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Drachenlied

Drachenlied

Titel: Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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völlig ernst.
    »Nein?«
    »Ganz und gar nicht. Wissen Sie, ob die Jungen hier entlang der Küste welche gesehen haben? Die Echsen graben ihre Gelege gern in den warmen Sand. Und wir sind hinter ihren Eiern her.«
    »Wirklich? Also, die Kinder haben nichts beobachtet, aber der Sohn des Burgherrn, ein nüchterner, fast erwachsener Bursche, erzählte einmal, er habe Feuerechsen nahe der Drachensteine entdeckt.« Elgion deutete die Küste entlang. »Kein Mensch glaubte ihm das.«
    »Ich werde mich einmal dort umsehen.« N’ton machte eine Pause. »Sehen Sie, Canths Reiter F’nor war auf dem Südkontinent, um sich von seinen Verletzungen zu erholen. Er fand dort eine Feuerechsen-Königin - und entwickelte die gleiche enge Bindung zu ihr wie zu einem richtigen Drachen...«

    »Was? Ich dachte...«
    »Feuerechsen sehen aus wie Miniaturdrachen.«
    »Aber das würde bedeuten...« Elgion hob hilflos die Schultern und sprach den Satz nicht zu Ende.
    »Genau, Harfner«, sagte N’ton mit einem breiten Lachen. »Und nun brennt jeder darauf, eine Feuerechse zu besitzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Baron Yanus seine Zeit und Energie damit vergeuden würde, nach Feuerechsen-Gelegen zu suchen. Aber falls man hier in der Gegend wirklich solche Tiere beobachtet hat, dann könnte sich auf jedem Sandstrand ein Gelege verbergen.«
    »Das Hochwasser in diesem Frühjahr hat die meisten kleinen Buchten überspült.«
    »Ein Jammer. Aber vielleicht können Sie die Kinder zu einer Suche überreden. Ich glaube, die machen sicher begeistert mit.«
    »Allerdings.« Und Elgion kam zu Bewusstsein, dass N’ton, obwohl er heute einen Drachen ritt, in seinem Innern die gleichen Kindheitsträume bewahrt hatte, die er selbst hegte. »Was sollen wir tun, wenn wir ein Gelege finden?«
    »Falls Sie eines finden«, erklärte N’ton, »hissen Sie die Signalflagge, und der Patrouillereiter gibt uns Bescheid. Wenn die Flut das Nest zu überspülen droht, legen Sie die Eier entweder in heißen Sand oder in vorgewärmte Felle.«
    »Und man kann die kleinen Tiere beim Ausschlüpfen an sich binden...?«
    »Würde mich für Sie freuen, Harfner, wenn Sie dieses Glück hätten. Man muss die eben ausgeschlüpften Jungen füttern - mit irgendetwas - und dabei liebevoll auf sie eingehen. Aber was rede ich lange? Sicher waren Sie schon bei einer Gegenüberstellung. Das gleiche Prinzip.«
    »Feuerechsen...« Elgion war begeistert von der Aussicht.

    »Schnappen Sie mir nicht alle weg, Harfner! Ich hätte auch gern eines der Kleinen.«
    »Reicht Ihnen Ihr Drache nicht?«
    »Oh, die Echsen lassen sich in keiner Weise mit Lioth und seiner Intelligenz vergleichen. Sie sind eher etwas zum Spielen.« N’ton nickte seinem Bronzedrachen zu, der eine Wange im Sand rieb. Als er sich wieder Elgion zuwandte, sah der Drachenreiter hinter der Kaimauer eine Gruppe von Kindern, die wie gebannt zu Lioth hinüberstarrten. »Ich schätze, Sie bekommen genug Helfer, Harfner.«
    »Wenn wir schon beim Thema Helfen sind, Geschwaderführer - ein junges Mädchen aus der Burg wird vermisst. Sie ging am Morgen des Fädeneinfalls ins Freie und kam nicht mehr zurück.«
    N’ton stieß einen leisen Pfiff aus und nickte mitfühlend. »Ich werde den Patrouillereitern Bescheid sagen. Wenn die Kleine intelligent ist, hat sie vermutlich Unterschlupf in den Klippen gefunden. Diese Felsen sind überall von Höhlen durchzogen. In welchem Gebiet hat man denn nach ihr gesucht?«
    »Darum geht es ja gerade. Kein Mensch hier hält es für nötig, sich um die Sache zu kümmern.«
    N’ton runzelte die Stirn und warf einen Blick zu Yanus hinüber, der ein Stück entfernt stand. »Wie alt war das Mädchen?«
    »Ehrlich gestanden ich weiß es nicht. Die jüngste Tochter des Burgherrn, wenn ich mich nicht täusche.«
    N’ton schüttelte entrüstet den Kopf. »Es gibt doch noch andere Dinge im Leben als prall gefüllte Netze!«
    »Das möchte man meinen.«
    »Nicht so bitter, mein junger Freund. Ich werde dafür sorgen, dass man Sie zur nächsten Gegenüberstellung nach Benden einlädt.«

    »Das wäre ein Lichtblick.«
    »Kann ich mir vorstellen.« N’ton winkte ihm kurz zu, bestieg seinen Bronzedrachen und schwang sich in die Lüfte. Als er fort war, fühlte Elgion sich leichter. Und die Aussicht, wenigstens für kurze Zeit der Eintönigkeit der Burg zu entrinnen, besserte seine Laune ganz erheblich.

KAPITEL SEIBEN
    Wer will,
Vermag.
Wer wagt,
Gewinnt.
Wer liebt,
Lebt.
    Es dauerte vier Tage,

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