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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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geweckt, als die harten
Räder gegen einen besonders großen Stein auf der Straße
stießen, wodurch der Karren noch mehr als sonst holperte.
Delbridge fuhr herum, um nach vorne zu starren, konnte aber
nur den Hinterkopf des Bauern sehen. Mit Mühe kniete er sich
zwischen den Säcken hin.
Sie hatten die Vorberge hinter sich gelassen und waren
mitten im Gebirge. Unter ihnen schmiegte sich ein Ort
ungefähr von der Größe von Solace in einem kleinen Tal schon
in die Schatten der umliegenden Berge. Obwohl es noch nicht
dunkel war, blinkten schon Laternen durch die Bäume, und der
Wind trug den Geruch von Rauch von den Herdfeuern heran.
Ein schneller, kalter Fluß kam von Westen herunter, wo die
höchsten Berge dieser Kette lagen.
Und dort erhob sich majestätisch auf einem Felsen hinter
dem Fluß ein imposantes Schloß, dessen hohe Mauern, Türme
und Verteidigungsanlagen im schwindenden Licht tiefrot
leuchteten.
»Was ist denn das?« rief Delbridge dem Bauern zu, der die
Pferde auf dem Weg in Serpentinen ins Tal hinunter lenkte.
»Burg Tantalion.«
Delbridge war wie gebannt. »Wer wohnt dort?«
»Es heißt«, sagte der Bauer, der Lust zum Schwatzen bekam,
»daß sie einem Ritter von Solamnia gehört, dessen Familie wenn man den Geschichten glauben darf, die so erzählt werden
– Solamnia im Norden kurz nach der Umwälzung verlassen
hat, als die Ritterverfolgung losging.
Unsere Provinz, Abanasinia, war damals, wie du vielleicht
noch aus dem Geschichtsunterricht weißt, ebenfalls im Aufrühr. Als dann der Vorfahre des heutigen Ritters und seine
Begleiter hier ankamen, brachten sie ein bißchen Recht und
Gesetz mit. Die Überlebenden der Umwälzung, die sie
vorfanden, waren gut organisiert, so daß die Familie und alle,
die ihr dienten, gut zurechtkamen. Selbst in harten Zeiten
konnte das Familienvermögen zusammengehalten werden.«
Der Bauer strahlte vor Stolz auf die Geschichte seiner
Heimat. »Die Curstons leben seitdem ohne Zwischenfälle in
dem Kastell über der Stadt, das der erste Lord Curston vor über
dreihundert Jahren erbauen ließ.«
Als sie jetzt in die Stadt einfuhren, war Delbridge überrascht,
wie ein dermaßen abgelegener Flecken so wohlhabend sein
konnte. Die Straßen waren kunstvoll gepflastert, und kein
Stück Unrat lag herum. Die Häuser waren weiß gekalkt, die
Steine fest gemauert und die Strohdächer dick und in gutem
Zustand. Nur die wenigsten Geschäfte und Häuser hatten
Ölpapier vor den Fenstern – teures – farbiges oder farbloses Glas war die Regel. Es sah aus wie im Märchen. So viel
Wohlstand konnte nur ein gutes Omen sein, fand Delbridge.
Unvermittelt kam der Wagen am Südrand der Stadt vor
einem einladend wirkenden Gasthaus zum Halten, dessen
Schild es als den »Wilden
Eber« auswies: Ein großer,
schnaubender Eber durchbrach ein Gatter, während ein Mann
friedlich auf seinem Rücken schlummerte. Frisch bepflanzte
Blumenkästen schmückten die beiden Fenster, deren
Innenseiten von gerafften, weißen Vorhängen eingerahmt
wurden.
»Endstation«, rief der Bauer.
Delbridge bedankte sich und sprang vom Wagen, um einen
Blick auf das Gasthaus zu werfen. An diesem Ort konnte man
sicher herausfinden, was in Tantallon so los war, und
Delbridge brauchte zudem etwas zu essen und einen
Schlafplatz. Aber während die Leute Informationen oft
bereitwillig preisgaben, kosteten Essen und Unterkunft Geld.
Es war auch ein guter Ort, um das Armband auszuprobieren,
fand er, was er auf jeden Fall tun mußte, bevor er Geld in eine
neue Ausstattung investierte. Er griff in seinen abgenutzten
Beutel und zog das Armband heraus. Dann preßte er seine
Hand zusammen und quetschte sich das dünne Kupferband mit
viel Kraft über die Finger aufs Handgelenk. »Für wen war denn
das bestimmt, für einen Feenkobold?« knurrte er, da es in sein
weiches Fleisch einschnitt. Er brauchte sich keine Sorgen
machen, daß er es verlieren könnte, denn er bezweifelte, es je
wieder von seinem Handgelenk abziehen zu können.
Als er die Tür aufmachte, blieb er stehen, um ein offenbar
noch nicht sehr altes Stück Pergament anzusehen, das an die
Tür genagelt war. Es war eine öffentliche Bekanntmachung.
Delbridge trat näher, um sie im nachlassenden Licht zu lesen.
    Audienztag
Am dritten Yurthgrün 344 wird seine Lordschaft, Sir
Curston, die Anliegen, Bitten und Gesuche seiner treuen
Untertanen anhören und beurteilen. Jeder, der eine Audienz bei
Seiner Lordschaft wünscht, soll in den Stunden

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