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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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machen, Tolpan. Ich habe nur den einen Trank.«
»Aber wenn du mich hierläßt, schickt dieser Zauberer
bestimmt seine Schläger los, die mich fangen und foltern und
mich dazu bringen, ihnen von dir und dem Trank zu erzählen.
Überleg doch, in welcher Gefahr du dann schwebst!«
Die Meerelfin unterdrückte ein amüsiertes Lächeln.
»He, ich hab’ eine Idee«, redete Tolpan weiter. »Was würde
passieren, wenn wir den Trank teilen?«
Selana überlegte eine Weile, bevor sie die Frage
beantwortete. Sie wußte, daß der Kender bestimmt etwas
Unüberlegtes tun und gefangen werden würde, wenn man ihn
sich selbst überließ. Und darüber hinaus war sie bisher nur in
einem einzigen Schloß gewesen, und das war während der
Umwälzung ins Meer gesunken und inzwischen zur Ruine
verfallen. Schon die normalen Häuser der Landbewohner
waren ihr fremd; wie erschreckend würde dann erst eine Burg
sein? Vielleicht würde sie Tolpans Hilfe wirklich brauchen.
»Wenn wir den Trank teilen«, sagte sie langsam, »dann hält
er bei uns beiden nur halb so lange an. Ich weiß, wenn ihn
einer ganz austrinkt, wirkt er vier oder fünf Stunden, je nach
Gewicht, und wir sind beide ziemlich leicht.«
Selana sah dem Kender direkt in die Augen. »Ich will dir
eine wichtige Frage stellen, Tolpan. Glaubst du ehrlich, daß wir
beide in weniger als zwei Stunden einen Weg durch die Burg
finden, Flint und Tolpan suchen und befreien, mein Armband
finden und wieder verschwinden können?«
Tolpan plusterte sich auf. »Ich weiß, daß ich es könnte. Ich
war in Dutzenden von Burgen vom Blutmeer bis zum
Düsterwald. Ich hab’ den Trick raus, wie ich da rein und
wieder raus komme. Wenn du mich dabei hast, wird das so
einfach, wie einen Fisch in der Pfütze zu erlegen.«
»Ich wünschte, wir könnten zum Schloß laufen und den
Trank erst in letzter Minute trinken«, murmelte sie, »aber wir
können es nicht riskieren, daß man uns sieht. Wir müssen eine
Gestalt annehmen, die schnell vorwärtskommt.«
»Ein Pferd, meinst du?« schlug Tolpan vor.
»Ich meine, etwas Unverdächtiges.« Selana nagte wieder an
ihrem Fingernagel, während sie nachdachte. »Ein Vogel
vielleicht.«
»Toll!« schrie Tolpan. »Ich wollte schon immer mal fliegen.
»Ein Falke
– oder wie war’s mit einem Kondor? Die sind
wirklich stark. Oder vielleicht ein Riesenziegenmelker?«
»Ich weiß nicht mal, was das ist. Schau mal, Tolpan«,
erklärte Selana überaus geduldig, »wir wollen doch nicht
gesehen werden. Wir müssen einen ganz gewöhnlichen Vogel
nehmen, damit wir nicht auffallen.«
Genau in diesem Moment landete ein kleiner, graubrauner
Vogel in ihrem Eingang, wo er nach Krümeln suchte. »So wie
der da«, fügte Selana hinzu.
»Ein Sperling? Die sind schrecklich klein und wenig
beeindruckend«, schmollte Tolpan.
»Dann sind sie perfekt«, sagte Selana und entkorkte das
Gefäß. Sie setzte es an die Lippen, doch bevor sie schluckte,
warf sie einen forschenden Blick auf das eifrige Gesicht des
Kenders. Bevor Selana an Land gegangen war, hatte sie noch
nie etwas von Kendern gehört. Tolpan, der einzige Kender, den
sie kannte, wirkte zwar ehrlich und offen, aber unberechenbar.
Sie hielt inne. »Das hier ist kein Spiel, Tolpan. Was wir
vorhaben, könnte gefährlich werden. Versprich mir, daß du
dicht bei mir bleibst und keine Zeit verschwendest.«
»Wer verschwendet hier Zeit?« fragte der Kender beleidigt,
während er ungeduldig mit dem Fuß tappte.
Selana verdrehte die Augen, neigte das Gefäß dann wieder
und trank etwas weniger als die Hälfte. Nachdem sie
abgeschätzt hatte, wieviel noch übrig war, nahm sie einen
letzten, kleinen Schluck, bevor sie den Trank Tolpan gab.
Mit kugelrunden Augen legte der Kender achtlos das Brot
beiseite und kippte ohne Zögern den Rest des scharfen Tranks
herunter.
»Ich merke keinen Unterschied«, sagte er sofort, während er
zur Bestätigung mit den Händen über seinen schlanken Körper
fuhr. Dann begann seine Kehle zu jucken, als wenn ihm die
Zunge einschliefe. Dieses Gefühl breitete sich rasch durch den
Hals in den Magen aus, um dann durch jeden Teil seines
Körpers zu sausen, bis es mit einem leisen »Plopp« in seinen
Fingern und Zehen ankam. Danach war das Kitzeln vorbei, und
er fühlte sich plötzlich hellwach.
»Mir geht’s phantastisch! Was machen wir jetzt?«
»Denk einfach, du wärst ein Vogel«, sagte Selana. »In eurer
Sprache kann man es leider nicht besser erklären. Du mußt
dich entspannen und es dir einfach

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