Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
Vom Netzwerk:
gefangen. Die Gefangenen hatten unter
der Burg Dinge gesehen – den Zombie zum Beispiel –, die der
Zauberer zweifellos zumindest den Ritter nicht wissen lassen
wollte. Damit waren der Zwerg und der Halbelf in echter
Gefahr. Tolpan war sicher, eine bessere Gelegenheit, die
beiden zu retten als jetzt, während der Trank noch wirkte,
würde er nicht bekommen. Also mußte er sich beeilen.
    Selana und er hatten nach dem Verschwinden des
Schattenmonsters gesehen, wie der Magier vom Kerker zur
Burg gelaufen war. Demnach wurden Flint und Tanis
wahrscheinlich dort festgehalten.
    Tolpan beendete seine Katzenwäsche, stand auf, streckte
sich und lief auf leisen Sohlen zur Tür. Als er den Spalt
darunter beäugte, schätzte er dessen Höhe ab. Als Maus war er
problemlos hindurchgeschlüpft, aber warum sollte er wieder
eine Maus werden, wenn es so viele andere, unterhaltsame
Formen gab, die er noch ausprobieren mußte.
    Einen Augenblick später hatte er sich auch schon in eine
zwei Fuß lange, grau-braun-goldene Schlange verwandelt. Der
Steinboden unter seinem Bauch fühlte sich angenehm kühl an.
Tolpan züngelte versuchsweise ein paarmal, um dann den Kopf
unter der Tür hindurchzustecken und langsam in beide
Richtungen zu blicken. Der Gang war frei.
    Sein erster Versuch vorwärtszukommen, war das Gegenteil
von erfolgreich. Sein Körper verrenkte sich, zuckte und
überschlug sich, so daß er sich den Kopf an der Türkante stieß,
aber nicht vorwärtskam. Das ist gar nicht so einfach, wie es bei
Schlangen aussieht, befand Tolpan. Nach einigen weiteren
vergeblichen Kriechversuchen schaffte er es, sich wieder auf
die richtige Seite zu rollen, war aber immer noch nicht im Flur.
    Scheinbar machte er es vom Ansatz her falsch. Zum
Krabbeln braucht man Arme und Beine. Statt dessen mußte er
herausfinden, wie man schlängelt. Er dachte darüber nach, wie
eine Schlange sich durch eine Wiese windet, und ohne wirklich
zu begreifen, wie es ihm gelang, kam er auf einmal zügig
seitlich und vorwärts zugleich voran, bis er unter der Tür durch
war und sich draußen im Gang befand.
    Tolpans Neugier, was Schlangen anging, war schnell
befriedigt
– außerdem erschrecken die meisten Leute
fürchterlich, wenn sie auf eine Schlange stoßen, und versuchen,
sie in zwei Teile zu schlagen –, darum verwandelte er sich
gleich weiter, nachdem er unter der Tür durch war. Diesmal
entschied er sich für einen Spaniel mit orange-cremeweißem
Fell. Mit hoch erhobenem Schwänzchen trottete er den Gang
hinunter, witterte unter Türen durch, sprang eine Wendeltreppe
hinunter und durch eine offene Tür in den Hauptgang. Der
Weg nach draußen schloß sich gleich rechts an.
    Tolpan rannte zum Ausgang und sprang hoch, um beide
Vorderpfoten an die Tür zu legen. Er stieß den Riegel mit der
Nase hoch, und die Tür schwang auf. Sobald er draußen war,
lief Tolpan geradewegs zum Gefängnis. Die Eingangstür stand
offen, und er tapste einfach hinein.
    Zwei Soldaten hatten es sich auf einer Bank im Vorraum
bequem gemacht und würfelten. Tolpan wußte gleich, daß er
am richtigen Ort war, denn er erkannte hinter ihnen auf dem
Boden Tanis’ Bogen und Flints Axt.
    Auf der anderen Seite des Raums führte eine Gittertür zu den
Gefängniszellen. Die Abstände zwischen den Stangen waren
groß genug, daß Tolpan durchschlüpfen konnte, aber um Flint
und Tanis herauszulassen, mußte die Tür aufgeschlossen
werden.
    Während seiner Reisen war Tolpan nur auf wenige Schlösser
gestoßen, die er mit seinem Werkzeug nicht aufbekam. Und
aus Erfahrung wußte er, daß die meisten Gefängniszellen keine
besonders guten Schlösser hatten. Aber nur für alle Fälle sah er
sich nach einem Schlüsselring um. Einer hing an einem großen
Haken an der Wand hinter den zwei Würfelspielern.
    Der ältere der beiden schien zu gewinnen, denn der Stoß
Kupfermünzen vor ihm war deutlich größer als der des anderen
Soldaten. Sie waren so in ihr Spiel versunken, daß Tolpan
einfach so an ihnen vorbei zur Eisentür stromern konnte. In
diesem Augenblick mußte der verlierende Spieler einen
besonders schlechten Wurf gemacht haben, denn er fluchte
lauthals und schmiß die Würfel durch den Raum. Beide
Wachen schauten direkt auf Tolpan.

»Was ist das denn für ein Hund?« fragte der ältere Wächter.
»Den hab’ ich noch nie gesehen.«
»Ich weiß nicht«, erwiderte der zweite, »aber er hat
jedenfalls eine komische Farbe. Und guck dir mal diesen
lächerlichen Haarschopf auf

Weitere Kostenlose Bücher