Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
deine Augen; deine Verwandten sind in Sicherheit.«
Und mit einer Haltung wie eine Kaiserin stolzierte sie aus dem Zimmer.
Erst spät am nächsten Morgen kehrte sie zurück. Als sie das Schlafzimmer betrat, blickte Murohshei von den Blüten auf, die er in einer Wasserschale jeden Tag für sie arrangierte.
»Laß meine Frauen ein Bad vorbereiten«, sagte sie müde. Sie sank in ihren Lieblingssessel.
»Sofort, Herrin«, aber in der Tür blieb er zögernd stehen. »Begünstigte?«
Sie war müde, aber nicht zu müde, um ein Lächeln zu finden. »Der kleine Singvogel wird weiter singen, Murohshei.«
Er verbeugte sich. »Ich danke Euch, Blüte des Westens.« Schlichte Worte, aber sie wußte, daß sie aus seinem Herzen kamen.
8. KAPITEL
Wieder einmal brachte Linden Fiaran zur Tür. »Ich danke Euch, daß Ihr Euch in diesen vergangenen Tagen um Maurynna gekümmert habt.«
Der dickliche kleine Heiler drückte sich seine Schriftrolle an die Brust. »Es war mir ein Vergnügen, Linden – nicht, daß ich ihr oder irgend jemandem hier in der Festung etwas Böses wünschte. Aber ohne die Besucher und Diener hätte ich so gut wie nichts zu tun. Ihr Drachenlords seid widerwärtig gesund«, beschwerte er sich mit einem Zwinkern. »Ihr habt nie Schlimmeres als hin und wieder Kopfschmerzen oder hin und wieder Erkältungen.«
»Triefnasen und schlechte Launen, wie?« sagte Linden. Er lachte leise. »Ja, ich fürchte, wir sind eine Enttäuschung. Aber immerhin habt ihr jetzt einen anderen Patienten, nicht wahr? Der Mann, der aus Jehanglan entkommen ist.«
Wenige in der Festung hatten den geheimnisvollen Reisenden gesehen; er war krank hier eingetroffen und so gut wie die ganze Zeit seitdem bettlägerig gewesen und hatte keine anderen Besucher empfangen als Raven und die Herrin und Kelder. Linden hatte den Mann nicht zu sehen bekommen.
Und wenn ersieh fragte, was es wohl mit diesem Taren auf sich hatte, wurde Lleld vermutlich längst von Neugier zerfressen.
»Wenn ich fragen darf, Fiaran, warum habt Ihr Euch nicht an einen von uns gewandt, um den Mann mit Feuer zu heilen? Ihr wißt, daß wir es gerne tun würden«, sagte Linden.
»Daran habe ich sofort gedacht, aber als ich es Taren gegenüber erwähnte, weigerte er sich. Er sagte, so etwas habe man einmal bei ihm versucht, wegen eines gebrochenen Arms, und er sei danach eine Woche lang todkrank gewesen und hätte auch noch einen Ausschlag bekommen. Man hat uns bei der Ausbildung davor gewarnt«, meinte Fiaran. »Es gibt solch unglückliche Menschen; eine Heilung mittels Drachenfeuer oder bestimmte Lebensmittel, die dem Rest von uns nur nutzen, machen sie nur noch kränker.«
Linden rieb sich nachdenklich das Kinn. »Meine Schwester Fawn konnte keine Erdbeeren vertragen«, erinnerte er sich. »Auch sie hat einen Ausschlag davon bekommen. Und sie liebte Erdbeeren.«
»Ist es nicht immer so? Armes Mädchen. Aber Tarens Unglück bedeutet für mich, daß ich diesmal mehr zu tun habe, als mich um rauhe Hälse und Schnupfen zu kümmern.«
»Jekkanadar sagte, es sei eine in Assantikk weitverbreitete Krankheit«, meinte Linden.
»Ja, diese Schüttelkrankheit. Man ist einen Zehntag oder zwei elend dran oder noch länger, wenn man Pech hat, und dann verschwindet es wieder bis zum nächsten Mal, wann immer das sein mag. Nach allem, was Taren mir erzählt hat, ist es auch in Jehanglan weit verbreitet. Ich habe Tropfen, um ihm das Schlimmste zu erleichtern, und ich muß mich jetzt wieder daranmachen, weitere vorzubereiten. Aber ich werde später zurückkommen, um nach Maurynna zu sehen. Ich denke, sie könnte heute abend richtiges Essen versuchen.«
»Sie wird froh sein, das zu hören. Sie hat genug von Haferbrei und Brühe und davon, im Zimmer zu bleiben.« Linden hob die Hand zum Gruß, und der Heiler ging in seinem seltsamen, wiegenden Gang davon. Linden kehrte in die Gemächer zurück, die er mit Maurynna teilte. An der Tür zum Schlafzimmer blieb er stehen und dachte darüber nach, was Fiaran ihm gerade von Taren erzählt hatte. Armer Kerl, nicht imstande, eine Feuerheilung zu ertragen!
Linden schüttelte mitleidig den Kopf und schlüpfte in das abgedunkelte Zimmer, um sich wieder neben das Bett zu setzen.
»Geht es Eurer Freundin immer noch nicht besser?« fragte Taren und goß Wein in zwei Kelche.
»Sie ist noch nicht wieder aufgestanden«, antwortete Raven. »Obwohl mein Großonkel sagte, es ginge ihr besser. Danke«, sagte er, als Taren ihm einen Kelch reichte.
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