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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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sich, was er darin verbarg.
    »Das wünscht er sich auch«, sagte der Barde. »Aber Kief hat vor Beginn der Feiern eine Ratssitzung angesetzt. Ich glaube sowieso, daß du Linden früher wiedersehen wirst, als du glaubst.« Er grinste. »Er hat mir ein Geburtstagsgeschenk für dich mitgegeben. Er meinte, ich solle es dir geben, wenn wir allein sind und erst kurz, bevor du aufbrichst. Nun, ich denke, der Zeitpunkt ist gekommen, und ich sage dir eins, Mädchen, ich habe nicht den blassesten Schimmer, was es ist, und das macht mich ganz verrückt! Wo …«
    »In meiner Kajüte«, unterbrach ihn Maurynna, lachend und vor Neugierde platzend. »Schnell, wir müssen bald ablegen; wenn wir die Tide nutzen wollen, ist nicht mehr viel Zeit.«
    Sie rannte die Laufplanke hinauf, dicht gefolgt von Otter. »Master Remon! Wartet noch ein paar Minuten. Otter geht gleich wieder von Bord.«
    In ihrer Kajüte war es heiß und stickig. Maurynna zog die Vorhänge auf und öffnete die Heckfenster. Als sie fertig war, hatte Otter eine kleine Holzschatulle auf den am Boden festgeschraubten Tisch gestellt. Sie nahm sie und studierte sie.
    Die Schatulle bestand aus kostbarem Rosenholz und war mit einer exquisiten Einlegearbeit verziert: ein Muster aus feinen, ineinander verschlungenen Goldfaden im Yerrin-Stil und in der Mitte ein emaillierter fliegender Drache. Sie kippte die Schatulle auf die Seite; etwas darin verrutschte mit einem leisen Plop.
    Sie konnte nicht anders, als das wunderschöne Ding in ihren Händen anzustarren, überwältigt von dem Wissen, daß dies ein von Linden über alles geliebter Schatz sein mußte. Eine solche Schatulle konnte man nicht einfach auf einem Markt erstehen.
    Und er hatte sie ihr geschenkt.
    Otter riß sie aus ihrer Träumerei. »Rynna, wenn du das Ding nicht sofort aufmachst, werde ich vor Neugier sterben, also mach schon!«
    Sie lachte nervös und legte den Verschlußriegel um. Mit angehaltenem Atem klappte sie den Deckel auf und erblickte ein schwarzes Seidentuch, das einen Gegenstand bedeckte. Als würde sie die Blüten einer Rose öffnen, legte Maurynna Stofffalte um Stoffalte zur Seite.
    Ein Silberfuchs schaute zu ihr auf, seine Amethyst Augen im vergehenden Sonnenlicht funkelnd, sein struppiger Schwanz um die Pfoten geschlungen. Fasziniert vom lächelnden Gesicht der Füchsin, dauerte es einige Augenblicke, bis Maurynna die Figur mit zitternden Fingern aus der Schatulle nahm.
    Sie hörte Otter »Götter, habt Gnade!« ausrufen, schenkte ihm aber keine Aufmerksamkeit. Die Schönheit des Geschenks verschlug ihr die Sprache. Es war eine runde Brosche. Die Fuchsgestalt saß auf einem dünnen granulierten Plättchen, alles eingefaßt in einem Rahmen aus feinem Silberdraht. Als sie mit dem Daumen über die unzähligen silbernen Granulatkörner rieb, bemerkte sie mit den anderen Fingern, wie solide die Anstecknadel auf der Rückseite des Plättchens war. Diese Brosche war für einen Umhang aus fest gesponnener Bergwolle gedacht. Sie hatte dergleichen noch nie gesehen.
    »Sie ist sehr alt, nicht wahr?« flüsterte sie ehrfürchtig.
    »Ja«, sagte Otter. Seine Stimme klang belegt.
    Als sie den Blick von dem Schatz in ihren Händen löste, sah sie, daß Otter nur entgeistert den Kopf schüttelte, als glaubte er nicht, was seine Augen ihm sagten. Ein Gefühl des Unbehagens durchfuhr sie. »Otter?«
    »Es hat Rani gehört«, sagte der Barde und klang ebenso verblüfft, wie sie sich jetzt fühlte. »Bram hat es ihr geschenkt. Linden sagte, er habe sie immer Shaijha – ›kleine Füchsin‹ genannt. Sie schenkte es Linden kurz vor ihrem Tod. Bis auf seine Erinnerungen ist die Brosche und Tsan Rhilin alles, was ihm von den beiden geblieben ist. Ich – ich habe ihm einmal erzählt, wie sehr du die Geschichten über die beiden magst. Er muß sich daran erinnert haben.«
    Sie schaffte es zum Stuhl, bevor ihre Knie nachgaben. »Gütige Götter, will er wirklich, daß ich sie behalte?« fragte Maurynna. Die Amethyst Augen funkelten sie an.
    »Ho! Käpt’n!« tönte draußen Remons bellende Stimme. »Wir müssen ablegen, sonst verpassen wir die Tide. Zeit, an Land zu gehen, Barde, es sei denn, Ihr segelt wieder mit uns.«
    Plötzlich bemerkte Maurynna die am Schiffsrumpf zerrende Strömung. »Otter, Remon hat recht. Wir müssen ablegen, ich habe es Linden versprochen.« Obwohl die Götter genau wissen, daß ich jetzt mehr denn je bleiben möchte. Warum? Warum schenkt er mir einen solch kostbaren Teil seines Lebens?

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