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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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Winter, als ich von zu Hause fortrannte, um mich ihnen anzuschließen. Damals war ich gerade sechzehn und dumm wie ein Tor, sonst wäre ich auf der Burg meines Vaters geblieben – wenigstens bis zum Frühling.«
    Rann lachte. Selbst Hauptmann Tev gestattete sich ein flüchtiges Grinsen.
    Der Junge lehnte sich an ihn und flüsterte geheimnisvoll: »Es gab auch einige unheimliche Stellen – die über den Harfner Satha. Ich habe davon Alpträume bekommen. Otter hat nicht viel über ihn erzählt, aber … Satha war nicht richtig tot, oder?«
    Linden spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich, sobald er den Namen des untoten Harfners und Heilers hörte. In Gedanken wies er sich zurecht: Verdammt noch mal! Du bist keine sechzehn mehr und brauchst dich vor ihm nicht zu furchten. Hör auf, so töricht zu sein!
    Obwohl er gegen die aufwallende Angst ankämpfte, rann kalter Schweiß zwischen seinen Schulterblättern hinunter, als zum zweiten Mal an diesem Tag eine vergessen geglaubte Erinnerung in ihm aufstieg.
    … Der Gestank von Sathas verwestem Fleisch und die entsetzliche Stimme, die in seiner aufgeschlitzten Kehle pfeifend vor sich hin röchelte …
    Aber am schlimmsten war die Erinnerung daran, wie sich Satha über ihn beugte, während er tödlich verwundet am Boden lag.
    … brennend kalte, blutverschmierte Finger, die über die Ränder der klaffenden Wunde strichen, und der darauffolgende Gestank verwesten Fleisches, als er in Finsternis versank, den Qualen der Heilung entrinnend …
    Linden sah Rann in die Augen. »Nein«, log er. Es kam ihm nicht leicht über die Lippen, doch wenn eine kleine Notlüge den Jungen beruhigte, log er nur zu gern. Eines Tages, wenn Rann älter war, würde er zurückkehren und ihm die Wahrheit erzählen. »Satha war nicht tot.« Er lächelte; es fühlte sich falsch an.
    Er dankte den Göttern, daß in diesem Moment die Wachfrau zurückkam und ihn vor weiteren Fragen rettete. Cammine nahm ihren Posten vor der Tür ein, den Blick in die Richtung gewandt, aus der sie gekommen war.
    Eine hagere junge Frau bog um die Ecke. Sie hatte ein verhärmtes Gesicht mit verkniffenen Lippen, die vermutlich noch nie gelächelt hatten.
    Linden blinzelte überrascht. Diese Gevianna sah nicht aus wie jemand, der mit einem kleinen Jungen und einem Wolfshund herumtollen würde.
    Wie sich herausstellte, war es nicht Gevianna, denn Rann seufzte und sagte: »Guten Tag, Lady Beryl.« Und zu Linden: »Drachenlord, das ist meine Gouvernante.«
    »Lady Beryl«, begann Linden, »Prinz Rann geht es …«
    Lady Beryl unterbrach ihn. »Kommt, Eure Hoheit. Es ist Zeit für Euren Unterricht.«
    Die dünnen Arme drückten kurz seinen Hals, dann löste sich Rann von ihm und bat, abgesetzt zu werden. Linden tat, wie ihm geheißen. Die Gouvernante nahm Ranns Hand und wandte sich um – aber Linden sah noch, wie ihr Gesichtsausdruck wechselte. Nun sah sie aus wie eine Katze, der aus einem Baum ein junger Vogel vor die Pfoten gefallen war.
    Sie ging so schnell, daß Rann fast rennen mußte, um mit ihr Schritt zu halten.
    Linden rief ihr nach: »Lady Beryl, Prinz Rann sollte sich am besten …«
    Sie ging weiter. »Ich glaube, ich weiß, was für das Kind am besten ist, Drachenlord.« Sie ließ die Anrede wie eine Obszönität klingen. »Guten Tag.«
    Er starrte ihnen nach, bis Rann und seine Gouvernante um die Ecke verschwanden, dann sah er zu den beiden Wachen hinüber. Sie starrten blicklos ins Leere.
    »Hm.« Nachdenklich betrachtete er Hauptmann Tev, eine Augenbraue hochgezogen. Nach einer Weile erwiderte Tev seinen Blick. Der Hauptmann nickte leicht und lächelte gezwungen, dann öffnete er ihm die Tür.
    Es schien, als würde Lady Beryl von Drachenlords nicht viel halten. Als er wieder in den Sitzungssaal ging, fragte er sich, wie viele andere Leute in Casna ebenso empfanden.

8. KAPITEL
     
     
    Das Gartentor stand offen. Die leichte Brise trug den Rosenduft aus dem Irrgarten herbei. Irgendwo in der Dunkelheit läutete ein Glockenspiel, das an einem der Pfirsichbäume hing. Linden hatte sich vom Tisch abgewandt und sah in den warmen Abend hinaus, den Stiel eines Silberkelchs zwischen den Fingern rollend.
    Er hatte von solchen Glockenspielen noch nicht gehört, bevor er nach Casna gekommen war. An dem Abend, an dem er sie zum ersten Mal vernommen hatte, hatte ihn der liebliche Klang in den Garten gelockt, wo er so lange gesucht hatte, bis er seinen Ursprung entdeckt hatte. Betört hatte er Aran, den Hausdiener,

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