Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
reinging?«
»Nein«, sagte Kief.
»Ich auch nicht. Was war damit?« fragte Linden.
»Ärger. Ärger und …« Tarina machte eine Pause, bevor sie mit nachdenklicher Stimme fortfuhr. »Haß.«
Kief stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich wünschte, das hätte ich gesehen. Glaubst du, er ist einer von denen, die der Ansicht sind, daß sich Drachenlords aus den Angelegenheiten der Echtmenschen heraushalten sollten?«
Tarina überlegte. »Möglicherweise.«
Linden hob eine Augenbraue. »Ich frage mich, ob es in Cassori viele von der Sorte gibt?«
»Glaube ich nicht, Linden. Solche Leute sind zwar ein Ärgernis, aber sie stellen schon seit Jahrhunderten keine Bedrohung mehr dar«, sagte Kief. »Nicht seit Ankarlyns Tod und der Zerschlagung der Bruderschaft. Und abgesehen von einigen Wirrköpfen, die hin und wieder unter dem Namen agieren, wurde die Bruderschaft niemals wieder zum Leben erweckt.«
»Um sie zu erwecken, brauchten sie einen Magier, der Ankarlyn ebenbürtig ist«, bemerkte Tarlna. »Und von so jemandem habe ich noch nie gehört.«
»Ich auch nicht«, sagte Kief. »Den Göttern sei Dank.«
»Wie wahr«, sagte Linden.
Sie traten durch einen gewölbten, von Geißblattreben umrankten Torgang. Vor ihnen lag der Pavillon, dahinter floß der Uildodd. Mondlicht fiel aufs Wasser.
Lindens Blick folgte dem Lichtschein zu den Docks. Er glaubte, die Seenebel zu erkennen. Sein Herz klopfte aufgeregt. Er hoffte, daß sie nicht verärgert war, weil er sich ohne ein Wort davongestohlen hatte. Er hatte sich nicht in einem Wirrwarr aus Halbwahrheiten verstricken wollen. Doch der Anblick des Schiffes weckte in ihm wieder das Gefühl, das in ihm aufgekommen war, als er mit seiner Seelengefährtin Fässer aufgeladen hatte und sie – rein zufällig – mit den Schultern zusammengestoßen waren.
Seine Seelengefährtin. Er schwelgte in der Erinnerung an ihre wunderschönen Augen.
Tarinas scharfe Stimme schnitt durch die Nacht. »Linden, Ihr wart derjenige, der herkommen wollte. Warum steht Ihr also da und starrt aufs Wasser hinaus? Dort gibt es nichts zu sehen. Und das Lächeln auf Eurem Gesicht sieht außerordentlich dumm aus, nur daß Ihr es wißt.«
Linden schrak zusammen und spürte die aufwallende Hitze in seinem Gesicht. Er murmelte: »Verzeihung. Möchte jemand noch Wein?«
Sie hielten ihm ihre Kelche hin. Linden schenkte erst ihnen ein, dann sich selbst. Sie setzten sich.
Er fragte sich, wie er anfangen sollte. Er hatte sich seit Jahrhunderten nicht so unsicher gefühlt; wie ein Halbwüchsiger, der sich zum ersten Mal verliebt hatte. Er kam sich wie ein Narr vor.
»Raus mit der Sprache, Linden. Was ist so wichtig, daß wir deswegen extra hinausgehen mußten? Warum konnten wir nicht im Geist miteinander reden, wenn uns niemand hören soll?« fragte Kief.
»Ich … äh, ich …«
Verdammt, die beiden würden ihn wirklich dämlich finden. Warum hatte er nicht im Geiste zu ihnen gesprochen? Aus dem einfachen Grund, weil er seine Gefühle nicht mit ihnen teilen wollte. Und wenn er im Geiste zu ihnen sprach, würde er ihnen seine Gefühle offenbaren, ob er es wollte oder nicht. Sie waren zu stark, um sie zu verbergen.
Tarina beugte sich vor, ihr Blick durchdringend, und musterte ihn lange. Als sie sprach, war ihre Stimme so sanft, wie er es bei ihr noch nie gehört hatte.
»Es ist etwas sehr Wichtiges, nicht wahr, Linden? Etwas, das man mit niemandem teilen möchte. Ich habe vorhin Eure Aufregung gespürt. Sagt es uns, wenn Ihr soweit seid.«
Er nickte und schaute wieder aufs Wasser hinaus. Dann fragte er: »Wie fühlte es sich an, als Ihr Euch kennengelernt habt?«
»Ahn«, entfuhr es Kief. In seinem Ausruf schwang der Tonfall überschwenglichen Glücks mit.
Linden wandte sich zu Kief und Tarina um und sah, wie die beiden, in Erinnerungen schwelgend, einander anlächelten. Er spürte den nur zu vertrauten Anflug von Neid und Traurigkeit, der ihn in Gegenwart von DrachenlordPaaren so oft überkam.
Kief sagte: »Wir haben irgendwie … zusammengepaßt Ich kann es nicht besser ausdrücken. Es hat sich einfach richtig angefühlt, als müsse es so sein.«
Linden verdrängte seine Traurigkeit. Mit vor Aufregung gepreßter Stimme sagte er: »Ich glaube, ich habe heute meine Seelengefährtin kennengelernt.«
Endlich hatte er es gesagt und es sich selbst eingestanden. Sein Herz begann wieder wild zu klopfen. Seine Seelengefährtin. Niemals wieder allein sein müssen – Götter, es war schwer zu glauben.
Er fuhr
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