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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Der Knappe war zu seinem Platz hinter seinem
Vater zurückgekehrt, der Delbridge neugierig ansah. Balkom
hingegen wirkte nach wie vor ungerührt.
Lord Curston beugte sich wieder etwas vor. »Ihr könnt mir
nicht erzählen, daß Ihr eben nichts gesehen habt. Wenn Ihr
etwas gesehen habt, was meinen Sohn betrifft, dann will ich
wissen, was das war. Redet!«
Wie konnte er ihnen erzählen, was er gesehen hatte?
Delbridge schluckte gewaltig. »Herr, ich weiß wohl, daß Ihr
mich sowieso schon weitgehend als Scharlatan abgetan habt,
aber was ich gerade gesehen habe, kann ich kaum beschreiben.
Es war mit nichts zu vergleichen, was ich je erlebt habe.
Andere Visionen waren kurz und präzise; sie zeigten mir, was
tatsächlich geschehen würde. Aber das hier war wie… ein
Alptraum. Als ob ich Zeichen oder Symbole von dem sehen
würde, was sich zutragen wird, aber nicht das Ereignis selbst.
Ich bitte Euch, mir zu glauben, daß ich nicht versuche, Euch
Angst einzujagen, aber der Knappe Rostrevor schwebt in
großer Gefahr.«
Delbridge erzählte eilig, was er gesehen hatte, einschließlich
der vorherigen Vision des trauernden Ritters. »Ich kann es
nicht genauer erklären, aber ich weiß, daß es wahr ist«, schloß
er.
Zu Delbridges Überraschung rümpfte nur Rostrevor die
Nase. »Das ist Unsinn, Vater. Von einem roten Licht entführt!
Ich bin viel zu stark
– du hast mich schließlich persönlich
ausgebildet –, als daß ich so etwas zulassen würde. Außerdem
ist die Familie bei unseren Untertanen sehr beliebt, besonders
du. Wer würde so etwas tun?«
Das Gesicht des alten Ritters verriet Besorgnis. »Es gibt
immer Unruhestifter, die vielleicht mich durch dich verletzen
wollen. Ich habe lange gelebt und mir für den Rest meines
Lebens mehr als genug Feinde geschaffen.«
Mit finsterem Gesicht trat der junge Ritter um den Tisch
herum und faßte Delbridge fest am Arm. »Ich finde, Ihr habt
genug von meines Vaters Zeit verschwendet. Geht!«
»Wartet!« warf Balkom ein, der beschwörend die Hand hob.
»Was hat dieser Mann zu gewinnen, wenn er eine
betrügerische Vorhersage von solcher Tragweite macht? Ich
gebe zu, ich habe Vorbehalte, aber wenn er sich diese
Geschichte ausgedacht hat, wird die Zeit rasch zeigen, ob er
recht hat.« Der rot-gewandete Magier musterte Delbridge mit
seinem einen Auge. »Ist es eine unmittelbare Gefahr?«
»Ich glaube schon, doch«, platzte Delbridge heraus. »So
funktioniert meine Gabe.« Weil er sich etwas unsicher fühlte –
wie eine Wanze unter dem Vergrößerungsglas –, kratzte sich
Delbridge an der Wange.
»Dann empfehle ich doch, daß wir uns auf die sichere Seite
schlagen, Herr«, sagte Balkom mit seiner wohlklingenden
Stimme, »indem Rostrevor zumindest heute abend sein
Zimmer nicht verläßt und damit außer Gefahr ist. Stellt
Wachen an die Türen und Fenster. Ich werde mit magischen
Siegeln und Schutzstäben an den Türen und Fenstern für
zusätzliche Sicherheit sorgen. Keiner wird den Raum
körperlich oder sonstwie betreten können, ohne meine Zauber
auszulösen, und Rostrevor wird unmöglich zu entführen sein.
Wenn wir verschwiegen sind, wird jedoch keiner außer den
hier Anwesenden wissen oder annehmen, daß ein magisches
Siegel von mir die Türen verschließt.«
Der alte Ritter sprang gleich darauf an. »Ausgezeichnete
Idee! Damit vereiteln wir auf jeden Fall jeden
Entführungsversuch, ob direkt oder durch Zauberei.«
»Aber Vater – « protestierte Rostrevor.
Lord Curston tat die Proteste seines Sohnes mit einer
Handbewegung ab. »Laß du nur einen alten Mann gewähren,
der seinen einzigen Sohn über alles liebt.«
Der junge Ritter war wütend. »Aber wenn wir schon den
Versuch eines Anschlags vereiteln, wie sollen wir dann wissen
ob überhaupt jemand je so etwas vorhatte?«
»Wir werden Omardicar als Gast hierbehalten. Wenn nichts
Entsprechendes geschieht, kann er noch ein zweites Mal
versuchen, seine Begabung zu beweisen. In der Zwischenzeit
gehen wir kein Risiko ein. Rostrevor, du bleibst bis morgen
früh in deinem Zimmer. Wir werden auf der Stelle mit Balkom
hochgehen und dich dort sicher unterbringen.« Mit
entschlossener Miene stand der Ritter auf, stöhnte aber leise,
weil die Gicht ihn in den Beinen schmerzte.
»Fröder!« rief er durch zusammengepreßte Zähne. Der
weißhaarige, alte Gefolgsmann eilte am anderen Ende
des
Raums durch den Vorhang. »Die Audienz ist für heute vorbei.
Bitte entschuldige mich bei allen, die noch draußen warten,
und sag ihnen, daß es

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