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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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versprach. Sie wartete. Kurz
darauf kam die Gruppe bewaffneter Ritter und Arbeiter in
Sicht. Sie sahen sich um, blickten über den Rand und dann
nach oben. Als sie nichts entdeckten, begannen sie,
miteinander zu streiten.
    »He da!« Kit stand wieder auf, winkte wild und sah die
überraschten, argwöhnischen Mienen der Männer, als diese sie
erblickten. Einer von ihnen schrie ihr etwas zu, was sie nicht
verstand.
    »Sie sind hier oben! Ich habe einen gefangengenommen. Die
anderen
– « Kitiara fand es ganz geschickt, den Satz
abzubrechen und gleichzeitig zu verschwinden. Sie lauschte
kurz und hörte, wie sie sich wieder stritten. Sie wußte, einer
oder zwei würden vielleicht zurückbleiben, aber selbst wenn
die anderen nicht mehr davon überzeugt waren, daß sie ihr
junger Herr war, konnten sie die Chance nicht verstreichen
lassen, sich durch ihre Ergreifung zu den anderen
Wegelagerern führen zu lassen.
    Als Kit Cinnamon wieder bestieg, hörte sie unten die Pferde
schnauben und wiehern, bevor sie ihr wieder den felsigen Hang
hinauf nachkamen. Sie sah sich um und wählte einen anderen,
noch schmaleren und gefährlichen Pfad, der sich nach oben
schlängelte. In diesen Bergen konnte sie endlos Haken
schlagen und irgendwann die anderen abschütteln, die nicht
umkehrten. Sie mußte sich bloß von Silberloch fernhalten, und
sie durfte sich nicht verirren!
    Stunden später und ein Dutzend Meilen nordöstlich ihres
Ausgangspunkts war Kitiara sich sicher, daß sie ihre Verfolger
los war und keinen Grund mehr hatte, vorsichtig zu sein.
    Bei einem Flußlauf hielt sie an und freute sich über die
willkommene Erfrischung. Dann schöpfte sie Wasser und
kippte es sich über den Kopf. Cinnamon senkte den Kopf und
trank neben ihrer Besitzerin. Kitiara riß sich den Schnurrbart ab
und warf ihn ins Gebüsch. Dann gestattete sie sich eine kurze
Erholungspause, in der sie auf dem Rücken lag und die
Strahlen der bereits absteigenden Sonne genoß.
    Kitiara rechnete mit etwa zwei Reitstunden bis sie den
Treffpunkt wieder erreichte. Das würde deutlich nach Einbruch
der Dunkelheit sein.
    Es waren wirklich fast zwei Stunden vergangen, als Kitiara
sich dem Lagerplatz der letzten Nacht näherte. Müde und wund
hing sie im Sattel, denn sie war viel erschöpfter, als sie gedacht
hätte. Auch Cinnamon lief nicht mehr leichtfüßig, sondern
schleppte sich regelrecht über den Waldpfad.
    Als Kit sich dem Treffpunkt näherte, sah sie überrascht, was
dort alles herumlag – zerrissene Kleider, kaputte Waffen, ein
paar Münzen, etwas Schmuck und Holzstücke, die zu der
Schatzkiste gehört hatten, die Gwatmeys Sohn dabei gehabt
hatte. Sie bemerkte auch Spuren, die vom Weg wegführten.
    Kit war auf der Hut, saß ab, zog ihr Messer und drang
langsam ins Unterholz vor. Dort sah sie, daß Büsche und
Zweige zertrampelt waren und daß diese Spur weiter in den
dichten Wald führte. Tief gebückt folgte Kitiara dem
Trampelpfad. Gleich würde es dunkel werden, doch sie war
hellwach, und ihr Atem ging schnell.
    Schließlich stieß Kit auf eine zertrampelte Gestalt, die mit
dem Gesicht nach unten auf der Erde lag. Sie war der Länge
nach ausgestreckt, als wäre sie davongerannt und dann mit
solcher Gewalt niedergestreckt worden, daß sie nicht wieder
hochgekommen war. Erschrocken blieb Kit stehen, um sich
rasch umzusehen, doch sie entdeckte und hörte nichts.
    Vorsichtig näherte sie sich. Dann drehte Kit den Körper mit
wachsendem Entsetzen herum. Sie hielt die Luft an, als sie den
Menschen erkannte, der ihr zum Verwechseln ähnlich sah den
jungen Edelmann mit seinen kurzen, schwarzen Haaren und
dem dünnen Schnurrbart. Gwatmeys Sohn, der Mann, den sie
verkörpert hatte. Er war tot.
    Schlimmer als tot. Seine Vorderseite war in Fetzen gerissen,
so daß Teile der Eingeweide heraushingen und an jeder Wunde
das Blut geronnen war. Er sah aus, als hätte ein wildes Tier ihn
zerrissen und dann
– bei diesem Gedanken zuckte Kit
zusammen
– halb aufgefressen. Nur sein friedliches,
schneeweißes Knabengesicht war anscheinend unberührt.
    Es war das erste Mal, daß Kit einen Toten aus solcher Nähe
sah. Es war das erste Mal, daß sie selbst für einen Tod
verantwortlich oder zumindest mitschuldig daran war. Sie
fühlte weder Bedauern noch Mitleid, sie war nur schockiert
und hatte Angst.
    Nachdem Kitiara zurückgetaumelt war, verlor sie völlig die
Orientierung. Sie drehte sich um, rannte los, fiel hin, sprang
auf, rannte weiter – wohin, wußte sie

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