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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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gerechnet hatten«, sagte Ursa mit
bitter verzogenem Mund. »Auf der Truhe lag ein Zauber. Wir
konnten sie nicht öffnen. Trauerkloß hat alles Erdenkliche
versucht, aber seine Magie ist begrenzt, er kann im Grunde nur
Illusionen erzeugen, aber nichts wirklich verändern. Wir haben
alles versucht, um Beck – den Sohn des Edelmanns – dazu zu
bewegen, uns das Geheimnis des Zaubers zu verraten. Aber
Beck Gwatmey erwies sich als eingebildeter Pinsel, der uns
weder etwas über die Truhe erzählte, noch davon abließ, uns
die ganze Zeit zu erklären, wie er uns einsperren und hinrichten
würde.«
Jetzt war Ursa aufgestanden. Er hatte ihr wieder den Rücken
zugedreht und sprach mit vor Anspannung tiefer Stimme.
»Ich habe seinen Körper gesehen«, meinte Kit leise.
»Das gehörte nicht zum Plan«, sagte Ursa rauh. »Das war ElNavar, der sich nicht im Zaum halten konnte.«
»El-Navar?« setzte Kit verwundert an.
Ursa fuhr herum und packte sie an den Schultern. »Er ist ein
Gestaltwandler, du Dummchen! Weißt du denn gar nichts über
Karnuthier? Warum sie in diesen Teilen der Welt nie
auftauchen? Sie können sich in blutrünstige Panther
verwandeln – können es und tun es, besonders bei Nacht. Das
ist ihr wahres Wesen. Sie können nicht schwimmen und haben
panische Angst vor Wasser, weshalb sie nie das Meer
überqueren. Aber El-Navar wurde in seiner Heimat
gefangengenommen und in einem Schiff über den Ozean
gefahren. Auf dem Kontinent konnte er seinen Häschern
entkommen, und dann habe ich ihn kennengelernt. Meistens
kann er sich beherrschen, wenn er zum Panther wird. Er ist ein
guter Gefährte. Aber manchmal überkommt es ihn einfach. Er
nimmt seine Tierform an und…«
Kitiara war sprachlos. Mit glasigen Augen kämpfte sie mit
der Vorstellung, daß El-Navar sich in einen Panther
verwandeln konnte. Das erklärte den merkwürdigen
Unterschied zwischen seinem Verhalten bei Tag und bei Nacht.
»El-Navar«, fuhr Ursa fort, »hat sich so aufgeregt, daß er
sich vor unseren Augen verwandelte und Beck angriff. Er hat
ihn zerrissen und gefressen. Es war unglaublich. So etwas habe
ich noch nie gesehen. Bevor wir überlegen konnten, was wir
tun sollten, war es auch schon vorbei. Ich weiß auch nicht, ob
wir überhaupt etwas hätten ausrichten können, selbst wenn wir
es versucht hätten.«
Jetzt machte Ursa eine Pause, denn ihm versagte die Stimme.
»Das Komische ist«, fügte er nach einer Weile hinzu, »daß der
Zauber auf der Truhe gebrochen war. Was es auch war, der
Zauber hing mit Becks Leben zusammen. Als Beck tot dalag,
war es auch mit dem Zauber vorbei. Wir konnten die Truhe
öffnen, das Gold und das Silber nehmen und so schnell wie
möglich vom Schauplatz dieses Alptraums verschwinden.«
Kitiara dachte schweigend nach. Jetzt begriff sie. »Und ElNavar?«
Ursa fuhr wütend herum. »Vergiß El-Navar«, sagte er zornig
zu ihr. »Der ist davongerannt. Wir haben ihn eingeholt, aber da
war er schon wieder… Mensch. Mach dir keine Sorgen um ElNavar. Du führst dich auf wie eine liebestolle Kuh.«
»Mit Liebe hat das gar nichts zu tun«, behauptete Kit
nachdrücklich. Sie stand auf, um Ursa anzustarren.
Der sah ihr in die Augen. Sie hielt den Blick stand. Nach
einem Moment trat er zurück und setzte sich müde hin. »ElNavar geht es gut«, erzählte er ihr ruhiger. »Sie warten ein paar
Meilen weiter. Keiner wollte das Risiko eingehen, zum
Treffpunkt zurückzukehren.«
»Na, großartig«, schnaubte Kitiara, die sich wieder setzte.
»Dann bin ich also die einzige, die sich noch als Teil der
Gruppe betrachtet.«
»Ich bin zurückgekommen«, betonte Ursa. Er schlug die
Augen auf, um sie anzusehen, und sie nickte dankbar.
Einen Augenblick herrschte Stille. Sie waren von Schwärze
umgeben und sahen sich über das kleine Feuer hinweg an.
»Trotzdem«, fügte er sorgenvoll hinzu, »ist es eine üble
Sache. Keiner hat uns beauftragt, Beck zu töten. Sir Gwatmey
wird ein Kopfgeld auf uns aussetzen, und ich habe keine
Ahnung, wie Lord Mantilla die Nachricht aufnehmen wird.
Wenn er schlau ist, sagt und unternimmt er gar nichts. Er haßt
die Familie Gwatmey. Aber die ganze Geschichte könnte unter
Umständen auf ihn zurückfallen. Und was El-Navar getan hat,
könnte darauf hinweisen, daß ein Karnuthier bei uns ist, und
jeden seiner Kameraden verraten.«
»Das heißt?« fragte Kitiara.
»Das heißt«, erwiderte Ursa, »daß ich es für das Allerbeste
halte, wenn wir uns eine Zeitlang trennen, diesen Teil der Welt

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