Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
Vom Netzwerk:
hohen, steifen Stiefel klackten auf den Fliesen. Er zählte die sonnenbeschienenen Rechtecke, über die er schritt: eins, zwei, drei, vier, fünf. Der Sonnenschein auf seinem Gesicht war angenehm.
    Der Tisch stand näher am Kamin als an der Vorzimmertür, daher mußte er ein gutes Stück gehen, um ihn zu erreichen. Wieder kam er sich vor wie auf einem Präsentierteller.
    Ein Tanzbär; ich komme mir vor wie ein Tanzbär.
    Kief und Tarina kehrten ihm den Rücken zu. Neugierige Gesichter sahen an den älteren Drachenlords vorbei und musterten ihn. Den meisten von ihnen konnte er einen Namen zuordnen. Er mied Herzogin von Blakens anklagenden Blick.
    Zu seiner Überraschung kam der junge Prinz Rann nach vorne, um ihn zu begrüßen. Es war das erste Mal seit dem Nachmittag ihrer Ankunft, daß er das Kind sah. Er war über die Veränderung schockiert, die sich in nur zwei Tagen vollzogen hatte. Zugegeben, das Kind hatte auch zuvor alles andere als robust ausgesehen – aber jetzt!
    Das Gesicht des kleinen Jungen war kreidebleich, unter seinen Augen hingen dunkle Ringe. Obwohl er gerade sechs Jahre alt war, lief er wie ein entkräfteter alter Mann.
    Linden unterdrückte ein Stirnrunzeln, damit der Junge nicht dachte, es gelte ihm. Statt dessen sagte er mit seiner Geiststimme zu den beiden anderen Drachenlords: Warum ist der Junge hier? Er sieht krank aus. Selbst ein gesundes Kind hat auf einer Ratssitzung nichts verloren!
    Er hat das Recht, hier zu sein, sagte Kief. Immerhin ist es sein Schicksal, über das wir entscheiden.
    Wenn wir ihm erlauben hierzubleiben, werden wir tatsächlich sein Schicksal entscheiden. Wir würden ihn zu seinen Eltern ins Grab schicken! Kief, seht doch, der Junge steht kurz vor einem Zusammenbruch.
    Kief antwortete nicht. Linden zügelte seinen Zorn, als sich der junge Prinz vor ihm verneigte. Er verbeugte sich seinerseits. Dann reichte er Rann die Hand. Überraschtes Gemurmel erhob sich vom Tisch ob dieser Abweichung vom Protokoll. Tarina glühte vor Wut. Linden beachtete sie nicht. Statt dessen schaute er prüfend auf den jungen Prinzen hinunter.
    Rann musterte ihn ebenso, seine Augen blickten zu ernst in seinem ausgemergelten Gesicht. Dann legte er seine Hand in Lindens. Sein Blick war nun vertrauensvoll, ohne Angst, selbst als seine kleine Hand in Lindens riesigem Gegenstück verschwand. Linden ging mit ihm zu dem leeren Stuhl neben Herzogin Alinya am Tischende neben dem Kamin. Der Stuhl war viel zu hoch für ein Kind; Linden hob den jungen Prinzen hoch und setzte ihn darauf.
    Linden zwinkerte ihm zu, als sich der Junge ins Stuhlkissen schmiegte. Als Dank erntete er ein schelmisches Grinsen, das die zahlreichen Lücken im Gebiß des jungen Prinzen offenbarte.
    Linden ging um den Tisch herum, um seinen Platz neben Kief einzunehmen. Er ignorierte das ihn begleitende Getuschel und hoffte, daß seine Miene nicht seinen Zorn verriet.
    Der Herold stellte ihnen die am Tisch sitzenden Männer und Frauen vor. Jeder verneigte sich, als sein oder ihr Name genannt wurde, als letzte die beiden Thronanwärter.
    Prinz Peridaen hatte die geschmeidige Eleganz eines Windhundes. Um sein Kinn lief ein kurzer Bart. Seine dunklen Haare, nach der neuesten Mode gelockt, reichten ihm bis auf die Schultern. Seinem offenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war Peridaen ein vernünftiger Mensch.
    Der Bruder des verstorbenen Gemahls der Königin saß dagegen mit verkniffenem Mund und finsterem Blick da. Beren von Silbermärz hatte das cassorische Gesicht, das man überall im Land sah: rund, breite Wangenknochen, stupsnasig. Im Augenblick hatte es beinahe dieselbe Farbe wie seine feuerroten Haare. Er sah aus, als würde er gleich explodieren. Dennoch besagte die fahrige Art, wie er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, daß mehr dahintersteckte als bloßer Zorn.
    Linden runzelte die Stirn, als er Berens Blick traf und der Mann ihn grollend ansah, bevor er eilig wegschaute. Die Götter wußten, daß Cassori keinen Hitzkopf als Thronfolger brauchen konnte. Und wieviel Geduld würde er mit einem Kind aufbringen? Beanspruchte er den Thron nur, um Macht über Rann zu erlangen? Wenn das Ermächtigungsschreiben der verblichenen Königin gültig sein sollte und Rann starb, würde Cassoris Thron auf Dauer diesem Mann zufallen.
    Ich frage mich, ob Rann auf sein eigenes Betreiben hin anwesend ist. Der Junge sieht todkrank aus. Wie praktisch, wenn er eines natürlichen Todes sterben sollte – hervorgerufen durch völlige

Weitere Kostenlose Bücher