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Drachenlied

Drachenlied

Titel: Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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einem Moment gerettet zu werden, da sie schon fest mit demTod gerechnet hatte, überwältigte das Mädchen so sehr, dass sie kein Wort herausbrachte. Der braune Drache nahm kurz Anlauf, ließ sich ein Stück in die Tiefe fallen, um Raum für seinen Schwingenschlag zu gewinnen, und stieg dann in den Himmel. Menolly spürte sein weiches, warmes Fleisch und das raue Wherleder, in das sich der Reiter gehüllt hatte. Sie atmete tief durch. Einen Moment lang
sah sie, dass ihre kleinen Echsen sich abmühten, dem Drachen zu folgen - dann war sie im Dazwischen.
    Der Schweiß gefror ihr auf Stirn und Wangen, Kälte durchdrang ihre zerrissenen Stiefel und biss sich in den wunden Sohlen fest. Sie hatte das Gefühl, dass sie gleich ersticken musste. Angstvoll umklammerte sie den Reiter, aber sie spürte weder ihn noch den Drachen.
    Jetzt erst begriff sie jedes Wort der Lehrballaden. Jetzt, in ihrem Entsetzen, verstand sie, was gemeint war.
    Unvermittelt konnte sie wieder sehen, hören und atmen. Sie schwebten in schwindliger Höhe über dem Benden-Weyr. So groß die Halbkreis-Bucht war, die Stätte der Drachen und ihrer Reiter hatte noch gewaltigere Ausmaße.
    Als der Braune tiefer schwebte, sah sie die gigantischen Sternsteine und das Felsöhr, in dem sich der Rote Stern immer dann zeigte, wenn eine Periode des Sporenregens bevorstand. Sie sah den Wach-Drachen zwischen den Steinen, hörte ihn laut trompeten, als der Braune näher kam. Sie entdeckte mehrere Drachen mit ihren Betreuern im Weyr-Becken, sah die Stufen, die zum Lager der Königin führten, und das gähnende Höhlenmaul, das den Eingang zur Brutstätte bildete. Benden war in derTat viel größer, als sie erwartet hatte.
    Der Braune landete in der Nähe seiner Gefährten; Menolly erkannte, dass die Tiere von Fäden verwundet waren und gerade behandelt wurden. Der braune Drache drehte den Kopf nach hinten und schlug ungeduldig mit den halb gespreizten Flügeln.
    »Du kannst deinen Würgegriffjetzt lockern,junge«, meinte der Reiter mit einem nachsichtigen Lächeln und löste die Kampfriemen von seinen Schenkeln.
    Menolly murmelte eine Entschuldigung. »Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll. Ich dachte, die Fäden würden mich einholen und...«

    »Wer hat dich denn überhaupt aus der Burg gelassen? Der Sporenregen war angekündigt!«
    »Ich machte mich in aller Frühe auf den Weg - da findet man die meisten Spinnenklauen.«
    Der Mann ging nicht näher auf ihre hastige Erklärung ein, aber Menolly begann zu überlegen, wie sie sich bei den anderen herausreden sollte. Leider fiel ihr nicht ein, wie die Nerat-Burg hieß, welche der Halbkreis-Bucht am nächsten lag.
    »Herunter mit dir, mein Junge! Ich muss zurück zu meinem Geschwader.«
    Das war nun schon das zweite Mal, dass er sie »Junge« nannte.
    »Du kannst nicht schlecht rennen. Schon mal dran gedacht, dich zum Botenläufer ausbilden zu lassen?«
    Der braune Reiter stützte sie, sodass sie über die Schulter des Drachen in die Tiefe rutschen konnte. In der gleichen Sekunde, da ihre Füße den Boden berührten, glaubte sie, vor Schmerz ohnmächtig zu werden. Sie umklammerte hastig die Pfote des Drachen; das Tier begann, leise zu summen, und stupste sie sanft mit der großen Schnauze an.
    »Branth sagt mir, dass du verletzt bist?« Der Mann schwang sich geschickt zu Boden.
    »Meine Füße!« Sie hatte die Stiefel völlig durchgelaufen, ohne es zu merken, und an ihren Fußsohlen war kein Fetzen Haut heil geblieben.
    »Ich sag gleich im Weyr Bescheid. Komm!« Er umklammerte ihr Handgelenk und hievte sie mit geübtem Schwung über seine Schulter. Als er den Eingang der Unteren Höhlen erreichte, rief er sofort nach Heilsalbe.
    Menolly fand sich in einem Stuhl wieder; in ihren Schläfen dröhnte das Blut. Jemand stützte ihre wunden Füße auf einen Hocker. Von allen Seiten liefen Frauen herbei.
    »He, Manora, Felena!«, rief der braune Reiter ungeduldig.
»Seht euch seine Füße an! Nur noch Fleischklumpen sind das!«
    »T’gran, wo in aller Welt...«
    »Ich war in der Gegend von Nerat, als ich ihn entdeckte. Versuchte, der Fädenfront davonzulaufen, der Bursche - und hätte es um ein Haar auch noch geschafft!«
    »Du liebe Güte! Manora, kannst du einen Augenblick herkommen?«
    »Sollen wir ihm zuerst die Füße waschen oder...?«
    »Zuallererst einen Fellistrank«, schlug T’gran vor. »Das betäubt den ärgsten Schmerz. Und dann schneidet ihm die Stiefel von den Füßen!«
    Jemand hielt ihr einen Becher

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