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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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rostigen Angeln hallte lange in der
Finsternis nach.
Kapitel 9
Tanz im Wald
    Die schmale junge Frau war in einen dunkelblauen Mantel
feinster Machart gehüllt. Sie hatte sich einen
kornblumenblauen Seidenschal um den Kopf gelegt, der sich
unter dem Kinn kreuzte und ihr über die Schultern bis zur
Taille hing. Ihre Gesichtszüge waren ebenmäßig, doch ihre
vollen Lippen wirkten wegen der Blässe ihres etwas kantigen
Gesichts ungewöhnlich rot.
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, Meister Feuerschmied«,
sagte sie mit ihrer tiefen, ruhigen Stimme, »dann würde ich
glauben, daß Ihr mir aus dem Weg geht.« Ihre meergrünen Augen, die so groß waren wie zwei Stahlmünzen, fixierten seine
niedergeschlagenen Augen.
    Flint sah auf. Seine Wangen waren knallrot. »Aber bestimmt
nicht… Ach, großer Reorx«, fluchte er, »auch durch Lügen
kann ich meine Seele nicht retten. Ich bin Euch aus dem Weg
gegangen, aber nicht aus den Gründen, die Ihr vielleicht
vermutet.«
    Tanis bemerkte, daß auf der Brücke Fußgänger
stehenblieben und die exotische Frau und den aufgeregten
Zwerg anstarrten. »Laßt uns doch drinnen reden«, schlug er
eilig vor, wobei er Flint und Tolpan vor sich her in sein Haus
schob. Die Frau folgte ihnen in majestätischer Haltung.
Angesichts ihrer Schönheit stockte Tanis der Atem.
    In Tanis’ Baumhaus plumpste Flint mutlos auf den
Schaukelstuhl aus gebogener Weide, den Tanis extra für ihn an
den jetzt kalten Kamin gestellt hatte. Er legte seinen zottigen
Kopf in beide Hände. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll…«
    »Du könntest doch damit anfangen, uns vorzustellen«,
flötete Tolpan. Ohne abzuwarten, stellte er seinen Hupak in
eine Ecke und streckte seine kleine Hand aus. »Tolpan Barfuß,
stets zu Diensten.« Die Frau sah seine Hand an, als wüßte sie
nicht, was sie damit machen sollte, schließlich schüttelte sie sie
doch.
    In diesem Moment kam Tanis mit vier Gläsern und einer
staubigen Flasche gesüßtem Bier herein. Er lächelte die Frau an
und sagte: »Tanis, der Halbelf.«
    Sie musterte seine schönen Gesichtszüge, die leicht
mandelförmigen Augen und die Andeutung von Spitzen an den
Ohren unter seinen dichten, rotbraunen Haaren. »Ich fand
gleich, daß Ihr zu grob für einen reinen Elfen, aber zu schön für
einen Menschen ausseht…«, überlegte sie.
    Jetzt errötete Tanis. »Von Euch kennen wir nur den Namen,
den Flint uns gesagt hat«, meinte er hastig. »Selana, nicht
wahr?« Er bot ihr ein Glas an. Sie streckte ihre schlanke, fast
durchscheinende Hand danach aus, die leicht zitterte, als Tanis
das helle Bier in das Gefäß goß.
    »Ja, ich heiße Selana.« Sie nahm rasch einen Schluck von
dem Bier, hustete aber schon beim Schlucken. Tolpan klopfte
ihr auf den Rücken. »Ich dachte, es wäre Wasser«, keuchte sie.
    »Wasser?« Der Kender klatschte sich vor Lachen auf die
Knie. »Puh, höchstens ein Oger würde Wasser trinken, das wie
Sumpfsaft aussieht.«
    »Tolpan.« Tanis sprach seine Warnung leise aus, nachdem er
Selanas beschämten Gesichtsausdruck gesehen hatte. Zögernd
nahm sie einen weiteren Schluck Bier. Tränen stiegen ihr in die
Augen, aber sie hustete nicht noch einmal. Mit entschlossener
Miene wandte sie sich Flint zu, der in seinem Schaukelstuhl
saß.
    »Flint Feuerschmied, ich komme wegen meines Armbands.
Ich bin nicht so dumm, daß ich nicht sehe, daß etwas
schiefgegangen ist. Konntet Ihr es nicht fertigstellen?
Vielleicht würdet Ihr mir das endlich verraten?«
    Flint schüttelte den Kopf. »Doch, ich habe es gemacht, alles
ganz richtig, und es war
– nein, ist
– ein wunderschönes
Armband«, fiel er sich hastig selbst ins Wort, während er sich
verzweifelt am Kinn rieb und überlegte, wie er ihr alles am
besten erklären konnte.
    Tolpan ließ sich auf dem Boden nieder, wo er im
Schneidersitz Selana zu Füßen saß. »Seht mal, die ganze Sache
war meine Schuld. Na ja, nicht nur meine Schuld. Es war
einfach eine dumme, seltsame Laune des Schicksals, durch die
das Armband beim ersten Mal an meinem Handgelenk gelandet
ist. Natürlich wußte ich, wieviel es Flint bedeutete, nachdem er
beim ersten Mal so wütend geworden war, weil er es verloren
hatte, darum wußte ich auch, daß er ganz verzweifelt und
zornig sein würde, als er merkte, daß er es fahrlässigerweise
ein zweites Mal verloren hatte.«
    »Das reicht!« brüllte Flint den Kender an. »Deine Art Hilfe
brauch ich nicht.« Der Zwerg erzählte nach und nach die
Ereignisse der

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