Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
sie ihn anschauen konnte. »Ich bin froh, daß es passiert ist. Und du hattest recht.«
Er hatte einen Arm unter den Kopf geschoben. Seine freie Hand spielte mit ihren Haaren. »Ich auch, obwohl es nicht gerade klug war.«
Sie fragte sich, was er meinte. Befürchtete er, daß er sie geschwängert hatte? Sie wollte ihn fragen, doch sein träges Lächeln ließ darauf schließen, daß sie ewig auf eine Antwort warten müßte – und sie wollte ihn nicht drängen. Statt dessen schmiegte sie sich an ihn und sagte ironisch: »Ach wirklich? Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht.«
Er lachte. »Mir auch – und nichts Schlimmes ist passiert.«
Was sollte das nun wieder bedeuten? Woher wollte er wissen, ob er sie nicht geschwängert hatte? Sie sagte: »Ich würde es nicht als schlimm bezeichnen, von dir ein – oh, ich vergaß!«
Sie rollte sich von ihm fort. Das Gras war angenehm kühl auf ihrer nackten Haut. Sie durfte also nicht einmal hoffen, von Linden ein Kind zu bekommen. Nichts außer Erinnerungen würden ihr bleiben, wenn er sie schließlich verließ. Naja, allein konnte sie ein Kind sowieso nicht aufziehen. Ein Schiff war kein Ort für ein Baby. Vielleicht war es besser so.
Er hob ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. »Selbst zwischen uns Drachenlords sind Kinder sehr, sehr selten – sogar wenn der weibliche Drachenlord Daishya-Tee trinkt; und das tun die meisten. Trotzdem hat man keine Garantie, daß ein solches Kind ein Drachenlord wird. Und sein eigenes Kind alt werden und sterben zu sehen – nein.«
»O Götter, was für ein schrecklicher Gedanke«, sagte sie.
Linden setzte sich auf und griff nach seinen Kleidern im Gras. Leise sagte er: »Ich wollte immer Kinder. Das ist das einzige, was mir am DrachenlordDasein mißfallt.« Er machte eine Pause und zog seine Tunika über. »Wir gehen besser zurück.«
Maurynna, an ihrer Unterlippe nagend, nickte und hockte sich auf die Knie. »Ich wünschte …« Sie ließ die Worte im Raum stehen. Falls sie versuchte, den Satz zu Ende zu sprechen, würde sie in Tränen ausbrechen.
»Ich auch, Liebste. Aber bald ist alles vorbei, und danach treffen wir uns im nächsten Hafen, den du anläufst.«
»Wirklich?«
Sein Blick traf den ihren. »Ja«, sagte er mit tiefer, fester Stimme. »Ja. Aber um meines Seelenfriedens willen mußt du mir versprechen, daß du Casna morgen verlassen wirst.«
Sie haßte den Gedanken, doch was blieb ihr anderes übrig? »Ich verspreche es dir.«
Kas Althume nahm die Räume in Augenschein. Er suchte ein Versteck. Es durfte nicht zu offensichtlich sein. Er wollte nicht, daß man seinen Schatz zu früh entdeckte. Aber es mußte irgendwo sein, wo ausreichend Platz war für das Ding. Wieder verlagerte er das Gewicht des schweren Großschwerts in seinen Armen, während er durch den Raum zum Schlafgemach ging.
Nicht im Kleiderschrank, sonst würde jemand darauf kommen, daß man es schon früher hätte finden müssen. Auch unter der Matratze kam nicht in Frage.
Er runzelte die Stirn. Irgendwo mußte es doch ein geeignetes Versteck geben …
Am Fenster fiel ihm ein großes Plüschsofa auf. Es war lang genug für das Großschwert. Eilig lief er darauf zu. Jemand könnte den im Palast herumirrenden Ulric entdecken und ihn zurückbringen. Es wäre fatal, hier ertappt zu werden.
Seine langen geschickten Finger tasteten unter der Sitzfläche und fanden einen Griff. »Gut, es hat einen Sofakasten«, murmelte er. Er zog am Griff und klappte die Sitzfläche hoch. Die Kissen fielen durcheinander.
Ihm schlug ein schwerer, aus verschiedenen Kräuterbeuteln strömender Duft entgegen: Wermut und Gänserich, Lavendel und Limonen. Er musterte die dicken Wolldecken und die schweren Vorhänge, die im Winter am Himmelbett angebracht wurden. Kas Althume schlug die oberste Decke zur Seite, legte das Großschwert hinein und deckte es zu. »Bis deine Zeit kommt, ruhe sanft, Tsan Rhilin.«
Er ordnete die Kissen und verließ das Schlafgemach. Wieder tastete sein Geist nach Ulric und befahl dem alten Mann zurückzukommen, so daß er, Kas Althume, sein Kunststück wiederholen und unbemerkt verschwinden konnte.
Der Magier war hochzufrieden mit sich. Peridaen würde seine lächerliche Regentschaft bekommen und die Bruderschaft ihren persönlichen DrachenlordSklaven haben. Aber jetzt war es Zeit, zur Lichtung zu reiten und Pol zu treffen.
Ein letzter Wein noch, dann würde Maurynna nach Hause gehen müssen. Linden nahm sie wieder in die Arme. Sie schmiegte sich
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