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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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stellte erschrocken
fest, daß ihr die Sonne hell in die Augen schien, und sie sprang
bestürzt auf, wobei sie die Decke um sich zog.
    Sie hatte am längsten geschlafen. Radisson, der gerade etwas
an seinem Pferd festzurrte, grinste höhnisch. Trauerkloß saß
bereits mit Sack und Pack auf seinem Maultier und wirkte so
wach und zielstrebig wie seit Tagen nicht.
    Mit schamrotem Gesicht huschte Kit hinter die Büsche, um
ihre Männerkleidung anzulegen. Sie konnte Radisson kichern
hören. Ursa sagte etwas zu ihm. Radisson murmelte noch
etwas, doch Ursa befahl ihm, die Klappe zu halten. Wütend
zog sie sich fertig an und kam wieder hinter den Büschen vor.
    Ursa kam mit zornigem Gesicht zu ihr herüber. Er griff in
die Tasche und holte einen Streifen Haarsträhnen von Kit
heraus, die an einem Stück Mousselin befestigt waren. Mit
einer Paste klebte er ihr den nachgemachten Schnurrbart so
unsanft unter die Nase, daß sie zusammenzuckte. »Ja«, sagte
Ursa beifällig, als er ihre männliche Verkleidung begutachtete.
In der ganzen Gruppe war eine gewisse Spannung zu spüren,
jetzt, wo sie dem Ziel so nahe waren.
    Aber wo steckte El-Navar? Sie entdeckte den sehnigen
Karnuthier auf seinem weißen Hengst auf einer etwas
entfernten Anhöhe, wo er mit der Hand seine Augen
beschattete und nach Nordosten blickte. El-Navar saß fast wie
ein Buckliger zusammengesunken im Sattel, denn wie gewohnt
war er bei Tage wieder merkwürdig träge.
    Für Kit hatte er keinen Blick übrig. Sie merkte, daß sie den
Karnuthier offen anstarrte und daß Ursa sie genau beobachtete.
Deshalb wandte Kit ihr Gesicht abrupt dem Söldner zu.
    »Warum habt ihr mich nicht eher geweckt?« wollte sie
verärgert wissen.
»Warum bist du nicht von selber aufgewacht, Prinzessin?«
flötete Radisson von seinem Pferd aus. Trauerkloß brach ganz
untypisch in schallendes Gelächter aus.
Kitiara machte einen Schritt auf Radisson zu, während ihre
Hand zu ihrem Messer glitt, das nicht da war – tatsächlich, sie
war unbewaffnet, und zu ihren Kleidern gehörte weder ein
Gürtel noch Schlingen für Waffen.
»Du hast dich gut ausgeruht«, sagte Ursa gereizt, der Kit den
Weg abschnitt. »Du hast sowieso nicht viel zu tun. Aber jetzt
beeil dich.« Er sah zur Sonne, die bereits die Hälfte ihrer
morgendlichen Bahn zurückgelegt hatte. »Wir wollen doch
unsere… Verabredung nicht versäumen.«
Kit sah unwillkürlich erneut zu El-Navar, doch der
Karnuthier hatte sich nicht gerührt, ja, noch nicht einmal zu ihr
hergesehen. Es sah aus, als würde er schlafen oder als wäre er
tot, als wenn nur seine Augen lebten, die den Horizont
absuchten.
Verdammt sollst du sein, dachte Kit kalt.
Während die anderen warteten, kümmerte sie sich um
Cinnamon. Dann steckte sie
– nur für alle Fälle
– Gilons
kleines Schnitzmesser ein. Minuten später hatte Kit sich schon
auf die Fuchsstute ihres Vaters geschwungen und ritt als letzte
der Söldnergruppe los, deren Mitglieder in weitem Abstand
bereits dahinzogen. Heute ritt El-Navar ganz vorn, wenn auch
im Sattel zusammengesunken. Die ganze Zeit warf er keinen
Blick nach hinten.
    Sie ritten über eine Stunde lang zügig voran und waren jetzt
auf steilem, steinigem Gelände, das ins Ostwall-Gebirge führte.
Kitiara schätzte, daß sie etwa eine Stunde von Silberloch
entfernt waren und daß die Straße, die sie gelegentlich unten
rechts zu sehen bekamen, die Hauptstraße war, auf der man
mehrere Tage brauchte, um diese Bergkette zu umgehen. Sie
war noch nie so weit im Norden gewesen, doch von groben
Karten wußte sie, daß Silberloch am Fuß der Kette lag, die
weiter oben bis auf vereinzelte Stellen praktisch unpassierbar
wurde.
    Nachdem sie noch etwas weiter geritten waren, kamen sie an
ein wahres Labyrinth von Schluchten und Klamms. Sie hielten
sich näher an die Hauptstraße, bis dann El-Navar weiter vorn
ein Zeichen gab. Er zeigte nach Osten, saß ab, band sein Pferd
fest und verschmolz mit den Steinen. Radisson und Trauerkloß
ritten weiter, um dann bei El-Navars Pferd zu warten.
    Als auch Kit nach vorn wollte, hielt Ursa die Zügel ihres
Pferdes fest und zeigte hinter ihnen nach oben, einen steilen
Abhang hoch.
»Da rauf«, sagte er, während er seine graue Stute wendete.
    Kit folgte ihm minutenlang direkt den Abhang hoch. Ursa
ritt weiter Richtung Osten, und Kit folgte ihm, bis sie einen
Absatz erreicht hatten, der über das Tal ragte und einen guten
Blick auf eine Stelle erlaubte, wo die Hauptstraße sich
geschmeidig

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