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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Glück.« Während er die
Decke mit dem Gepäck in eine bequemere Lage schob, öffnete
Flint die Haustür des Halbelfen. Als er über die Schwelle trat
rief er seinen Gefährten zu: »Je eher wir gehen, desto schneller
sind wir wieder zu Hause.« Dabei stopfte er sich den letzten
Bissen Rosinenbrötchen in den Mund. Dann drehte er sich um,
um auf seinen Weg zu achten. Plötzlich japste er vor
Überraschung nach Luft, wobei ihm Stücke des trockenen,
klebrigen Brötchens aus dem Mund fielen.
»Hallo, Meister Feuerschmied«, sagte die äußerst
hellhäutige, grünäugige Frau in der blauen Robe. Weißliche
Haarsträhnen lugten unter ihrem kornblumenblauen Tuch
hervor.
»Ich habe Euch gesucht.«
Teil II
     
Kapitel 7
Der Wilde Eber
    Der beleibte Mann, der vor etwa fünfunddreißig Jahren unter
dem Namen Waldo Didelbaum geboren worden war, war stolz
auf seine Fähigkeit, Gelegenheiten zu erkennen und zu nutzen.
Man denke nur an seinen neusten Beruf, den er erst seit zwölf
Stunden ausübte
– Wahrsager. Eigentlich hatte der viel mit
seinem letzten Beruf als Barde zu tun, den er zwei Wochen
lang ausgeübt hatte.
    In beiden Berufen lag die Möglichkeit für hohes Ansehen
und einen entsprechenden Lebensstil. Manchmal sicherten sie
einem einen reichen Auftraggeber oder eine Stellung am Hof.
    Zumindest aber konnte man damit in den Straßen und
Wirtshäusern bei den einfachen Leuten reichlich Geld
verdienen. Ein bequemes Leben war alles, was Waldo sich
wünschte. War das schließlich nicht sein gutes Recht?
    Der habsüchtige ehemalige Taschendieb-GauklerZiegelmacher-Seemann-Erpresser war vor kurzem ins
Bardengeschäft eingestiegen, nachdem er in Burg Thelgaard im
Norden gesehen hatte, wie ein fein gekleideter Barde zu
rauschendem Beifall und für viel Geld eine Vorstellung
gegeben hatte. Waldo hatte dort gerade erst eine Stellung als
dritter Haushofmeister angetreten (und fand sich bei aller
Bescheidenheit unterschätzt). Er sah diese Stellung als
kurzfristigen Rückschritt. Angetreten hatte er sie, weil seine
Karriere als Erpresser mit wenig Erfolg zu Ende gegangen war
– er hatte versucht, den Bürgermeister von Clonnisburg wegen
einer romantischen Affäre zu erpressen, und hatte dabei
herausgefunden, daß der Mann auch der Anführer des
skrupellosesten Schmugglerrings von Solamnia war. Weil er
noch etwas länger leben wollte, hatte Waldo alles stehen- und
liegengelassen und war nach Thelgaard geflohen.
    Er hatte immer mit Neid die Ehrerbietung beobachtet, die
Adligen gewährt wurde. Wenn er sich kleidete und redete wie
ein Edelmann, würde er wohl den Respekt bekommen, den er
begehrte, doch leider füllt Respekt einem Mann nicht den
leeren Magen. Berufliches Ansehen jedoch, das mit hohen
Einkünften einherging, würde Waldo seiner Meinung
nach
alles bieten, was er sich vom Leben erhoffte.
    Auffällige Kleider, ein hochgestochener Name und ein, zwei
Geschichten waren gewiß die einzigen Voraussetzungen für
eine erfolgreiche Laufbahn als Bänkelsänger. Noch in
derselben Nacht wurde Sir Delbridge Fidington geboren, und
der Name, den er als Bediensteter getragen hatte, Hektor
Schmidsen, war für immer vergessen.
    Mit Hilfe gewisser Fähigkeiten aus einem seiner früheren
Berufe erleichterte Waldo seinen Arbeitgeber um ein paar feine
Kleider, einschließlich der grünen Jacke und der Hosen, die er
gerade trug. Er hatte auch eine Reihe kostbarer Dinge aus dem
Herrenhaus mitgehen lassen, weil er wußte, daß der Erlös aus
dem Verkauf es ihm gestatten würde, gut zu leben, bis er sich
als Barde etabliert hatte.
    Leider dauerte das länger, als er erwartet oder geplant hatte.
Er wiederholte die Geschichten, die er bei dem Barden in Burg
Thelgaard gehört hatte, wenn er sie vortrug, kamen sie einfach
nicht so gut an. Die Schuld dafür lag natürlich bei seinem
Publikum. Die Bauern und der sonstige Pöbel, den er
unterhalten sollte, waren sicher nicht gebildet genug, um diese
Geschichten zu verstehen, die die Adligen in Burg Thelgaard
belustigt hatten. Trotzdem vertraute er darauf, daß der Erfolg
sich schon einstellen würde, sobald es ihm gelang, die richtige
Geschichte vor dem richtigen Publikum zu bringen.
    In den letzten Tagen hatte Waldo allerdings langsam
geargwöhnt, daß das Leben eines Barden doch nicht so einfach
war, wie es aussah. Vielleicht brauchte man wirklich eine
Begabung; und vielleicht fehlte ihm die. Oder vielleicht stank
er ja. Nicht einmal in einem Bierzelt in einem Kaff wie Solace
bekam

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