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Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord

Titel: Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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herbeigerufen und ihn befragt.
    »Die Glockenspiele stammen aus Assantik, Euer Gnaden«, hatte der Diener ihm erklärt. »Die ersten hat vor zwei Jahren ein Händler mitgebracht. Sie wurden unter den Adligen sofort populär. Ein angenehmer Klang, nicht wahr, Eure Lordschaft? Sehr beruhigend.«
    In der Tat. Linden gähnte. Er durfte nicht vergessen, seiner Herrin einige mitzubringen; sie würden ihr gefallen. Und Lleld auch. Er trank einen Schluck und genoß den Wein und das melodische Läuten.
    Die Erinnerung an Ranns erschöpftes Gesicht zerstörte den friedvollen Augenblick. Lindens Nacken und Schultern verkrampften sich, als er an das Gezänk der Ratsmitglieder dachte. Ärgerlich schüttelte er den Kopf.
    Was macht den Jungen bloß so krank? Gibt es denn im Palast keinen Heiler, der sich um ihn kümmert?
    Linden lehnte sich in seinen Stuhl zurück, die Beine von sich gestreckt. Er starrte auf seine Stiefelspitzen und traf eine Entscheidung.
    Verflucht, es muß im Palast einen Heiler geben – und ich werde mit ihm oder ihr reden. Noch heute abend.
    »Aran«, rief er. Als der Hausdiener erschien, sagte Linden: »Sage Hauptmann Jerrel, daß ich wünsche, in den Palast zurückzukehren, aber ohne volle Eskorte. Er und ein zweiter Soldat sind genug.«
    Die junge Frau zog den Umhang mit der Kapuze enger um ihren Körper, während sie durch den vom Sternenlicht erhellten Garten eilte. Götter, wie sehr sie diese Treffen haßte! Es kam ihr immer so vor, als würden finster blickende Augen sie beobachten, Augen von Kreaturen, deren Namen man besser nicht aussprach.
    Schließlich gelangte sie in den Teil des Gartens, der als »Damenlaube« bekannt war. Ihr entfuhr ein erleichtertes Seufzen, als sie dort eine Gestalt erkannte. Wenigstens würde sie heute nacht nicht warten müssen, während ihre Fantasie ihr vorgaukelte, daß irgendwelche Geister und Dämonen durch die Dunkelheit huschten.
    »Du hast dich verspätet.« Die wohlartikulierte Stimme klang kalt und anmaßend.
    »Verzeiht mir, Baronesse. Ich konnte nicht früher fort.« Sie verneigte sich.
    Baronesse von Colrane rümpfte die Nase. »Laß mich nicht noch einmal warten.« Unter ihrem Umhang zog sie ein kleines Fläschchen hervor. »Hier. Die neue Mixtur für den Jungen. Sieh zu, daß er sie einnimmt; du warst in letzter Zeit ein wenig sorglos damit. Er hat sie ein oder zweimal nicht bekommen.«
    Die junge Frau verneigte sich von neuem und nahm das Fläschchen entgegen. »Ich versuche mein Bestes, Mylady. Aber manchmal ist die Heilerin oder sein Schüler da, wenn es für den Jungen an der Zeit ist, seine tägliche Dosis einzunehmen, und dann bleibt mir keine Wahl.« Dann nahm sie all ihren Mut zusammen: »Mylady … dieses Mittel – es ist doch nicht … giftig, oder?« Sie starrte auf das schwarze Tonfläschchen in ihrer Hand, als könnte es sich in eine Schlange verwandeln.
    »Gewissensbisse, Mädchen? Du steckst schon zu tief in der Geschichte, um jetzt einen Rückzieher zu machen. Außerdem, was soll sonst aus deinem nichtsnutzigen Bruder werden?« Und nach einer Pause: »Wenn das Geld ausbleibt, mit dem er seine Spielschulden bezahlt?« Die Baronesse lächelte kalt.
    Die Götter konnten es bezeugen, sie traute diesem Lächeln nicht. Sie traute der ganzen Geschichte nicht. Und was den Tod der Königin betraf, hegte sie einen ganz bestimmten Verdacht.
    Aber was konnte sie tun? Die Lady hatte recht; sie war zu tief in die Sache verstrickt, als daß sie jetzt einfach Schluß machen konnte. Und das Geld … Ihr blieb keine Wahl; wenn Kerrivel seine Spielschulden nicht bezahlte, landete er im Gefängnis. Und das würde ihren Vater umbringen.
    Die Baronesse fuhr fort: »Aber falls es dich beruhigt: Das Mittel, das du Rann gibst, ist nicht giftig. Es soll ihn bloß ruhigstellen. Frage nicht, warum das wichtig ist. Das geht dich nichts an.«
    Erneut verschwand die Hand der Adligen unter ihrem Umhang. Als sie wieder zum Vorschein kam, lag in ihr ein Beutel, in dem es klimperte. Sie warf ihn der jungen Frau zu. »Ab sofort wendest du dich an Prinz Peridaens Großhofmeister, wenn du mehr brauchen solltest. Ich habe Besseres zu tun. Geh jetzt.« Die Baronesse wandte sich um; das Signal, daß das Treffen beendet war.
    Die junge Frau verneigte sich noch einmal vor dem ihr zugewandten Rücken und eilte davon, in einer Hand das Tonfläschchen, in der anderen den Münzbeutel.
    Den gesamten Rückweg über beobachteten die Augen sie, bohrten sich tief in ihre Seele.
    Ihre

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