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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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und
wartete.
»Tyresian ist einer der besten Bogenschützen am Hof«,
meinte Solostaran nachdenklich und gleichermaßen abwesend.
Draußen neigte sich die Sonne allmählich dem Horizont
entgegen und legte Qualinost in ein buttergelbes Licht. Es sieht
mehr nach Herbst aus als nach Frühling, dachte der Zwerg,
richtete dann aber seine Aufmerksamkeit mit Mühe wieder auf
die Stimme, als der Elfenherrscher fortfuhr. »Er ist hart mit
Tanis umgesprungen, dessen bin ich mir bewußt – ja, mein
Freund, ich weiß mehr von dem, was bei Hof vor sich geht, als
ich preisgebe –, aber ich kann nicht übersehen, daß Tanis mit
dem Langbogen dank Tyresians Unterricht fast so gut umgeht
wie Tyresian selbst. Ich wünschte nur, Tyresian wäre nicht
so… so…« Solostaran suchte nach dem Wort.
»… so konservativ elfisch?« half Flint aus.
»…so starrsinnig.«
Flint kippte den Rest seines Tees herunter. Er wagte nicht,
der Stimme einen Blick zuzuwerfen, bevor er den letzten
Tropfen geleert hatte. Dennoch sah Solostaran ihn
durchdringend an, als Flint aufsah. Das Gesicht des Elfen war
leicht gesenkt, so daß man durch die goldenen Haare seine
spitzen Ohren sehen konnte.
»Wenn wir Elfen dir starrsinnig erscheinen, Meister
Feuerschmied«, sagte Solostaran freundlich, aber bestimmt,
»dann versuch, daran zu denken, daß unsere >starrsinnige<
elfische Hingabe an Tradition und Beständigkeit uns geschützt
hat, während andere, veränderlichere Rassen im Chaos
gescheitert sind. Darum gehe ich so behutsam vor, wenn ich
mehr Handel mit fremden Nationen zulasse – obwohl manchen
Höflingen jedwede Änderung der Tradition widerstrebt –, und
darum nehme ich Vorbehalte wie von Tyresian und Xenoth
sehr ernst.«
Der Zwerg nickte, und die Stimme fügte rasch hinzu: »Aber
ich bin aus einem bestimmten Grund hier – außer dem
Wunsch, jenen Gerüchten nachzugehen, die behaupten, daß
mein lieber Freund in den letzten Zügen liegt.
Glücklicherweise entsprechen diese Gerüchte nicht der
Wahrheit.«
Das ist noch gar nicht so sicher, wollte der Zwerg sagen,
hielt aber den Mund. Er sah die Stimme nur an, die fragte:
»Hast du von dem Fest gehört, das wir das Kentommen
nennen?«
Flint nickte, worauf der goldgekleidete Lord fortfuhr: »Wir
haben im vergangenen Winter viel Zeit mit der Planung von
Porthios’ Kentommen verbracht, das in knapp zwei Monaten
im Sonnenturm gefeiert wird.«
Die beiden sahen einander über den einfachen Steinboden
des Häuschens an. Dann warf Solostaran einen Blick auf die
Schmiede.
»Ich möchte, daß du einen speziellen Orden für diese
Gelegenheit entwirfst. Ich würde Porthios diese wertvolle
Medaille dann während des Kentommen überreichen.«
Die Stimme der Sonne holte tief Luft. »Ich möchte den
Elfenadel mit dieser Zeremonie wieder zusammenschweißen,
Meister Feuerschmied. Ich fürchte, daß die…
Veränderungen… der letzten Jahre eine gewisse Spaltung mit
sich gebracht haben, und ich möchte, daß diese Zeremonie sie
erkennen läßt, daß ich mich gewissen«, er lächelte,
»unveränderlichen Elfentraditionen verpflichtet fühle.
Ich brauche wohl nicht zu sagen, mein Freund, daß der
Erfolg dieser Zeremonie viel dazu beitragen kann, Porthios’
Anspruch auf das Amt der Stimme zu festigen. Und deine
Medaille, die ich ihm überreiche, wäre ein Teil davon.«
»Hast du dir schon etwas ausgedacht?« fragte Flint.
Solostaran stand auf und stellte seinen leeren Becher auf den
Tisch. »Ich habe natürlich Vorstellungen, aber ich würde lieber
sehen, was du dir ausdenkst. Von allen Leuten aus meiner
Umgebung kennst du mich vielleicht am besten, Meister
Feuerschmied. Und dieses Wissen könnte dir jetzt gut zustatten
kommen.«
Er schwieg, als würde er an etwas denken, das gar nichts mit
dem Thema zu tun hatte, so daß Flint nur ruhig sagte: »Ich
würde mich geehrt fühlen, einen solchen Orden für das Fest
anzufertigen.«
Solostaran sah auf und lächelte. Seine Augen schimmerten
warm, was selten vorkam. »Danke, Flint.« Auf einmal sah der
Zwerg, wie müde die Stimme wirkte, als hätte sie nächtelang
unruhig – oder gar nicht – geschlafen. Die Stimme schien das
Mitgefühl in Flints Blick zu entdecken. »Der Weg zu meinem
Amt ist voller Hürden, Flint. Schau nur meine eigene Familie
an.«
Flint, der beschlossen hatte, daß er wohl doch nicht sterben
würde, schob die Decke zurück, griff zu seiner Holztruhe und
zog ein frisches Hemd heraus: Weißes Leinen, das am Kragen
mit Espenblättern bestickt war, ein

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