Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Händen nahm.
Kas Althume spürte Peridaens Überraschung und Konsterniertheit durch das Amulett strömen. Also entwickelten sich die Dinge so, wie sie sollten. Er begann, das Seelenfänger-Juwel zu beschwören. Er spürte, wie sich in ihm die magischen Kräfte aufbauten, und formte sie zu einem Speer, den er im Geiste bereithielt. Er hatte sein auserkorenes Opfer schon einmal kurz berührt. Dieses Mal würde er es voller Wucht treffen.
Linden packte Tsan Rhilins Griff mit beiden Händen. Es bedurfte seiner ganzen Selbstbeherrschung, es nicht aus der Scheide zu ziehen. Mit zornbelegter Stimme sagte er: »Ulric, erkläre mir noch einmal, wo du das Schwert gefunden hast.«
Aber das Gerede und das allgemeine Durcheinander halten den alten Mann zu sehr aufgeregt. Er hob die Schultern und begann vor sich hin zu wimmern. »Ich verstehe das nicht. Ich wollte mich doch nur vergewissern, daß keine Motten in den Vorhängen waren. Ist mir plötzlich eingefallen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, ob ich die Kräuterbeutel reingelegt hatte. Ich vergesse soviel dieser Tage.« Er geriet ins Stocken und weinte nun beinahe. Zu Beren gewandt, sagte der alte Mann: »Herzog, Ihr versteht mich doch, nicht wahr? Ich habe niemandem etwas Böses gewollt. Warum regen sich alle so auf?«
Beren ging zu dem Mann und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Ich weiß nicht, was hier vorgeht, Ulric, aber natürlich hast du niemandem etwas Böses gewollt. Du hast nur deine Pflicht getan, alter Freund.«
»O Götter. Kief, ich möchte, daß der arme alte Mann hinausgebracht wird. Ich kann es nicht ertragen, ihn so leiden zu sehen«, sagte Tarina. »Bitte.«
Kief bedeutete einer der Wachen, die mit Ulric hereingekommen waren, den alten Mann wieder hinauszuführen. Als Ulric den Saal verließ, stammelte er immer wieder: »Ich mußte es tun. Ich wollte keinem was Böses. Aber ich mußte es tun. Ich mußte dort hineinschauen.«
Linden schauderte, als sich die Tür hinter dem weinenden Mann schloß. »Da Ulric nicht dazu in der Lage ist, bitte ich Euch, mir alles zu berichten, was Ihr wißt, Hauptmann Tev.«
»Wie Ihr wünscht, Drachenlord.« Tev leckte sich nervös über die Lippen. »Ich drehte meine Runde und betrat gerade den Flur, der zu den königlichen Gemächern führt, als ich Ulric aus einer Tür kommen sah. Er trug Euer Großschwert, Drachenlord.«
Lord Duriac fragte: »Aus welcher Tür, Hauptmann?«
Tev sah zu Boden, an die Wände, an die Decke, überallhin, um keinem in die Augen schauen zu müssen. Dann faßte er sich ein Herz und sagte leise, aber deutlich: »Es war die Tür zu Herzog Berens Gemächern.«
Linden fuhr zu Beren herum. Der Herzog starrte ihn mit offenem Mund an. Nur seine fassungslose Miene bewahrte ihn davor, von Linden gepackt und an die Wand geschleudert zu werden. Die übrigen Cassorier wichen vor Beren zurück, als hätte der Hauptmann ihn als Seuchenträger entlarvt.
Schließlich gewann Beren die Fassung so weit zurück, daß er hervorbrachte: »Das ist eine verdammte Lüge!«
Hauptmann Tev sagte: »Es tut mir leid, mein Lord, aufrichtig leid, aber so war es. Der arme Ulric war völlig durcheinander, hat die ganze Zeit von dem Sofa gebrabbelt. Dann sagte er, er müsse dem Drachenlord das Schwert zurückbringen und daß es ihm das Herz breche, daß sein Herr …«
Mich fast umgebracht hätte, dachte Linden grimmig.
Beren sprang auf und schüttelte schockiert den Kopf.
»Beren«, sagte Herzogin Alinya. »Habt Ihr eine Erklärung dafür?«
»Ist doch eindeutig, oder?« sagte Lord Duriac. »Er fürchtete, daß die Entscheidung über die Thronfolge zu seinen Ungunsten ausfallen würde, und hat versucht, die Dinge zu verzögern. Oder vielleicht gehört Ihr sogar der Bruderschaft an, Beren. Wolltet Ihr Linden Rathans Tod?«
Duriacs Worten folgte aufgebrachtes Gebrüll.
»Ruhe! Ruhe!« rief Herzogin Alinya. Sie sah zu Herzog von Silbermärz hinüber. »Beren, Ihr habt die Anschuldigungen und die gegen Euch vorliegenden Indizien gehört. Es tut mir weh, aber bis wir die Wahrheit kennen, muß ich Euch in Haft nehmen. Wachen!«
Sie kamen nur widerwillig, aber sie kamen. Sie packten Beren an den Armen und führten ihn zur Tür. Als sie den Saal verließen, brüllte Beren: »Ich habe nichts damit zu tun! Nichts versteht Ihr? Ich habe keine Ahnung, wie das verdammte Schwert in meine Gemächer gekommen ist oder warum Ulric plötzlich einfiel, unter dem Sofa nachzuschauen! Fragt Peridaen!«
Peridaens
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