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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Gürtel hing. Sie hob den Deckel und schlich auf das Kaltfeuer zu, als wollte sie einen furchtsamen Hasen einfangen. Aber das Kaltfeuer wich nicht zurück. Behutsam streckte sie den Arm aus …
    Einen Moment später hatte sie es. Wenn sie den Korb dicht vor die Augen hielt, konnte sie durch die engmaschige Flechtarbeit das rötliche Glühen erkennen. Doch davon abgesehen sah das Behältnis wie der gewöhnliche runde Korb aus, den so viele Frauen am Hofe benutzten, um darin Nadel und Faden zu verstauen. Sie verschnürte die Bänder wieder am Gürtel. Sie würde sich beeilen müssen. Herzogin Alinya hatte sie angewiesen, Rann nicht unbeaufsichtigt zu lassen.
    Mal sehen, ob sich die Baronesse damit besänftigen läßt, dachte sie, als sie Ranns Schlafgemach verließ und sich auf den Weg zu Prinz Peridaens Stadtresidenz machte. Beklommen biß sie sich auf die Lippe, als ihr einfiel, welche Schimpftirade sie über sich hatte ergehen lassen müssen, weil sie nicht am Picknick teilgenommen hatte.
    Je weiter sie sich von Rann entfernte, desto nervöser wurde sie. Falls jemand herausfand, daß sie unerlaubt verschwunden war … Hoffentlich muß ich nicht ewig nach Prinz Peridaens Großhofmeister suchen.
    Sie bog um eine Hecke und sah einen von Peridaens Dienern, dem sie – so war ihr aufgetragen worden – vertrauen konnte. Sie rief: »Ormery, tu mir bitte einen Gefallen.«
    Ormery war sofort hellwach. Er hatte sich sofort an den verabredeten Satz erinnert. Ohne lange Erklärungen gab Gevianna ihm den Korb. »Bring ihn Prinz Peridaens Großhofmeister. Ich muß zurück.«
    Nach diesem Botengang rannte Gevianna zu den Gemächern des jungen Prinzen zurück.
    »Rann?« rief sie leise durch die angelehnte Tür. Keine Antwort. Dankbar sandte sie den Göttern ein Stoßgebet und machte es sich anschließend in einem Sessel bequem. Niemand hatte ihre Abwesenheit bemerkt.
    »Gewy? Wo ist mein Kaltfeuer?«
    Die schläfrige Frage führte Gevianna am nächsten Morgen in Ranns Schlafgemach. »Ist es weg? Ich schätze, es ist in der Nacht ausgebrannt, Eure Hoheit. Aber kommt, Rann, es ist Zeit für Euren Trank.«

35. KAPITEL
     
     
    Sherrine hielt sich kerzengerade im Sattel, als sie auf den Hof von Lindens Stadthaus ritt. Sie sah weder nach links noch nach rechts und ignorierte die neugierigen Blicke des Stallburschen und des Hausdieners, die erschienen, um ihr Pferd zu halten und ihr beim Absteigen zu helfen.
    Aha, zweifellos war die Geschichte ihres Zerwürfnisses mit Linden bereits in ganz Casna bekannt. Ihr Unterkiefer mahlte bei der Vorstellung, wie die Bediensteten untereinander tratschten und die Neuigkeit ihren Herren und Geliebten weitererzählten. Sie würde wetten, daß Niathea sich vor Lachen noch immer den Bauch hielt.
    Sie atmete tief durch und ging gemessenen Schrittes auf das Eingangsportal zu. Ein Diener öffnete ihr, und sie trat ein.
    »Guten Tag, Mylady«, sagte er. Wie die anderen sah auch er sie nicht direkt an. »Wenn Ihr mir bitte folgen würdet. Seine Gnaden wird Euch in Kürze empfangen.«
    Er führte sie in einen kleinen, nur mit einigen Stühlen und einem Tisch möblierten Raum, den sie noch nie gesehen hatte. Er war ungemütlich und – abgesehen von der Größe – alles andere als intim. Er hatte die unpersönliche Atmosphäre eines Raumes, in dem man nichtige Arbeiten verrichtete – beispielsweise Haushaltsbücher führen –, um sich anschließend in gemütlichere Räumlichkeiten zu begeben.
    Sie stand in der Mitte des Raumes und ballte die Fäuste. Es war eine Beleidigung, sie in eine solche Besenkammer führen zu lassen. Drachenlord oder nicht, wie konnte er es wagen. Und alles nur wegen einer gewöhnlichen Dirne, die die Nase zu hoch trug! Vielleicht konnte sie Linden ja doch noch überzeugen, daß er einen Fehler begangen hatte. Irgendwie mußte er ihr Verhalten doch verstehen können. Ihrerseits konnte sie ihm die harschen Worte des Vorabends verzeihen, den demütigenden Tonfall, in dem er sie herzitiert hatte – ja, sie würde ihm verzeihen, auch wenn es ihr schwerfiel.
    Hinter ihr öffnete sich die Tür, und Linden trat in den Raum. Über die Schulter warf sie ihm einen Blick zu, der ihn eigentlich hätte dahinschmelzen lassen sollen. Aber als sie sich umdrehte, sah sie, daß sie das Spiel wahrscheinlich längst verloren hatte.
    Der Linden, der sich vor ihr aufbaute, hatte nichts gemein mit dem zuvorkommenden, stets zu einem Spaß aufgelegten Mann, den sie kannte. Dieser neue Linden war kühl

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