Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
trinken?
Linden führ sich mit der Zunge über die Lippen und sinnierte darüber, daß er noch nie eine solche Kräutermischung geschmeckt hatte; andererseits hatte er auch noch nie einen cassorischen Abschiedstrunk probiert. Er hatte einen metallischen Geschmack, der ihm scharf auf der Zunge haften blieb.
Er gab Sherrine den Becher zurück. Wie es die Tradition vorsah, hielt sie ihn kopfüber hoch. Die letzten Weintropfen fielen auf die weißen Bodenfliesen. Es sah wie Blut aus, fand er und dachte an Maurynnas Verletzungen.
Sherrine verneigte sich. Ein Diener brachte ihren Umhang. »Lebt wohl, Linden. Mögen die Götter Euch beistehen.«
Mit diesen Worten legte sich Sherrine den Umhang um die Schultern und zog die Kapuze über den Kopf, um ihr Gesicht den glotzenden Blicken der Umstehenden zu entziehen. Mit gesenktem Haupt verließ sie den Raum.
Gut gemacht, Linden, sagte Kief. Ich weiß, wie schwer es Euch gefallen ist.
Wißt Ihr das wirklich, Kief? So, und nun gehe ich.
Er ließ Sherrine etwas Zeit, um ihr auf dem Rückweg nicht zu begegnen, und verabschiedete sich von ihrem Gastgeber. Dieses Mal würde ihn nichts und niemand aufhalten.
Sherrine lenkte ihr Pferd von der Straße und hielt im Schutz der Bäume an. Hastig durchstöberte sie ihre Tasche nach den Ampullen. Sie nahm die mit dem braunen Wachssiegel, brach es auf und stürzte den Inhalt hinunter. Dann stieg sie ab, band die Zügel an einem niedrig hängenden Ast fest und lief ein Stück in den Wald hinein. Gespannt wartete sie ab.
Kas Althume behielt recht. Ihr Magen rumorte. Sherrine sank auf die Knie und erbrach den Wein, den sie soeben mit Linden getrunken hatte. Dann wurde sie vom nächsten Übelkeitsanfall geschüttelt, und dem Wein folgte das reichliche Abendessen, das einzunehmen ihr Kas Althume geraten hatte. Selbst als Tränen über ihr Gesicht strömten, genoß sie die Übelkeit ansonsten hätte sie weitaus Schlimmeres erlitten.
Linden würde nicht so leicht davonkommen. Geschieht ihm ganz recht, dachte sie.
Nachdem sie sich scheinbar eine Ewigkeit lang übergeben hatte, lief Sherrine zu ihrem Pferd zurück. Sie nahm einen Wasserschlauch aus der Satteltasche und wusch sich das Gesicht. Dann spülte sie sich immer wieder den Mund aus, um den Geschmack des Weines und der Kräuter fortzuspülen, der ihr immer noch auf der Zunge lag. Als letztes brach sie das weiße Siegel der zweiten Ampulle auf und trank sie aus.
Einen Moment legte sie den Kopf an den Sattel, dann stieg sie auf ihr Pferd. Heute nacht würde sie herrlich schlafen. Sie hatte ihre Vergeltung. Sherrine fragte sich, wie es Linden ging. Und lächelte, das Gesicht zum gerade einsetzenden Regen hochgereckt.
Mißmutig brummend schwang sich Linden in den Sattel. Erst dieses überflüssige Fest, und jetzt braute sich auch noch ein verfluchtes Unwetter zusammen. Er hätte Glück, wenn er es auf die andere Seite des Flusses schaffte, bevor sich alle Himmelstore öffneten.
Er riß den Wallach herum und ritt los. Er fragte sich, ob er das Haus, in dem das Tisrahn stattfand, überhaupt finden würde. Zweifellos war Maurynna längst dort. Außerdem würde er vermutlich bis auf die Knochen durchnäßt ankommen. Denn ihm blieb keine Zeit, um erst nach Hause zu reiten und trockene Kleider anzuziehen und einen Umhang zu holen. Er wollte ihr nicht noch mehr Anlaß zur Verärgerung geben.
Es war ein langer Ritt bis zur Fähre, und Linden wagte es nicht, über den bereits schlammigen Untergrund durch die Dunkelheit zu galoppieren. Schon jetzt scheute der Wallach und schnaubte wegen des strömenden Regens und des peitschenden Windes. Linden glaubte, in der Ferne Donnergrollen zu hören. Er trieb den Wallach so schnell voran, wie er es verantworten konnte, dennoch dauerte der Ritt wesentlich länger, als er angenommen hatte.
Endlich war er auf dem letzten Abschnitt des Weges, der durch eine kleine Lichtung zur Anlegestelle der Fähre führte. In der Ferne sah er bereits das dunkle Band des Uildodd.
Verdammt! Sieht aus, als wäre die Fähre am anderen Ufer. Da das letzte Wegstück offen vor ihm lag, stieß er dem Wallach die Absätze in die Flanken und ließ das Tier galoppieren.
Wenig später trampelten die Pferdehufe über die Holzplanken der Anlegestelle. Die Fähre war weg. Linden ließ über seinem Kopf ein Kaltfeuer aufflammen. Ein weit entferntes »Halloooo!« signalisierte ihm, daß der Fährmann bemerkt hatte, daß Kundschaft auf ihn wartete. Er schlang die Arme um den Leib, die
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