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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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einen Augenblick, bis die Worte durch den Schmerz in ihrem Kopf drangen. Linden hatte was getan? Er hätte umkommen können! Der Wind auf dieser Seite der Festung war mörderisch. Kein Wunder, daß er es ihr nicht hatte sagen wollen.
    Sic öffnete die Augen. Sie warf einen Blick auf Ravens kreidebleiches Gesicht, bemerkte seinen zornigen Blick, hörte Lindens wütendes Fauchen; dann begann die Welt wieder, sich zu drehen, und Maurynna war überzeugt, sich übergeben zu müssen.
    »Raven – verschwinde«, gelang es ihr zu sagen. Sie wollte nur noch in ihr Bett. Alles andere mußte warten – selbst Linden zu versichern, daß er so etwas nie wieder tun dürfe, oder sie würde ihn selbst töten. Sie schluckte, drückte die Augen wieder fest zu, und dank allen Göttern blieb ihr Magen, wo er hingehörte.
    Sie hörte Ravens Schritte verhallen. Wieder ging Linden weiter nach oben, dann den Flur entlang zu ihren Gemächern.
    Er legte sie aufs Bett. Als sie versuchte, sich aufzusetzen, und nach ihren Stiefeln tastete, sagte er: »Laß mich das machen.«
    Maurynna sackte wieder in die Kissen, während er ihr die Stiefel auszog. »Fenster«, flüsterte sie und schlug sich die Hände vor die Augen.
    »Das Licht tut dir weh?«
    »Ja.« Sie hörte, wie er die Vorhänge zuzog; die plötzliche Dunkelheit war wie ein Segen. »Danke.«
    Sie spürte, wie er sich aufs Bett setzte.
    »Ich habe nach Fiaran gerufen«, sagte er leise. »Du erinnerst dich doch an ihn, nicht wahr? Er ist der Heiler von Schloß Drachenhort. Man sieht normalerweise nicht viel von ihm, er hält sich die meiste Zeit in seinem Kräutergarten auf. Ich habe ihm deine Symptome beschrieben, und er bringt dir einen Trank gegen den Schmerz. Er wird bald hier sein, Liebste – versuche, dich bis dahin auszuruhen.«
    »Das werde ich.« Sie ließ ihre Gedanken schweifen, weigerte sich, den Schmerz zur Kenntnis zu nehmen, und hoffte, er würde verschwinden. Die Begegnung auf der Treppe fiel ihr wieder ein.
    Ich habe das Recht, es zu wissen, hatte Raven gesagt, als wäre sie seine Seelengefährtin und nicht Lindens.
    Sie dachte darüber nach. Nein, Raven, du hast kein Recht darauf. Du bist ein Freund – mein bester Freund –, aber Linden ist meine andere Hälfte. Ich wünschte, du würdest es verstehen.
    Raven – verschwinde.
    Sie hatte ihm befohlen wegzugehen.
    Raven konnte es immer noch nicht glauben. Sie hatte ihn weggeschickt, als bedeutete er ihr nichts, als wären all die Jahre ihrer Freundschaft nicht gewesen. Als wäre es ihr gleich, daß er sie liebte.
    Daran war nur dieser Mistkerl Linden Rathan schuld. Er mußte es sein. Sie kannte den Drachenlord erst seit ein paar Monaten; wie konnte das so vollständig den Platz einer beinahe lebenslangen Freundschaft einnehmen?
    Die Worte seines Großonkels fielen ihm wieder ein: Die Götter haben die beiden einander vor mehr als sechshundert Jahren gegeben. Er schob sie weg. Er schob alles weg, was sein Großonkel ihm jemals über Seelengefährten gesagt hatte, was es bedeutete, selbst wenn er tief drinnen die Wahrheit erkannte.
    Glühend vor Zorn stapfte er den Flur entlang. Als er um eine Ecke bog, wäre er beinahe mit Otter zusammengestoßen, der sich lebhaft mit einem schlanken, braunhaarigen jungen Mann unterhielt. Der Fremde sah ihn überrascht an.
    Raven hielt ihn für einen der wenigen echtmenschlichen Diener, bis sein Großonkel sagte: »Kief Shaeldar, darf ich Euch meinen Großneffen Raven Rotfalksohn vorstellen?«
    Raven hätte sich beinahe vor Überraschung verschluckt, noch während er sich tief verbeugte. Das war einer der Drachenlords, die die Regentschaftsdebatte in Cassori entschieden hatten? Der Mann sah so schlicht aus wie der Schreiber eines Kaufmanns. Dann bemerkte Raven die sechsfingrigen Hände.
    Und es gab noch etwas anderes, was ihn überraschte, obwohl er seinen Großonkel nicht in Gegenwart des Drachenlords fragen konnte.
    »Ah«, sagte Kief Shaeldar. »Ihr seid derjenige, der Taren zu uns gebracht hat, nicht wahr?« Als Raven nickte, fuhr der Drachenlord fort: »Ich muß ehrlich sagen, ich bin nicht sicher, ob ich Euch dafür danken soll; ich hatte in der letzten Zeit eigentlich schon genug Aufregung.«
    Raven dachte an den Abend zuvor; sobald man ihn zu seinem Großonkel gebracht hätte, hatte er darauf bestanden, daß Otter ihm die ganze Geschichte von Maurynnas Abenteuer in Cassori erzählte. Es hatte beinahe bis zur Morgendämmerung gedauert.
    Und nachdem er wußte, was er wußte, konnte

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