Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
wahr? Keine Sorge, dann bleibst du eben hier. Ich werde Rann begleiten und …«
In Gevianna stieg eine noch größere Angst auf als die vor dem schwarzen Meeresgrund. »O nein! Ich muß bei Prinz Rann bleiben!«
Die Götter mochten ihr gnädig sein, falls sie nicht mitfuhr und ausspionierte, was sich der Drachenlord an weiteren Überraschungen ausgedacht hatte. Sie hatte nicht das geringste Bedürfnis, Baronesse Colrane – oder schlimmer noch, Kas Althume, von dem sie in letzter Zeit immer den Trank für Prinz Rann bekommen hatte – erklären zu müssen, warum sie nicht mitgefahren war.
»Trinkt nun Euren Tee, Rann. Er wird jetzt kühl genug sein«, sagte Tasha über die Schulter. Gevianna sah, wie er erst vorsichtig daran nippte und dann freudig trank. Danach richtete die Heilerin ihr Augenmerk wieder auf sie.
Durch das Rauschen in ihren Ohren hörte Gevianna Heilerin Tasha sagen: »Nein. Du wirst nicht mitkommen. Ich verbiete es. Ich muß mich schon um Rann kümmern. Ich werde keine Zeit für einen zweiten Patienten haben. Rann ist in guten Händen, Gevianna. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich verordne dir einen Ruhetag und einen Limonentrunk für deine Nerven.«
Sich zu ihren Lehrlingen umwendend, fuhr Heilerin Tasha fort: »Quirel, Jeralin – ihr beide werdet mich vertreten, solange ich fort bin. Ich möchte, daß einer von euch später nach Gevianna sieht, verstanden? Sollte es ihr nicht besser gehen, fügt einem zweiten Limonentrunk Hopfen und Scheitelkäppchen hinzu.«
Die Lehrlinge nickten. Dann deutete einer von ihnen – Quirel – auf das Fläschchen, das hinter Gevianna auf dem Tisch stand. »Sollten wir das nicht besser mitnehmen, Heilerin? Es wäre nicht gut, falls jemand es versehentlich tränke.«
Mit letzter Kraft zwang sich Gevianna, ruhig zu bleiben und nicht die Hand der Heilerin fortzustoßen, als die ältere Frau nach dem Fläschchen griff. Was, wenn die Heilerin oder einer ihrer Lehrlinge das Fläschchen öffnete? Der säuerliche Geruch würde ihnen sofort verraten, daß es nicht der ursprüngliche Heiltrank war. Was würde dann mit ihr geschehen? Sie glaubte, vor Angst gleich verrückt zu werden.
Aber Heilerin Tasha gab das Fläschchen bloß an Quirel weiter, der es seinerseits in den Korb legte, den er bei sich trug. Sie sagte: »Leg es in die Arbeitskammer.«
Gevianna, die plötzlich merkte, daß sie zu atmen vergessen hatte, schnappte nach Luft. Tasha warf ihr einen besorgten Blick zu.
»Gevianna, hilf mir, Rann anzukleiden, dann möchte ich, daß du dich ins Bett legst. Quirel, füge Geviannas Trunk sofort etwas Hopfen bei. Und etwas Mohnsirup.«
Wenig später mußte Gevianna tatenlos zuschauen, wie ein aufgeregter Rann mit Heilerin Tasha aus dem Zimmer stürmte. Als sie versuchte, den beiden zu folgen, hielt Jeralin sie fest, und Quirel drückte ihr einen Becher in die Hand. Ungerührt zwangen die beiden sie, den Limonentrunk bis zum letzten Tropfen hinunterzuwürgen. Resigniert gab sie den leeren Becher zurück und spürte bereits die einschläfernde Wirkung des Hopfens und des Mohns.
Sie widersetzte sich nicht, als Jeralin sie in ihre kleine Kammer führte, die nicht weit von Prinz Ranns Gemachem lag. Sie betete nur dafür, daß Baronesse Colrane Verständnis haben würde. Und daß Heilerin Tasha niemals das Fläschchen öffnen würde.
27. KAPITEL
Linden wartete im großen Garten. Unter ihm tänzelte der Wallach unruhig umher. Ohne ihn zu beachten, zog Linden die Zügel an und hielt nach Rann und Heilerin Tasha Ausschau. Die beiden Wachen neben ihm saßen schweigend auf ihren Pferden. Einer hielt die Zügel eines vierten.
Rann erschien hinter einer Hecke und zog ungeduldig die dunkelhaarige Heilerin hinter sich her. Er riß sich los und stürmte auf Linden zu. »Drachenlord! Hast du wirklich eine Überraschung für mich?«
Linden beugte sich hinunter, nahm den Jungen hoch und setzte ihn hinter sich auf den Wallach. Kleine Finger schoben sich in seinen Gürtel. »In der Tat, Eure Hoheit. Habt Ihr Lust auf ein Picknick?«
Einer der Soldaten half Tasha aufs Pferd.
Rann sagte ein wenig enttäuscht: »Ich dachte, wir würden segeln.«
Linden ritt voraus. Sie verließen den Garten durch das kaum genutzte Westtor, auf das Herzogin Alinya ihn hingewiesen hatte. »Werden wir auch. Das Picknick findet an einem Strand statt, den ich entdeckt habe, als ich in Drachengestalt über ihn hinwegflog. Als ich ihn sah, mußte ich an Euch denken.«
Die dünnen
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