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Drachenlied

Drachenlied

Titel: Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Fädeneinfalls gesehen zu haben. Die Kinder, die zum Sammeln von Beeren und Spinnenklauen ausgeschickt wurden, entdeckten keine Spur von ihr. Auch die Höhlen, die sie kannten, waren leer.
    »Es hat wenig Sinn, eine Suche zu organisieren«, meinte einer der Schiffsmeister. Er fand, dass der Fang vorging. Was sollte man Zeit wegen eines Mädchens vertrödeln - besonders wegen eines Mädchens mit einer verkrüppelten Hand? »Entweder sie befindet sich in Sicherheit und will nicht heimkommen oder...«
    »Sie könnte verletzt sein«, warf Alemi ein. »Von Fäden verwundet - ein Bein gebrochen...«
    »Wer hat ihr denn erlaubt, die Burg zu verlassen, ohne jemand Nachricht zu geben?« Der Schiffsmeister schielte zu Mavi hinüber, in der Hoffnung, sie habe den leisen Vorwurf nicht auf sich bezogen.
    »Sie war es gewohnt, in aller Frühe aufzustehen und Kräu˿ ter zu sammeln«, entgegnete Alemi. Wenn keiner sonst Menolly verteidigte, musste er es tun.
    »Trug sie ein Gürtelmesser? Oder irgendeine Schnalle aus
Metall?«, fragte Elgion. »Fäden lassen Metall nämlich unberührt.«
    ’Ja - diese Spuren müssten bleiben«, meinte Yanus.
    » Wenn die Sporen sie überhaupt erwischt haben«, sagte der Schiffsmeister finster. Er neigte eher zu der Ansicht, dass sie in ihrer Panik über die Klippen oder in einen Felsriss gestürzt war. »Ihr Leichnam müsste wohl irgendwo bei den Drachensteinen angespült werden. Die Strömung trägt eine Menge Strandgut in diese Gegend.«
    Mavi stieß einen Laut aus, der wie Schluchzen klang.
    »Ich kenne das Mädchen nicht«, sagte Elgion rasch, als er den Kummer der Burgherrin sah. »Aber wenn sie viel im Freien umherstreifte, dann kannte sie das Land sicher zu gut, um an den Klippen zu verunglücken.«
    »Der Fädeneinfall bringt selbst vernünftige Leute um den Verstand...«, widersprach der Schiffsmeister.
    »Menolly war vernünftig«, fauchte Alemi mit solcher Heftigkeit, dass alle erstaunt aufschauten. »Und sie kannte die Lehrballaden besser als die Erwachsenen. Sie wusste sicher genau, wie sie sich bei einem Sporenregen zu verhalten hatte.«
    »Du hast recht,Alemi«, erklärte Yanus ruhig und stand auf. »Wenn sie gekonnt und gewollt hätte, wäre sie zurückgekommen. Ich werde den Befehl erteilen, dass alle, die sich ins Freie begeben, nach ihr Ausschau halten - an Land und auf See. Mehr kann ich als Burgherr unter den gegebenen Umständen nicht tun. Wir laufen mit der Flut aus.«
    Elgion hatte zwar nicht erwartet, dass der Fischer˿Ba˿ ron eine umfangreiche Suche nach einem vermissten Mädchen einleiten würde, aber der harte Beschluss überraschte ihn doch. Mavi nahm ihn ruhig hin, fast als sei sie froh, dass ihr jemand diese Entscheidung abgenommen hatte. Und der Schiffsmeister zeigte sich erfreut über die Gerechtigkeit des
Burgherrn. Nur Alemi verriet Ärger. Der Harfner hielt den jungen Mann unauffällig zurück, als die anderen den Raum verließen.
    »Ich habe genug Freizeit. Wo soll ich mit der Suche beginnen?«
    Hoffnung flammte in Alemis Blick auf, doch im nächsten Moment wirkte er verschlossen.
    »Ich würde sagen, es ist besser, wenn Menolly da bleibt, wo sie sich gerade beflndet...«
    »Auch wenn sie tot ist - oder verletzt?«
    »Auch dann.« Alemi seufzte tief. »Und ich wünsche ihr Glück und ein langes Leben.«
    »Dann glaubst du, dass sie noch lebt und absichtlich nicht zurückkehrt?«
    Alemi warf dem Harfner einen ruhigen Blick zu. »Ja. Und ich glaube weiter, dass sie glücklicher ist als irgendwo in der Burg.« Damit ging der junge Baron fort und überließ den Harfner seinen Betrachtungen.
    Elgion war nicht gerade unglücklich in der Burg am Meer. Aber der Meisterharfner hatte recht behalten, als er seinem jungen Gesellen erklärte, er werde sich in manchen Dingen umstellen müssen. Ein so abgelegener Ort förderte starre, altmodische Ansichten, hatte Robinton erklärt. Elgion war dies als Herausforderung erschienen. Nun jedoch überlegte er, ob er seine Kräfte nicht überschätzt hatte. Es war ihm nicht gelungen, den Fischer-Baron und seine Leute zu einer Suchaktion zu bewegen - zu einer Suchaktion nach der Tochter des Burgherrn!
    Dann, als Elgion sich noch einmal die Gespräche in Erinnerung rief, erkannte er, dass diese Menolly wohl eine Art Problemkind war - und das hatte offensichtlich nichts mit ihrer verkrüppelten Hand zu tun. Sosehr er sich den Kopf zerbrach, Elgion konnte sich nicht entsinnen, die Kleine je
gesehen zu haben, obwohl er jedes Mitglied

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