Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
sie seit gestern abend von mir halten – wahrscheinlich Maylins Idee. Für ein so nettes kleines Mädchen ist sie aufbrausend wie eine Schneekatze.
Stimmt etwas nicht zwischen Euch und Eurer Seelengefährtin?
Er seufzte. Der Augenblick, den er so sehr gefürchtet hatte, war gekommen. Äh, nun – ja. Obwohl Sherrine und ich eine Abmachung hatten, hat sie mir mein Interesse an Maurynna übelgenommen. Plötzlich überkam ihn wieder die kalte Furcht, die der Anblick von Maurynnas blutüberströmtem Gesicht ausgelöst hatte. Ihm war nicht klar, wie stark die Gefühlsanwandlung und mit ihr das Bild von seinem inneren Auge war, bis in seinem Geist Kiefs schockierter Ausruf erschallte.
Götter heiß uns – hat sie das Auge verloren?
Linden sagte: Nein, zum Glück nicht Es sah schlimmer aus, als es tatsächlich war. Rasch erzählte er Kief und Tarina, die die Unruhe ihres Seelengefährten gespürt hatte und eine umfassende Erklärung verlangte, alles, was am Vorabend geschehen war.
Und heute morgen habe ich mit Sherrine gesprochen. Es war nicht … angenehm. Ich glaube, ich habe mir einen Feind gemacht. Sie war aufgebracht, weil ich zugunsten einer Gemeinem gegen sie Partei ergriffen habe.
Eine ›Gemeine‹, die zufällig ein heranreifender Drachenlord ist, sagte Tarina verärgert. Diese Cassorier und ihre TitelObsession. Das cassorische Recht sollte Sherrine bestrafen.
Kief bemerkte: Diese ›Obsession‹ ist ein zweischneidiges Schwert. Sie ermöglicht es uns, unsere Pflicht zu tun.
Trotzdem ist es eine Beleidigung für jeden Drachenlord, beharrte Tarlna.
Ohne jede Aussicht auf Genugtuung, sagte Linden verbittert. Und Herzogin Alinya hatte recht. Es wäre töricht, mich weiterhin mit Maurynna zu treffen und damit noch mehr Aufmerksamkeit auf sie zu lenken – zumindest im Moment.
Besonders, falls die Herzogin sich nicht täuscht und tatsächlich einige Unruhestifter die Bruderschaß wieder aufleben lassen wollen, sagte Kief. Ich frage mich, ob sie vielleicht recht hat.
Selbst wenn, brauchten sie einen mächtigen Magier, um wirklich gefährlich zu sein. Hast du irgend etwas rumoren hören über einen solchen Mann? gab Tarlna zu bedenken.
Nein, gab Kief zu.
Zum Glück, ergänzte Linden.
Die Straße führte über einen sanft ansteigenden Hügel zum Palast. Mürrisch starrte Linden auf die sich vor ihm erhebenden Granitwände. Das letzte, wonach ihm der Sinn stand, war eine weitere endlose Sitzung mit dem Cassorischen Rat. Dem ersten, der ihn ärgerte, würde er den Kopf abschlagen.
Kief sagte im Geiste zu ihm: Ich kann Eure Gefühle zwar verstehen, trotzdem muß ich gestehen, daß ich es von Beginn an für das beste hielt, daß Ihr Euch von Eurer Seelengefährtin fernhaltet, bis sie die Erste Verwandlung erlebt hat. Gehe ich richtig in der Annahme, daß Ihr sie nach dieser Verwicklung nicht zu dem assantikkanischen Fest begleitet?
Linden stöhnte auf. Die neben ihm reitenden Wachen warfen ihm neugierige und sorgenvolle Blicke zu. Er ignorierte sie.
Die Götter mochten es ihm nachsehen – er hatte das Tisrahn völlig vergessen. Er sollte nicht hingehen. Am besten wäre, einen klaren Schlußstrich zu ziehen, bis er Cassori verlassen konnte und Mauiynna an einem anderen Ort wiedertraf. Er dachte: Ich habe es jetzt sechshundert Jahre ohne meine Seelengefährtin ausgehalten. Einsam, ja, aber ich habe es ausgehalten. Warum ist die Aussicht auf ein paar weitere Wochen so eine Qual?
Es mußte eine Möglichkeit geben.
Ihm kam eine Idee. Darauf bedacht, seine Geiststimme nicht zu euphorisch klingen zu lassen, sagte Linden: Aber wenn ich nicht hingehe, beleidige ich den Gastgeber, Almered. Und das würde das Haus Erdon – also meine neue Familie – beleidigen, denn Almereds Familie ist mit den Erdons verwandt. Ich bin ein Yerrin, Kief; ich kann meine Verwandtschaft nicht in solcher Weise brüskieren. Ihr wißt das.
Eure Erste Verwandlung machte Euch zum Drachenlord. Yerrin seid Ihr erst an zweiter Stelle, wies Kief ihn zurecht.
Ein weiterer Grund, sich ehrenhaft zu benehmen, sagte Linden. Ich werde das Tisrahn besuchen. Er sah zu dem älteren Drachenlord hinüber.
Kiefs funkelnder Blick stand Maylins in nichts nach. Eines Tages, Kleiner, wird Euch Eure Sturheit noch in Schwierigkeiten bringen.
Linden grinste, während sie auf den Innenhof des Palastes ritten. Das hat sie bereits, mein Freund, und sie wird es zweifellos wieder tun. Aber dieses Mal nicht, glaube ich.
»Eure Hoheit, hier sind die Unterlagen,
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