Drachenlanze - Der Bund der ...
Stratke eine Vorstellung
angesetzt. Sie griff in ihre Tasche und zog ein eingepacktes
Schwert heraus, die wunderbare Waffe aus dem lang
zurückliegenden Hinterhalt für Beck Gwatmey, die sie in den
letzten zwei Jahren versteckt hatte. Als sie das Schwert
auswickelte und vor sich hielt, glänzten Patricks Augen vor
Überraschung und Freude über seine Schönheit.
»Das ist herrlich«, rief er aus. »Was hast du damit vor?«
»Nun, zuerst muß ich den Diener schlagen«, neckte Kit. Der
große Mann mit den langen Zöpfen hielt sein Schwert mit
gespielter Wildheit. Kaum hatte sie diese Worte
ausgesprochen, stürzten sich Kitiara und Stratke in einen
Schaukampf, an dessen Ende Stratke nach viel Gegrunze und
Gestöhne Kit zuzwinkerte und zu Boden sank, wobei er sich
ans Herz griff.
»Jetzt muß sich der Herr verteidigen«, sagte Kitiara und
zeigte mit dem Schwert auf Patrick, so daß es im Mondschein
glitzerte.
»Ich doch nicht«, wehrte sich Patrick lachend. »Wie du
siehst, trage ich keine Waffen. Das ist Stratkes Aufgabe, auch
wenn der Hund versagt hat.«
Stratke, der sich aufgesetzt hatte und auf seine Art
eigentümlich gurgelnd lachte, warf Patrick eine von seinen
Waffen zu.
Kitiara stellte fest, daß der junge Edelmann das Schwert sehr
geschickt auffing. Schwungvoll salutierte sie vor ihm. Patrick
zögerte, antwortete dann jedoch genauso. Bald waren sie in die
Finten und Tricks des Schwertkampfes vertieft. Patrick
runzelte vor Konzentration die Stirn, führte sein Schwert
allerdings sehr gut. Kitiara aber war wendiger und eindeutig
erfahrener. Nach ein paar Minuten wich sie zurück und erhob
lachend beide Hände. »Ich ergebe mich«, sagte sie, während
sie ihren Kopf zum Zeichen ihres Besiegtseins neigte. Sie
merkte, daß Patrick näher kam, und als sie aufsah, lag sein
Blick wie gebannt auf ihr. Aus einem Impuls heraus stellte sie
sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn mitten auf den Mund.
Diesmal entzog er sich ihr nicht.
Stratke zog sich diplomatisch zum Fuß der Böschung
zurück, wo er bald einschlief, doch Patrick und Kitiara saßen
noch bis lange nach Mitternacht engumschlungen da, starrten
auf den See hinaus und hatten sich viel zu erzählen.
Als der Morgen dämmerte, zog Patrick seine Arme zurück
und nahm den Anhänger von seinem Hals, um ihn ihr
hinzuhalten.
»Er gehört dir.«
Kit wich zurück, denn sie wußte nicht, was das zu bedeuten
hatte. »Nein.«
»Ich würde dich belügen, wenn ich behaupten würde, er
wäre wertlos«, sagte Patrick, »aber sein Wert liegt vor allem in
den Erinnerungen.«
»Ein Grund mehr, weshalb ich ihn nicht annehmen kann«,
sagte Kitiara.
»Ein Grund mehr, warum du es tun solltest«, erklärte Patrick
fest. Er legte ihr das Amulett um den Hals.
Kitiara machte den Mund auf, um erneut zu widersprechen,
doch Patrick wollte nichts davon hören. »Wir machen einen
Tausch«, sagte er leise. »Etwas von dir gegen etwas von mir.«
»Aber ich habe nichts«, fing Kit an, zögerte dann jedoch.
Ihre Augen fielen auf Becks Schwert. Es war das einzig
wirklich Wertvolle, was sie besaß.
»Nimm das«, beschloß sie spontan, obwohl es wirklich ihr
kostbarster Besitz war.
»Das ist zu schön, und wie du gesehen hast – trotz deiner
großzügigen >Niederlage< –, habe ich für ein Schwert wenig
Verwendung.«
»Ich finde, es ist ein fairer Tausch«, sagte Kit entschlossen.
»Stratke findet das auch«, fügte sie hinzu und zeigte zum Fuß
des Hügels, wo der Diener zufrieden vor sich hin schnarchte.
Patrick mußte lachen. Er nahm ihre Hände in die seinen und
sah ihr in die Augen. »Kitiara Uth Matar«, murmelte er
träumerisch, »ich möchte, daß du mit Stratke und mir nach
Gwynned kommst.«
Ohne lange nachzudenken, sagte Kitiara auf der Stelle ja.
»Ich lauf gleich los und packe meine Sachen«, versprach ihm
Kit, »und schleiche mich davon.«
Bei diesen Worten runzelte Patrick die Stirn. »Was ist mit
deinen Eltern?« fragte er ehrlich besorgt.
»Ich hab’ dir doch gesagt, er ist mein Stiefvater, nicht mein
Vater, und meine Mutter ist viel zu krank, als daß sie begreifen
würde, was draußen passiert. Die halbe Zeit weiß sie nicht
einmal, ob es mich gibt oder nicht.«
Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Ich will nicht, daß
du fortläufst, ohne ihnen Bescheid zu sagen«, beharrte er. »Ich
will, daß du sie um Erlaubnis bittest, mit mir fortzugehen…«
Ihre Augen verrieten, daß sie nichts begriff.
»Und mich zu heiraten.«
Kitiara riß vor Staunen weit
Weitere Kostenlose Bücher