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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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unvorhergesehenen Alleingang.
    Er saß mit einem Bein auf der breiten Fensterbank und wandte dem Rat absichtlich den Rücken zu. Sollten sie ihn ruhig unhöflich finden; er war sich nicht sicher, ob er seine Miene würde kontrollieren können, und wollte ihnen nicht seine Gefühle verraten. Er legte den Riegel um und drückte das Fenster auf.
    Das Fenster ging zu den Gärten hinaus. Linden sah hinaus und wartete, daß Rann, der den Kopf an seiner Schulter vergraben hatte, zu weinen aufhörte. Linden strich dem Jungen übers Haar und wiegte ihn sanft hin und her.
    Ein schwerer, lieblicher Rosenduft strömte herein. Er sah, daß die Rosenbeete und ihre Lavendelabgrenzungen so arrangiert waren, daß sie einen Irrgarten aus Rot, Rosa, Weiß und Purpur ergaben. Bienen, die aus dieser Entfernung nur die scharfen Augen eines Drachenlords sehen konnten, sirrten zwischen den Blüten umher. Träge fragte sich Linden, wo sich die Bienenstöcke befinden mochten; bestimmt im Kräutergarten der Palastküche.
    Eine Brise kam auf und wehte den strengeren Lavendelduft herein. Mit ihm und dem schluchzenden Kind auf dem Arm kehrte eine Erinnerung zurück, die Linden längst vergessen geglaubt hatte.
    … Er zog die Tür des kleinen Landhauses hinter sich zu und rief: »Götter, ist das kalt da draußen!« Und dann rannte ihm Ash entgegen, stolperte und stieß mit dem Kopf gegen die Tischplatte.
    Er hob das weinende Kind hoch und küßte die Beule. »Psch, psch, du kleiner Racker, nicht weinen. Der Schmerz ist gleich vorbei.« Er warf Ash so lange in die Luft, bis der kleine Junge zu lachen anfing.
    »Hör auf, Linden«, mahnte Bryony ihn lächelnd. »Wenn du ihn so aufregst, wird er nie einschlafen!«
    Lachend umarmte er den Jungen und drückte ihn liebevoll an sich. »Hast du die Decken rausgeholt? Auf dem Heimweg habe ich einen Ring um Schwester Mond gesehen. Morgen früh haben wir bestenfalls nur schweren Frost.«
    »Ja«, antwortete Bryony, »frisch gewaschen. Hier – man riecht noch den Lavendel, in den ich sie gelegt habe.«
    Er sog den Duft tief ein, während er den Jungen in dem kleinen Kinderbett sorgsam zudeckte. Die Wolle duftete frisch und sauber.
    »Gute Nacht, kleiner Racker«, sagte er und küßte ihn auf die Stirn, dann hielt er ihm eine Wange hin, auf die Ash ihn küßte, bevor Linden zurücktrat.
    Er betrachtete die nun am Bettchen kniende Bryony. So sehr er seinen Stiefsohn auch liebgewonnen hatte, er wollte eigene Kinder. Er stellte sich vor, neue kleine Bettchen zu bauen, wie das, das er für Ash gezimmert hatte.
    Doch bisher hatten er und Bryony kein Glück gehabt. Vielleicht heute abend …
    Statt dessen war ihre Ehe in die Brüche gegangen. Linden verschloß seine Gedanken vor dem Schmerz, den Bryonys höhnende, ihn absichtlich kränkenden Worte hervorgerufen hatten.
    Pantoffelheld. Du bist kein richtiger Mann. Hätte er es nur damals schon gewußt.
    Rann hob den Kopf, und Linden kehrte in die Gegenwart zurück. Er wartete, während Rann ein oder zweimal aufstieß und sich schließlich beruhigte.
    »Möchtet Ihr wirklich hier sein, Eure Hoheit?« fragte Linden.
    Rann zögerte. Linden sah, wie der Prinz um eine Antwort rang. Schließlich sagte er: »Nein, Drachenlord. Einige Leute sagen schlechte Dinge über meinen Papa und meine Mama.« Rann schluckte ein Schluchzen hinunter. »Onkel Peridaen findet auch, daß ich nicht hier sein sollte.«
    »Und warum seid Ihr dann hier?«
    Rann rutschte unbehaglich in seinen Armen umher. »Weil Onkel Beren sagte, daß hier über meine Zukunft entschieden werde.«
    Linden erschrak ein wenig, als er hörte, wie Rann Kiefs Worte wiederholte. Er fragte sich, ob sein früherer Verdacht etwas vorschnell gewesen war. Mag durchaus sein, dachte er, dennoch ist es eine zu große Belastung für das Kind.
    Dann flüsterte ihm Rann ins Ohr: »Am liebsten wäre ich draußen mit meinem Wolfshund Bramble und meiner Pflegerin, Gevianna.«
    Linden grinste und fragte sich, was Gevianna wohl dazu sagen würde, in Ranns Gunst hinter einem Wolfshund zu liegen. Er fragte: »Was ist mit Euren Spielkameraden?«
    Rann schüttelte den Kopf. »Im Augenblick gibt es im Palast nur zwei Kinder von Dienern. Und Onkel Peridaen sagt, mit ihnen zu spielen sei unter meiner Würde.«
    Linden zog die Augenbrauen hoch. Tatsächlich? dachte er. Zum Teufel damit; wenn es nicht unter der Würde eines Drachenlords ist, dann auch nicht unter der eines Prinzen. »Ich kenne zwei kleine Jungen, mit denen Ihr, glaube ich,

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