Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Wie lange wird es dauern, bis sie zwei und zwei zusammenzählt – und auf fünf kommt? Ihr sagt doch selbst, daß sie nicht wissen darf, wer sie wirklich ist.« Alinya wippte ungeduldig mit dem Fuß.
Es war Unsinn, blanker Unsinn, was Alinya sich hier aus den Fingern sog. Die echte Bruderschaft war vor langer Zeit zerschlagen worden.
Dennoch durfte er kein Risiko eingehen.
Maurynna saß hinter ihm auf einem Damensattel, als sie zum Haus zurückritten. Sie konnte sich kaum wachhalten und nickte immer wieder ein, wurde aber bei jeder Richtungsänderung des Pferdes wieder aus dem Halbschlaf gerissen.
»Steck deine Hände in meinen Gürtel, Liebste, und schlaf ruhig ein«, sagte Linden. »Ich lasse dich nicht fallen.«
Dankbar tat Maurynna, was er vorschlug, und legte den Kopf an seinen breiten Rücken. Sein Clanzopf kitzelte an ihrer Nase, doch selbst das hielt sie nicht länger wach. Sie schlief, als sie vor dem Haus ankamen.
Sie wachte gerade genug auf, um vom Pferd zu steigen. Linden half ihr ins Haus. Benommen nahm sie ihre Tante und ihre Cousine wahr, die sich jedoch auf ein Wort von Linden sofort zurückzogen. Es schien, als könnte sie nur noch gähnen. Sie konnte nicht einmal die Neugier aufbringen und sich fragen, weshalb er sie ins Vorderzimmer führte.
Sie schreckte aus ihrem Dämmerzustand auf, als er sie plötzlich fest umarmte, ja beinahe erdrückte, und sie ebenso plötzlich wieder losließ. Überrascht blinzelte sie zu ihm auf.
»Maurynna«, sagte er und nahm ihre Hände in seine. »Verzeih mir – Götter, ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, aber – wir können uns nicht wiedersehen.«
33. KAPITEL
Mit einem Mal war Maurynna hellwach. »Was?« war alles, was sie sagen konnte. Dann: »Aber warum nicht?«
»Weil es zu gefährlich ist für dich. Ich darf nicht riskieren, daß du wieder angegriffen wirst. Wir dürfen uns nicht mehr treffen – nicht bis alles vorbei ist, und vermutlich nicht hier in Casna.«
Seine warmen Hände umschlossen die ihren, die plötzlich eiskalt waren. Sie zog sie fort.
»Ich glaube dir nicht«, sagte sie, gleichermaßen verwirrt wie enttäuscht. »Wer sollte mich angreifen? Wieder Lady Sherrine?«
Er setzte an, etwas zu sagen, verstummte aber. Einen Moment später räumte er ein: »Nein, ich glaube nicht, daß Sherrine …«
»Wer dann? Hat man sie angegriffen, weil sie mit dir zusammen war? Erzähl mir nicht, deine Liaison mit ihr wäre ein wohlgehütetes Geheimnis gewesen.«
Ungeduldig schüttelte er den Kopf. »Natürlich war es das nicht. Bitte, Maurynna – sei doch vernünftig. Sie genießt den Schutz ihres Adelsstandes. Du bist sowohl Fremdstämmige als auch Gemeine. Das cassorische Recht …« Er verstummte und versuchte, wieder ihre Hände zu nehmen. Sie ließ ihn nicht. »Das cassorische Recht wäre auf …«
Sie wandte sich von ihm ab und starrte an die Wand, ihre Gedanken um das Wort »Gemeine« kreisend.
»Es ist, weil ich keine Adlige bin, stimmt’s? Anscheinend bist du vernünftig geworden und hast beschlossen, lieber mit einer Dame aus besseren Kreisen …« Ihre Stimme erstarb. Mit Tränen in den Augen sagte sie: »Lady Sherrine meinte, daß ich für dich nur ein billiger kleiner Zeitvertreib sei. Sie hatte recht, nicht wahr? Du hast mich nie gebeten, bei dir zu übernachten. Sie hat oft bei dir übernachtet, oder? Was sollte das alles, Linden? War ich für dich wirklich nur ein Zeitvertreib?«
Sie konnte ihn mit den Zähnen knirschen hören, doch sie weigerte sich, ihn anzuschauen.
»Sei nicht töricht – du weißt, daß du für mich viel mehr bist als das.«
Maurynna wandte sich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen, all ihren Stolz vergessend. »Dann nimm mich heute abend mit zu dir«, sagte sie leise.
Er sah weg. »Das – das kann ich nicht«, flüsterte er.
Heiße Tränen liefen über ihre Wangen. »Dann geh. Geh zu deiner Lady Sherrine, Linden. Sie ist wunderschön. Nicht wie ich mit meinen zweifarbigen Augen und meinen schwieligen Händen.«
Wieder drehte sie sich um und preßte die Stirn an die kühle Wandvertäfelung. »Es wird sein, wie Ihr wünscht, Euer Gnaden. Tatsächlich möchte ich Euch nie wiedersehen«, log sie. »Geht.«
Er kam nicht zu ihr, wie sie gehofft hatte. Lange Zeit stand er einfach hinter ihr. Aus dem wenigen Stolz, der ihr noch verblieben war, hielt Maurynna den Weinkrampf zurück, bis sie Linden gehen hörte. Als die Tür zufiel, sank sie zu Boden und ergab sich den
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