Drachenlied
schon rechtzeitig heim, Elgion«, meinte T’gellan beruhigend und erhob sich. »Wir wollen Yanus nicht mehr als nötig reizen.«
Elgion war nicht sicher, wie er diese Worte auffassen sollte: Draußen herrschte tiefe Finsternis und das Burgportal war sicher längst verrammelt. Warum hatte er den Drachenreiter nicht vor dem Essen gebeten, ihn heimzufliegen? Aber dann wäre er niemals Rill begegnet.
Sie schwangen sich auf den Bronzedrachen, und Elgion genoss es, durch die Nachtluft zu schweben. Einen Moment lang erblickte er die Gipfelkette des Benden-Gebirges, dann trug Monarth sie ins Dazwischen .
Gleich darauf war das Dunkel gewichen. Die Sonne hing dicht über dem rot gefärbten Meer, als sie in der Halbkreis-Bucht nahe dem Hafenbecken auftauchten.
»Hab ich Ihnen nicht versprochen, dass wir rechtzeitig da sein würden?«, grinste T’gellan. »Wir sollen zwar keine Zeitsprünge machen, aber ein guter Grund rechtfertigt sicher eine Ausnahme...«
Monarth flog in gemächlichen Kreisen tiefer, sodass sich die Burgbewohner bereits in der Bucht versammelt hatten, als der Drache landete. Yanus stand ein paar Schritte vor den anderen; Elgion suchte in der Menge nach Alemis Gesicht.
T’gellan schwang sich in die Tiefe und half dem Harfner betont höflich beim Absteigen. Erleichtertes Gemurmel drang an Elgions Ohr.
»Ich bin weder verkrüppelt noch altersschwach«, zischte Elgion und sah aus dem Augenwinkel, wie Yanus näher trat. »Nun übertreiben Sie die Schau nicht!«
T’gellan legte ihm kameradschaftlich den Arm um die Schultern und strahlte dem Fischer-Baron entgegen. »Tu ich doch gar nicht!«, murmelte er dabei. »Der Mann muss sehen, dass der Weyr voll auf Ihrer Seite steht.«
»Baron, es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen...«, begann Elgion, aber der Drachenreiter fiel ihm ins Wort.
»Wenn sich hier jemand entschuldigt, dann der Weyr«, sagte er ruhig. »Ihr Harfner wollte umgehend zur Burg zurückkehren, Baron, aber Lessa bestand auf einem persönlichen Bericht, und so mussten wir warten.«
Was immer Yanus seinem Harfner hatte vorwerfen wollen, die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Er schluckte und blinzelte, und man sah förmlich, wie er seine Gedanken neu ordnete.
»Sollte im Übrigen einer Ihrer Leute Spuren von Feuerechsen
entdecken, so bitte ich Sie, dies unverzüglich dem Weyr zu melden«, fuhr T’gellan gelassen fort.
»Dann - dann stimmt die Geschichte?«, stammelte Yanus ungläubig. »Diese Geschöpfe gibt es in derTat?«
»Und ob, Baron!« Elgion nickte aufgeregt. »Ich habe mit eigenen Augen eine kleine Bronzeechse gesehen... und berührt... und sogar gefüttert. Sie heißt Rill und ist etwa so groß wie mein Unterarm.«
»Was? Wirklich?« Alemi schob sich atemlos durch die Menge und kam auf Elgion zugehumpelt. »Dann hast du doch etwas in der Höhle gefunden?«
»Höhle?« Elgion hatte völlig vergessen, mit welcher Absicht er an diesem Morgen aufgebrochen war.
»Höhle?«, fragte auch T’gellan.
»Die...« Elgion schluckte und schmückte kühn die Lüge aus, dieT’gellan begonnen hatte. »Ich sprach bereits mit Lessa darüber. Vielleicht waren Sie da gerade nicht im Zimmer.«
»Welche Höhle?« Yanus trat gereizt in den Kreis der jungen Männer. Es verdross ihn, dass sie ihn nicht in das Gespräch einbezogen.
»Alemi und ich entdeckten eine Höhle in den Küstenklippen nahe der Drachensteine«, erklärte Elgion. Er wandte sich an T’gellan. »Alemi ist der junge Seemann, der letztes Frühjahr Feuerechsen an den Drachensteinen beobachtete. Vor einigen Tagen segelten wir die Küste entlang und sahen die Höhle. Falls wir je Feuerechsen-Eier finden - dann meiner Ansicht nach am ehesten dort.«
»Nun, Harfner Elgion, da Sie wieder sicher in Ihrer Burg sind, kann ich ja aufbrechen.« T’gellan hatte es eilig, zu Monarth zu kommen. Und zur Höhle.
»Sie geben uns Bescheid, wenn Sie etwas finden, ja?«, rief Elgion ihm nach. Der Bronzereiter winkte nur heftig und schwang sich dann auf Monarths Nacken.
»Wir haben ihm nicht einmal unsere Gastfreundschaft angeboten«, meinte Yanus schuldbewusst. Der hastige Aufbruch des Drachenreiters verwirrte ihn ein wenig.
»Er hatte eben erst gegessen«, entgegnete Elgion und sah dem Drachen nach, der über dem rot gefärbten Wasser der Hafenbucht schwebte.
»So früh?«
»Äh - er hatte Fäden bekämpft und war hungrig. Außerdem ist er Geschwaderführer. Man braucht ihn wohl im Weyr.«
Das beeindruckte Yanus.
Reiter und
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