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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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einen Teil
seiner Waren aufpaßte, aber es gab ein kleines Mißverständnis
deswegen. Vielleicht gibt er dir gegen einen kleinen Betrag
etwas von seinem Platz ab.«
Tolpan nahm das Armband ab und wiegte es in der Hand.
»Dieses Armband gehört übrigens ihm, und er braucht es
ziemlich dringend. Keine Ahnung, wie es heute morgen schon
wieder in mein Gepäck geraten ist, aber so ist das Leben halt.
Wenn du sowieso in die Richtung fährst, kannst du es für mich
zurückbringen. Mein Freund war letztes Mal furchtbar
aufgeregt, als er es verloren hatte. Er hat es für eine Kundin
gemacht, die schon bald kommen will, um es abzuholen, darum
ist er dir bestimmt sehr dankbar, wenn du es zurückbringst.
Vielleicht überläßt er dir dafür sogar umsonst einen Teil von
seinem Stand!«
Obwohl Gäsil dem Kender für seine Hilfe dankbar war,
lauschte er Tolpans Geschichte mißtrauisch. »Ich weiß
nicht…«, zögerte er. Er war nicht gerade darauf versessen, für
jemand anderes Wertsachen durch die Weltgeschichte zu
schleppen und zu beschützen, besonders wenn sie vorher einem
Kender in die Hände gefallen waren. Wie Tolpan bereits selbst
erklärt hatte, neigten die Leute dazu, die Absichten von
Kendern falsch zu verstehen. Außerdem hielt sich Gäsil an den
Grundsatz, sich in nichts einzumischen, was ihn nichts anging.
»Aber warum nicht?« fragte Tolpan. »Du brauchst einen
Stand. Mein Freund braucht sein Armband zurück. Und ich
muß hier lang, von Solace fort. Es gibt doch keine bessere
Lösung.« Das Zögern des Kesselflickers überraschte Tolpan,
doch dann fügte er hinzu: »Deine Frau würde von nichts
erfahren, wenn es kein Geld kostet, oder?«
Unbeabsichtigt hatte er das entscheidende Argument ins
Spiel gebracht. Nur um sicher zu sein, zog Gäsil einen kleinen,
vierseitigen Würfel aus der Hosentasche und warf ihn auf die
hintere Wagenstufe. Da ihn die Antwort offenbar überzeugte,
steckte er den Würfel wieder ein, sah auf und sagte:
»Einverstanden!«
»Prima! Sein Name ist Flint Feuerschmied«, sagte Tolpan
und zog seine Schreibsachen und ein Stück Pergament aus
seiner Kartentasche. Er zeichnete eine Karte vom Festplatz, auf
der er Flints Stand mit einem Kreuz markierte. »Es wird dir
nicht schwerfallen, ihn zu finden, aber falls doch, probier’s im
Wirtshaus >Zur Letzten Bleiben Da ist er anscheinend
Stammgast, und ich bin sicher, daß du da auch ein Bad
bekommst.«
Tolpan warf einen letzten Blick auf das Armband. Er würde
seine bezaubernde Schönheit und das Ungewöhnliche daran
vermissen. Dennoch hielt er es dem Kesselflicker ohne
Bedauern hin. Gäsil steckte es in die Hosentasche und sprang
ohne Umschweife auf den Kutschbock seines Wagens.
»Lebwohl«, rief der Kesselflicker. »Du hast mir das Leben
gerettet. Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht dafür
bedankt.«
Tolpan winkte und gab zurück: »Gern geschehen. Alles
Gute. Und grüß Flint von mir.«
Der Kesselflicker gab der Stute die Zügel, und Bella zog an.
Der Wagen setzte sich nordwärts in Richtung Solace in
Bewegung, umfuhr die Leichen auf dem Weg und ließ Tolpan
hinter sich, der nun seine Reise fortsetzen konnte.
Kapitel 5
Die Leihgabe
    Gäsil Bischof war kein lebensfroher Mensch. Er hatte sich
schon lange dem Schicksal ergeben. Gäsils Fatalismus wurzelte
in seiner Kindheit in der Provinz Throt an der Ostküste von
Solamnia, das von hier aus im Norden lag. Die Throtianer
waren insgesamt ein abergläubisches Volk von Vagabunden
mit einer reichen Überlieferung an Ammenmärchen und
Sprichwörtern. Infolgedessen gab es kaum ein Ereignis in
seiner Vergangenheit, das er nicht
– im nachhinein und bei
gründlichem Nachdenken
– irgendwelchen übergeordneten
Mächten zuschrieb. Alles, was im Leben geschah,
war
Glücksache. Zum Beispiel Leute, die Geld hatten, die hatten
Glück. Gäsil, der keins hatte, hatte Pech. Das schlimmste daran
war, daß Glück oder Pech oder das Fehlen von beidem nur von
übernatürlichen Launen abhing, so weit er das beurteilen
konnte.
    Wenn ein Mann nicht daran glaubt, daß harte Arbeit durch
Wohlstand belohnt und Schlendrian durch Armut bestraft wird,
ist er normalerweise kein sehr eifriger Arbeiter. Doch wie
gleichgültig das Schicksal auch sein mochte, Gäsil wußte, daß
von seiner Frau Belohnung und Vergeltung (besonders
Vergeltung) reichlich zu erwarten waren.
    Er hatte sie vor ein paar Jahren kennengelernt, als er in die
Stadt Dem gereist war und dort gearbeitet hatte. Dort lebte
Hepsiba heute in dem

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