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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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er ganz unten in der Truhe suchte, fand Flint einen
großen Segeltuchsack, mit dem er in die Küche ging. Beim
Durchqueren des Wohnzimmers sah Flint, wie Tolpan schnell
die Hand von den Bögen wegzog.
»Hab bloß geguckt!« Er folgte Flint in die Küche.
Der Raum war sehr klein, eher nur eine Vorratskammer,
denn gekocht wurde über dem Feuer im Wohnzimmer. Die
Decke war höher als in den anderen Zimmern, und durch die
Löcher, die in die Seitenwand gebohrt waren, konnten die
Zweige des Vallenholzbaums frei weiterwachsen. Tanis hatte
jedes freie Eckchen für Regale genutzt. Geräucherter Schinken,
getrocknete Kräuterbunde, Beutel mit Kartoffeln, Kürbis,
Trockenobst und Knoblauch hingen an dicken Seilen von
dunklen Haken herunter. Ein kleiner Klapptisch war an einem
Schrank an der Wand gegenüber dem Eingang befestigt.
Darunter standen zwei Klappstühle.
Rasch nahm Flint einen Schinken, einen kleinen Kürbis und
zwei Handvoll getrockneter Äpfel und stopfte alles in den
Sack. Als er sich umdrehte und gehen wollte, sah er, wie
Tolpan ein paar Rosinenbrötchen aus der Bäckerei von Solace
inspizierte, die – wie Flint wußte – zu Tanis Lieblingsspeisen
gehörten. Obwohl er Schnitzer normalerweise großzügig
übersah, konnte Tanis überaus eigen sein, wenn es um seine
Brötchen ging.
»Laß die liegen. Wir haben alles, was wir brauchen«, knurrte
der Zwerg.
»Ich habe bloß überlegt«, sann Tolpan, »daß wir ja vielleicht
tagelang unterwegs sein werden. Diese Brötchen sind jetzt
schon einen oder zwei Tage alt.« Wie zum Beweis piekste er
eins an, um sich hinterher den Finger abzulecken. »Bis wir
wieder da sind, sind sie zu alt zum Essen. Ist bloß schade drum,
mehr nicht.«
Flint sah die Brötchen an, warf dann einen finsteren Blick
auf den Kender, um wieder auf die Brötchen zu starren. Sie
waren dick mit glänzendem Zuckerguß überzogen, und jedes
hatte ein Sternenmuster aus Rosinen obendrauf. Jetzt, wo Flint
sie ansah, knurrte ihm nach dem nächtlichen Marsch der
Magen. Sie sahen wirklich lecker aus.
»Nur eins«, murmelte Flint und nahm sich ein Brötchen. Die
Hälfte verschwand schon beim ersten, gewaltigen Biß. Mit
dicken Backen wie bei einem Eichhörnchen und mit Krümeln
im Bart ging er ins Wohnzimmer zurück. Tolpan folgte ihm,
wobei er Rosinen in den Mund steckte.
Als Flint gerade zum zweiten Mal in das Brötchen beißen
wollte, ging die Tür auf, und Tanis kam herein. Er trug eine
längs zusammengerollte, rot-graue Decke über der Schulter, in
die weitere Sachen eingepackt waren, wie die Beulen verrieten.
Tanis hob sie über den Kopf und warf sie auf den Boden,
während er sagte: »Das mußt du selbst nochmal
zusammenrollen, Flint. Wenn ich sie für deine Größe gemacht
hätte, hätte ich sie mir nie um die Schultern legen können. Hast
du alles gefunden, was wir brauchen?«
O Flint versuchte zu sprechen, doch seine Stimme war durch
den Mund voll Rosinenbrötchen behindert. Er nickte, wobei
ihm Krümel vom Bart fielen.
»Was ist das denn?« Tanis sah Flint genauer an. »Das ist
doch nicht etwa ein Rosinenbrötchen?«
»Möchtest du auch eins?« entgegnete Tolpan. Er griff in
seinen Beutel und holte ein weiteres der klebrigen Brötchen
heraus, das er Tanis reichte. »Aber schling es nicht so herunter
wie Flint«, warnte er. »Sie sind schon etwas trocken.«
Tanis sah von Flints betretenem Gesicht zu Tolpans
zufriedener Miene, um dem Kender dann sein Lieblingsessen
aus der Hand zu reißen. »Laßt uns aufbrechen, bevor ihr beide
mir die Haare vom Kopf freßt.«
»Ich habe genug für ein paar Tage eingepackt«, berichtete
Flint. »Aber was ist mit meinen Sachen? Hast du an meinen
warmen Hut gedacht? Was ist mit den Wollsocken, die so gut
in meine ledernen Wanderstiefel passen? Und mit meiner
Axt?«
Tanis schlug seinem Freund auf die Schulter. »Keine Sorge,
ich habe alles.« Er hielt ihm einen Sack hin, der alles enthielt,
wonach Flint gefragt hatte, einschließlich der geliebten alten
Axt des Zwergs.
Weil er es eilig hatte aufzubrechen, nahm Flint sein Gepäck
und die Axt und marschierte zur Tür, wo er plötzlich zögerte,
weil ihm etwas einfiel. »Was ist mit Selana? Hast du irgendwo
eine dicht verhüllte Frau mit ungewöhnlich blasser Haut
gesehen?«
Tanis schüttelte seinen roten Haarschopf. »Ich habe
niemanden gesehen.«
Flint wirkte deutlich erleichtert, und die Spannung wich aus
seinen eingezogenen Schultern. »Herrlich. Dann haben wir
jetzt vielleicht mal wieder etwas

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