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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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nicht –, wobei sie mit
einem Arm Zweige aus dem Weg stieß, während sie mit dem
anderen ihre Augen schützte. Sie konnte ihr Pferd nicht finden.
Sie konnte nicht atmen. In der rasch hereinbrechenden
Dunkelheit konnte sie nichts mehr sehen. Wieder stolperte
Kitiara, aber dieses Mal stand sie nicht wieder auf. Sie lag
einfach da und schlief ein.
    Kit lag mit dem Gesicht zum Himmel auf der Erde.
Sie träumte von einem jungen, reinen und schönen Gesicht,
das nicht zu seinem verstümmelten Körper gehörte, einem
Gesicht, das ihrem eigenen auffällig ähnlich sah.
Im Unterholz war ein Knacken zu hören, und Kit spürte, da
mußte irgend etwas sein. Noch bevor sie richtig wach war,
wußte Kit, sie war nicht länger allein.
Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch eine Hand auf ihrer
    Brust stieß sie zurück, und als sie die Augen aufschlug, sah sie
Ursa. Er legte den Finger an die Lippen und flüsterte: »Pst. Sei
ganz still.« Er hockte gebückt neben ihr, und seine Blicke
schweiften zwischen den Bäumen hin und her.
    Es war stockdunkel; Mitternacht war bereits vorüber. Die
Luft hatte sich abgekühlt. Kit bemerkte, daß ihr Pferd und das
von Ursa in der Nähe festgebunden waren. Zwischen den
Bäumen konnte sie nicht sehr weit sehen. Für Kits Ohren hörte
sich ihr eigenes schnelles Atmen laut an.
    Nach endlosen Sekunden ließ Ursas Griff nach, und Kit
konnte sich aufsetzen. Sie versuchte, sich zu sammeln und sich
daran zu erinnern, was geschehen war und wie sie hierher
gekommen war. Ach ja, ihr fiel alles wieder ein: Der
Hinterhalt, das Täuschungsmanöver, der Rückritt, und wie sie
dann… den verstümmelten Körper des jungen Edelmanns
gefunden hatte.
    Obwohl Kit wahrscheinlich nur ein paar Stunden geschlafen
hatte, fühlte sie sich wie neugeboren. Sie hatte keine Angst
mehr, sondern war richtig zuversichtlich. Sie sah sich nach den
anderen um. Ursa stand auf, um ein kleines Feuer anzuzünden.
Sie und Ursa befanden sich in einer kleinen Senke, die von
Felsen und Büschen umgeben war. Ein gutes Versteck. Ursa
mußte sie hierher getragen und Cinnamon gefunden haben.
    »Wo sind El-Navar und die anderen?« fragte sie.
»Warten irgendwo«, sagte Ursa, der ihr den Rücken
zukehrte. Seine Stimme klang betroffen. Er war damit
beschäftigt, eine Brühe zu kochen
– goß Wasser aus einer
Feldflasche in eine große Blechtasse, fügte ein paar Zutaten aus
den Behältern in seinem Gepäck dazu und hielt dann alles mit
einer Astgabel über das Feuer.
Kitiara kam ans Feuer und setzte sich so hin, daß sie sein
Gesicht richtig sehen konnte. »Haben sie euch verfolgt?« fragte
sie besorgt.
»Dich?« fragte Ursa. Sein Ton verriet überhaupt nichts. »Ich
habe sie vor Stunden abgeschüttelt«, erklärte Kit mit einem
gewissen Stolz. »Zuerst dachten sie, ich wäre…. du weißt
schon, genau wie du gesagt hast.« Ihr Gesicht verdüsterte sich
bei der Erinnerung an den gemeuchelten Edelmann. Falls Ursa
das Zittern in ihrer Stimme bemerkt hatte, unterbrach er sie
dennoch nicht.
»Aber dann«, fuhr Kit fort, »haben sie mich eine Weile
durch die Berge gehetzt. Ich bin immer genau so weit vor ihnen
geblieben, daß sie glaubten, sie könnten mich einholen.« Sie
mußte etwas kichern. »Als sie dann erschöpft aufgaben, schlug
ich einen großen Bogen und kam hierher zurück, wo ich euch
treffen sollte. Dann…» Ihre Stimme brach ab.
»Hier«, sagte Ursa, der ein Stück Stoff um die Blechtasse
gewickelt hatte und sie ihr reichte.
»Was ist das?«
»Hat keinen Namen«, antwortete Ursa.
»Schmeckt gut«, meinte Kit, nachdem sie daran genippt
hatte. Es schmeckte wie starker Tee, aber nahrhafter. Der
Geschmack der Brühe erinnerte an eine Mischung aus Wurzeln
und pulverisiertem Fisch. Kitiara hatte nicht gemerkt, wie
hungrig sie war.
»Mhm«, machte Ursa nur. Sie wartete, daß er noch etwas
anderes sagen würde, aber er saß bloß da und beobachtete sie
minutenlang, bis sie die Tasse geleert hatte.
»Wo sind die anderen?« fragte sie wieder.
»Warten irgendwo«, wiederholte er.
»Das hast du schon gesagt.« Jetzt wurde Kit wütend.
Er starrte sie eine lange Minute an. »Sie kommen nicht«,
sagte er, »und ich gehe auch bald.«
»Was soll das heißen?«
»Schau mal, sie wollten nicht einmal, daß ich herkomme«,
erklärte Ursa schlicht. »Ich bin nur gekommen, um mich zu
vergewissern, daß mit dir alles in Ordnung ist.«
»Warum?« wollte sie wissen. »Was soll das heißen? Was ist
passiert?«
Er sah sie wieder lange an, bevor er

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