.
    Sie hetzte Cinnamon die Serpentinen eines wenig
begangenen Pfads hinauf, der noch höher in die Berge führte.
Zweige peitschten Kit ins Gesicht. Scharfe Felsvorsprünge
kratzten ihr die Beine auf. Einmal geriet Cinnamon ins
Stolpern, und Kitiara mußte absteigen und sie am Zügel ziehen,
um die Stute wieder in Gang zu bringen. Kleine Tiere schössen
vor Kit über den Weg. Ein ärgerlich kreischender Habicht flog
auf.
    Nach ein paar Minuten stieg Kitiara ab und suchte sich, noch
keuchend vor Anstrengung, eine neue Felsnase, die einen guten
Blick über das Gelände unter ihr

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