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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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daß es ein Leben
nach dem Tode gäbe, sofern man an die wahren Götter glaubte
(wer die auch waren). Doch das tat sie nicht. Sie dachte, sie
hätte eine Bewegung gesehen, und zwang sich, die Augen
offenzuhalten. Vielleicht ein Ast, der heruntergefallen war?
Oder eine Halluzination? Sie verwarf den Gedanken, denn was
auch immer sie gesehen hatte, es war viel größer als ein Ast
und verschmolz perfekt mit dem grauen Granit der Bergwand.
Sie glaubte, einen riesigen Minotaurus zu sehen, eine wilde
Mischung aus Mensch und Rind, doch der hier bestand aus
poliertem, weißem Granit. Er sprang über den Fluß und kam
auf sie zu.
Ich habe wirklich Halluzinationen, dachte sie. Ich mache
einfach die Augen zu und schlafe, und wenn ich aufwache, ist
er weg. Aber als sie die Augen schloß, hörte sie keuchendes
Atmen und böses Schnauben. Ich halte mir einfach auch die
Ohren zu, dachte sie dämmrig. Mit fest zugepreßten Augen und
den Fingern in den Ohren wartete sie.
Da ergriffen zwei große Hände, die genauso kalt waren wie
Granit, Selana an den Schultern und hoben sie in die Luft. Kurz
vor der Ohnmacht schlug Selana noch einmal die Augen auf
und sah wieder den erschreckenden Granitminotaurus mit den
Hörnern auf dem Kopf.
Einen letzten, kurzen Moment lang dachte sie fast dankbar,
daß sie bestimmt schon tot war.
Kapitel 6
Ausbruch
    Tolpan streckte sich unter einem kleinen Nachttisch aus,
leckte sich die Pfoten und strich sein Fell glatt. Sein Schwanz
fuhr gelassen hin und her. Das war ein angenehmes Gefühl,
und er bedauerte es direkt ein wenig, daß Kender keine
Schwänze hatten.
    Er konnte immer noch nicht glauben, was er und Selana im
Labor mitangesehen hatten. Eine sprechende Münze, die den
bösen Gott Hiddukel darstellte! Er konnte es kaum erwarten,
Tanis und Flint davon zu erzählen, besonders jetzt, wo Selana
weggeflogen war. Sie hatte ihm noch eine telepathische
Botschaft zukommen lassen, bevor sie durch den Luftschlitz in
der Kammer des Magiers verschwunden war.
    »Tolpan, ich folge ihm und hole mir mein Armband z
urück«,
hatte sie gesagt; Tolpan hatte es ihr nicht mehr ausreden
können, denn sofort danach war sie nicht mehr zu sehen und
außer Reichweite gewesen.
    Also war Tolpan in einer richtigen Mäuschenpanik aus dem
Labor des bösen Zauberers gehuscht, den Gang etwas
hinuntergelaufen und dann unter der ersten Tür
durchgeschlüpft, an der er vorbeikam. Er fand sich in einem
Schlafzimmer wieder. Wahrscheinlich ein unbenutzter Raum,
wie er beschloß, denn der Kamin war kalt, und in den Ecken
wirbelten zahlreiche Blätter herum, wenn ein Windstoß durch
das winzige Fenster drang. Dennoch machten die paar
Teppiche auf dem Boden das Zimmer behaglich, und es schien
ein gutes Plätzchen zu sein, um ein Pauschen zu machen und
zu entscheiden, was er jetzt machen sollte.
    Tolpans erste Entscheidung war, seine Mäusegestalt gegen
etwas einzutauschen, wonach der Zauberer nicht
Ausschau
halten würde. Da die meisten Menschen anscheinend Katzen
mochten, gab es in Tantallon jetzt eine weiß-braun-türkisblaue
Katze mit einem ungewöhnlich langen Haarschopf am
Hinterkopf.
    Außerdem fand er es angebracht, noch eine oder zwei
Minuten zu warten, bevor er allzuweit herumlief, nur für den
Fall, daß jemand den Gang beobachtete. Tolpan putzte sich
nach Katzenart, wobei er sich ununterbrochen fragte, ob er bei
der Rückverwandlung in seine normale Gestalt auch wirklich
sauberer sein würde.
    Kurz darauf begann er, seine Lage genau zu überdenken.
Kender sind tatsächlich zu analytischem Denken fähig, was
allerdings nur wenigen Leuten klar ist. Unter den richtigen
Bedingungen sind sie sogar recht gut darin, weil sie aber so
leicht abzulenken sind, schaffen sie es selten, einen
Gedankengang bis zu einer logischen Schlußfolgerung
fortzuführen. Jedenfalls war es dem klaren Denken förderlich,
wenn man pfotenleckend und friedlich schnurrend unter einem
Nachttisch lag.
    Er stellte sich selbst eine Frage: Wenn ich ein böser Zauberer
und mit Hiddukel im Bunde wäre und mich in dieser Lage
befände, was würde ich machen? Der Magier würde das
Armband jetzt hüten, soviel stand fest. Und sie hatten einen
großen Vorteil verspielt, indem sie ihm gezeigt hatten, daß sie
das Armband wollten und daß sie ihre Gestalt verändern
konnten.
    Tolpan mußte sich also etwas anderes überlegen. Es war
Selana und ihm nicht gelungen, das Armband
wiederzubekommen, aber Flint und Tanis saßen immer noch
irgendwo im Schloß

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