Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
Vom Netzwerk:
sein.« Schmerz durchflutete ihn. Einen Moment konnte er nicht sprechen, dann sagte er bitter: »Ich hatte geglaubt, daß es mit Maurynna und mir ebenso sein würde.«
    Er fiel in tiefes Schweigen und durchlebte in Gedanken noch einmal die glücklichen Augenblicke, die ihm mit Maurynna vergönnt gewesen waren. Die Kerze brannte einen Fingerbreit herunter, bevor Otter die bedrückende Stille durchbrach.
    »Ich glaube, es wird zwischen euch beiden genauso sein wie zwischen Kief und Tarina, warte es ab. Vorhin hast du doch gesagt, daß Maurynna nicht verstehen wird, warum die Trennung sie so schmerzt. Überleg mal, Jungchen, es tut ihr weh, und sie läßt den Schmerz raus. Und du bist das natürliche Ziel, ob du es willst oder nicht.«
    »Hoffentlich hast du recht, Otter«, sagte Linden.
    Der Barde schnaubte. »Natürlich habe ich recht. Habe ich mich jemals geirrt?«
    Linden konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl es ein bitteres, halbherziges Lächeln war. »Als wir uns kennengelernt haben, hast du mich für einen Hinterwäldler aus den Bergen gehalten.«
    Wie eine gewöhnliche Kriminelle unter Bewachung nach Hause geschickt. Und wofür?
    Sherrine lief im Zimmer auf und ab. »Wofür?« fragte sie laut. »Weil ich einer kleinen Kanalratte Manieren beigebracht habe? Wie kann sie es wagen, ihn ›Linden‹ zu nennen? Es war ihre Schuld – ihre Schuld –, nicht meine!«
    Aber du mußtest sie nicht schlagen. Das war zuviel des Guten.
    »War es nicht! Sie hat es verdient. Und überhaupt, es war ein Unfall.«
    Ihr Nachthemd wallte ihr nach, während sie in dem nur von einer brennenden Kerze erhellten Halbdunkel auf und ab ging.
    Auf und ab, auf und ab, auf und ab. Ihre nackten Füße glitten über die kühlen Bodenfliesen, und mit jedem Schritt redete sie sich von neuem ein, daß sie nichts Falsches getan hatte.
    Sie blieb stehen und nahm den Lavendelbeutel vom Nachttisch. Sie inhalierte tief, doch dieses Mal konnte der Wohlgeruch ihre Kopfschmerzen nicht vertreiben. Die Erinnerung kam zurück, wie die Wachen es vermieden hatten, sie anzuschauen, als wäre sie ihrer Blicke nicht wert.
    »Es war ihre Schuld, nicht meine. Ich wollte sie nicht verletzen, aber sie hat mich provoziert.« Sie blieb vor dem Spiegel stehen und fragte ihr Spiegelbild: »Sie hat mich provoziert, stimmt’s? Diese gewöhnliche Dirne, mich so hochnäsig anzustarren. Wer glaubt sie zu sein, daß sie es wagt, mir Linden ausspannen zu wollen?«
    Als käme der Gedanke von ihrem Spiegelbild, dachte sie: Trifft Linden keine Schuld? Immerhin hat er sich auf ihre Seite geschlagen – ›Sucht mich in meiner Residenz auf‹! Wie kann er es wagen, dich wie eine gewöhnliche Diebin zu behandeln?
    Sherrine schüttelte den Kopf. »Er wird schon sehen, welch einen Fehler er begangen hat. Er wird sehen, daß ich recht habe. Ich weiß, daß ich ihn überzeugen kann.«
    Kannst du? Oder hatte Niathea recht – du hast ihn verloren. Zu schade, daß Kas Althume keinen Liebestrank für einen Drachenlord hat.
    »Kas Athame«, sagte Sherrine. »Natürlich. Wenn Linden nicht zur Vernunft kommt, werde ich mit Kas Althume sprechen. Selbst ein Drachenlord darf mich nicht so behandeln, nur weil er meint, einer gewöhnlichen Dirne beistehen zu müssen.«
    Sie zerdrückte den Lavendelbeutel zwischen ihren Fingern. Winzige getrocknete Purpurblüten rieselten zu Boden. Sie zermalmte sie unter ihren Fußballen. Scharfer Lavendelduft stieg auf.
    »Wie kann er es wagen, mich so zu behandeln …«

34. KAPITEL
     
     
    Gevianna horchte an der Tür zu Ranns Schlafgemach. Es hatte ewig gedauert, bis der Junge eingeschlafen war. Die Aufregung wegen Maurynna Erdons Augenverletzung und seine unbändige Freude über das scharlachrote Kaltfeuer hatten den Jungen länger als gewöhnlich wach gehalten.
    Doch nun war es still in Ranns Schlafgemach. Leise öffnete sie die Tür. Noch immer kein Geräusch.
    Gut. Jetzt werden wir sehen, ob meine Idee funktioniert. Sie ging in den Raum.
    Der Junge lag ausgestreckt auf dem Bett und schnarchte leise. Lächelnd legte sie die Decke, die er im Schlaf beiseite geschoben hatte, wieder über ihn. Der Junge war ein niedlicher kleiner Kerl. Würden die Dinge doch bloß anders liegen …
    Aber sie war nicht hier, um den jungen Prinzen zu betrachten. Was sie wollte, schwebte einen halben Meter über dem Fußende des Betts und erhellte den Raum mit einem schwachen scharlachroten Glühen.
    Sie öffnete die Bänder, an denen der kleine Nähkorb an ihrem

Weitere Kostenlose Bücher