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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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schlimmsten derartigen Anfalle, die ich je gesehen habe. Aber in ein paar Tagen wird wieder alles in Ordnung sein.«
    Leise schloß Linden die Tür hinter Fiaran.
    Tsiaa flatterte um sie herum wie eine verstörte Henne, in der Hand eine Schale mit dem Sud, den sie zubereitet hatte, aber nicht anzuwenden wagte. Shei-Luin, die bequem auf dem Kissen ihres Bettes ruhte, sah amüsiert zu, wie ihre Zofe ein paar Schritte vortrat, dann wieder zurückwich, hin- und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, sich um die geschwollene Hand ihrer Herrin zu kümmern, und der Angst vor dem Mann, der diese Hand nun hielt.
    Endlich holte Tsiaa tief Luft und sagte bebend: »Erlauchter Phönixherrscher …«
    Xiane blickte auf. Tsiaa zeigte ihm den Sud.
    Der Phönixherrscher des Himmels starrte sie einen Augenblick lang begriffsstutzig an, sein Mund weit aufgerissen wie der eines dummen Schuljungen, bevor er »Oh!« sagte und auf die Beine kam. Er legte Shei-Luins Hand mit einer Sanftheit nieder, zu der sie ihn nicht für fähig gehalten hätte, und ging beiseite. Tsiaa machte sich an die Arbeit. Xiane wandte sich der Tür zu. Murohshei beeilte sich, sie zu öffnen, damit der Kaiser sich nicht mit solchen Tätigkeiten besudelte. Und, wie Shei-Luin annahm, aus dem Bedürfnis, Xiane so schnell wie möglich verschwinden zu sehen, damit sie sich alle entspannen konnten.
    Der Kaiser blieb in der offenen Tür stehen und sah sie noch einmal an. Auf seinem langgezogenen Gesicht stand eine Ernsthaftigkeit, die Shei-Luin nie zuvor bei ihm bemerkt hatte.
    Phönix! dachte sie verblüfft. Diesmal sieht Xiane tatsächlich wie ein Kaiser aus!
    »Ich weiß, was du getan hast«, sagte er leise. »Und ich werde es nicht vergessen, kostbare Blüte.«
    Die Tür ging zu.
    Ich auch nicht, Herr, dachte Shei-Luin. Ich auch nicht.
    Als er zu seinem Haus zurückgekehrt war, gab Fürst Jhanun Befehl, zwei bestimmte Diener aus ihren Quartieren außerhalb der Stadt zu holen. Dann badete er und nahm in seinem Arbeitszimmer sein Abendessen zu sich. Es würde einige Zeit brauchen, bis die Botschaft seine Männer erreichte, und sie würden bis zum Einbruch der Dunkelheit warten, bevor sie kamen. Je weniger sie gesehen würden, um so besser; es gab immer Armeeoffiziere in der kaiserlichen Hauptstadt. Einer von ihnen würde die beiden vielleicht erkennen, und das wäre seinen neuen Plänen nicht zuträglich. Ob Baisha nun Erfolg hatte oder nicht, Jhanun wollte den Phönixthron für sich selbst. Jehanglan mußte vor den Ketzern geschützt werden, die es zerstören würden.
    Nachdem die Abendmahlzeit vorüber war, betrat Jhanuns Verwalter das Arbeitszimmer. »Wünscht Ihr noch etwas, Herr?«
    »Hat man dem Torhüter Bescheid gesagt?«
    »Ja, Herr. Sobald Nalorih und Kwahsiu hier sind, wird man sie hereinlassen.«
    »Ist alles für meine Reise morgen vorbereitet? Ich möchte so früh wie möglich aufbrechen; nach dieser Albernheit, eine Frau und den Mond anzubeten, möchte ich ein Opfer im Eisentempel darbringen. Dieses verfluchte Fest sollte abgeschafft werden. Nur der Phönix ist unsere Anbetung wert.«
    »Die Frömmigkeit Euer Gnaden ist wohlbekannt und wird überall bewundert. Alles ist bereit.«
    »Gut. Dann bring mir eine Kanne frischen Tees, und das wird – warte! Ich hätte es beinahe vergessen. Laß den Jasminpavillon für meine Nichte Nama vorbereiten; ich habe nach ihr geschickt. Wenn sie eintrifft, stelle die besten Lehrer für sie ein. Sie soll für den kaiserlichen Harem vorbereitet werden.«
    Nur das geringfügigste Zucken in den Brauen des Verwalters verriet seine Überraschung. Er verbeugte sich. »Wie Ihr befehlt, Herr. Ich bringe den Tee.« Er verbeugte sich abermals und ging.
    Nachdem der Verwalter den Tee gebracht und das abendliche Räucherwerk unter dem Abbild des Phönix entzündet hatte, öffnete Jhanun das neue Päckchen mit Sh’jin-Papier, das auf seinem Schreibtisch lag, und holte ein Blatt heraus. Er legte es vor sich hin, betrachtete es genau und fuhr dann mit den Fingerspitzen darüber. Er konnte keinen einzigen Makel finden.
    Gildemeister Joon hatte recht gehabt; dies gehörte zu den besten Ergebnissen, die die Papiermachergilde je erreicht hatte. Es würde eine Freude und ein Privileg sein, damit arbeiten zu dürfen. Und um solchem Material die Ehre zu erweisen, die es verdient hatte, mußte er nach jedem Falten meditieren, um sich die entsprechende geistige Ruhe zu erwerben. Er schloß einen Augenblick lang die Augen, um den stillen

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