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Drachenlied

Drachenlied

Titel: Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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gegen die Lippen und befahl ihr, ihn rasch leer zu trinken. Sie hatte außer der Kresse noch nichts im Magen und so wirkte das Felliskraut auf der Stelle. Die Gesichter ringsum verschwammen.
    »Sind denn die Burgleute wahnsinnig geworden, dass sie ihre Schutzbefohlenen bei Fädeneinfall ins Freie lassen?« Menolly glaubte, Manoras Stimme wiederzuerkennen. »Das ist nun schon der Zweite, den wir heute gerettet haben.«
    Danach verschmolzen die Stimmen zu einem unverständ- lichen Gemurmel. Menolly konnte ihre Blicke nicht mehr auf einen festen Punkt richten. Sie schien etliche Handbreit über dem Boden zu schweben, was ihr gar nicht so ungelegen kam, denn sie wollte auf gar keinen Fall die Fußsohlen belasten.
    An einem Tisch auf der anderen Seite der großen Küchenkaverne saß Elgion. Er dachte anfangs, der Junge sei, vom Schock der knappen Rettung übermannt, in Ohnmacht gefallen. Er hätte ihm das nachfühlen können, denn auch ihn hatte ein Drachenreiter aufgegriffen, als er, außer Atem und völlig erschöpft, zur Burg zurückhetzte. Jetzt, da er eine anständige Mahlzeit im Bauch hatte und wieder ohne Seitenstechen
atmen konnte, machte er sich Vorwürfe wegen seines Leichtsinns. Und er dachte nur ungern an den Empfang, den ihm der Fischer-Baron bereiten würde. Mit der Erklärung, er habe nach Feuerechsen-Eiern gesucht, konnte Yanus ganz bestimmt nichts anfangen. Und was sollte Alemi von ihm denken? Elgion seufzte und sah zu, wie mehrere Frauen den Jungen zu den Wohnquartieren trugen. Er richtete sich ein wenig auf und überlegte eben, ob er seine Hilfe anbieten solle - als er die erste Feuerechse seines Lebens erblickte und alles andere vergaß.
    Es war eine kleine goldene Königin, die in die Höhle geschossen kam und zum Erbarmen jammerte. Sie schien reglos mitten in der Luft zu schweben und verschwand wie durch Zauberei. Einen Moment später tauchte sie wieder in der Küche auf, weniger erregt, aber immer noch auf der Suche nach jemand oder etwas.
    Ein Mädchen kam aus den Wohnräumen, sah die Feuerechse und hob den Arm. Die kleine Königin landete geschickt und schmiegte den kleinen Kopf an die Wange des Mädchens, das sie offensichtlich beruhigte. Die beiden gingen hinaus zum Weyrbecken.
    »Sie haben noch nie eine Echse gesehen, Harfner?«, fragte eine belustigte Stimme, und Elgion schrak aus seiner Trance. Neben ihm stand die Frau, die das Essen gebracht hatte.
    »Nein.«
    Sie lachte über die Wehmut in seiner Stimme. »Das ist Grall, F’nors kleine Königin«, erklärte Felena. Dann erkundigte sie sich, ob der Harfner noch eine Kleinigkeit essen wolle.
    Er lehnte höflich ab, weil er bereits zwei Teller Fleischsuppe verschlungen hatte.
    »Ich überlege gerade, wie ich zurück in die Halbkreis-Bucht komme. Der Baron hat meine Abwesenheit inzwischen sicher bemerkt und...«

    »Keine Sorge, Harfner, unsere Reiter haben längst ausgerichtet, dass Sie hier sind.«
    Elgion bedankte sich, aber er kam nicht von dem Gedanken los, dass er das Missfallen des Burgherrn auf sich geladen hatte. Und wenn er einfach sagte, er habe einem Befehl des Weyrs gehorcht? Yanus achtete streng darauf, dass seine Leute ihre Pflichten gegenüber Benden kannten. Dennoch sehnte sich Elgion nicht gerade nach der Rückkehr. Und er fand, dass die Drachen von ihrem Kampfeinsatz erschöpft waren und nicht noch leichtsinnige Harfner heimfliegen konnten.
    Ein Teil von Elgions Befürchtungen wurde durch den Bronzereiter T’gellan zerstreut, der an diesem Tag den Einsatz des Geschwaders geleitet hatte. »Ich überbrachte persönlich die Nachricht, dass Sie sich hier befinden. Und keine Sekunde zu früh, denn man wollte eben einen Suchtrupp nach Ihnen ausschicken. Was für den alten Yanus ein großes Zugeständnis ist.«
    Elgion schnitt eine Grimasse. »Er wollte wohl nicht in so kurzer Zeit gleich zwei Harfner verlieren.«
    »Unsinn! Yanus ist ganz begeistert von Ihnen. Das sagte zumindest Alemi.«
    »War er wütend?«
    »Wer? Yanus?«
    »Nein. Alemi.«
    »Weshalb denn? Ich würde sagen, er verriet mehr Freude als der alte Baron, dass Ihnen nichts zugestoßen war. Aber eine andere Frage: Haben Sie nun ein Gelege gefunden oder nicht?«
    »Nein.«
    T’gellan öffnete mit einem Seufzer den breiten Reitgürtel und zog die Wherleder-Jacke aus. »Dabei brauchen wir diese kleinen Flatterbiester so notwendig.«
    »Sind sie derart nützlich?«

    T’gellan warf ihm einen langen Blick zu. »Kaum. Lessa hält sie sogar für ausgesprochen lästig.

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