Drachenlord-Saga 03 - Das Lied des Phönix
assantikkanischen Fluch, der wie ein Blitz durch die Luft zischte. Erschrocken warf er die Decke zurück und sprang aus dem Bett.
»Was zur …«, begann er, dann sah er Maurynna, nur im Nachthemd, die sich gefährlich weit aus dem Gasthausfenster lehnte.
Sie zog den Kopf wieder zurück und wandte ihm ein so wütendes Gesicht zu, daß Linden zurückwich und sich eilig fragte, was er getan hatte, um so etwas zu verdienen.
»Es ist dieser verfluchte, verdammte Wind«, fauchte sie und riß ihre Kniehosen vom Fußende des Bettes.
Oh, bei den Göttern – gab es nun etwa eine Flaute? Nein, jetzt, als er hinhörte, konnte er den Wind weiterhin vernehmen. Verblüfft spähte Linden aus dem Fenster; tatsächlich, die Äste des Mandelbaums im Hof schwankten hin und her. »Aber wir haben doch Wind, und offenbar stetigen«, sagte er, unfähig zu verstehen, worin Maurynnas Problem bestand.
»Genau«, fauchte Maurynna, »und wie du sagst, er weht stetig. Er weht nur in die falsche Richtung!«
»Die falsche Richtung?«
»Ja, die falsche Richtung! Er weht direkt in den Hafen. Wir sitzen hier ebenso sicher fest, als hätte jemand eine Mauer errichtet.«
Als ihm die volle Bedeutung ihrer Worte klar wurde, sackte er aufs Bett. »Wie lange wird es dauern?«
Sie stand vor ihm, die Kniehosen immer noch in der Hand. »Das ist es ja. Das weiß ich nicht. Es könnte morgen zu Ende sein oder tagelang so weitergehen. Selbst zehn Tage! Und wir können absolut nichts dagegen tun.«
Genau das, was wir am wenigsten brauchen, dachte Linden verbittert. Eine weitere Verspätung. Er wußte, daß Maurynna kurz vor dem Zusammenbruch stand. Wieviel länger konnte sie es ertragen?
3. KAPITEL
Der Phönix mochte ihr beistehen! Der Schmerz war unerträglich. Shei-Luin biß auf den Streifen Seide, den ihr Tsiaa in den Mund gesteckt hatte, als die Geburtsschmerzen begannen. Sie faßte die Schlingen aus Seide fester, die an den Bettpfosten am Kopfende befestigt waren.
Sie haßte es. Sie haßte den Schmerz, den Gestank ihres eigenen verschwitzten Körpers, das Gefühl der platzenden Fruchtblase, die blutige Flüssigkeit auf dem Seidenlaken. Wütend starrte sie ihre Zofe an.
Tsiaa schnalzte mitleidig. Mit einem Tuch, das in kühlem, jasminduftendem Wasser getränkt war, wischte die ältere Frau Shei-Luin den Schweiß von der Stirn. Sie sahen einander in die Augen; wie immer lag in Tsiaas Blick eine gewisse Ruhe und Heiterkeit. Shei-Luin klammerte sich an den Frieden, den sie dort erspähte. Es war ihr einziger Trost, daß alles gutgehen würde. Das Kind kam zu früh. Es hätte zumindest noch zwei weitere Spannen von Tagen dauern sollen.
Draußen grollte der Donner eines Frühsommergewitters. Regen hämmerte heftig gegen die Fensterläden. Die jüngeren Zofen kauerten sich zusammen und zwitscherten erschrocken über die Wut der Stürme außerhalb des Hauses und darinnen.
Nutzlose Idiotinnen, sie würde sie alle auspeitschen lassen.
Nur Tsiaa blieb ruhig. Liebe Tsiaa; ich werde sie reich belohnen, wenn es vorüber ist
Das Donnergrollen war kaum verklungen, als ein weiterer Krampf Shei-Luins gequälten Körper durchzuckte. Sie bog sich, kämpfte um Beherrschung, aber ein tierischer Schrei aus Schmerz und Angst entrang sich ihren Lippen.
Sie wurde zerrissen; Schmerz durchbohrte sie. Sie schüttelte den Kopf, versuchte den Schwindel loszuwerden – was war hier los? Xahnus Geburt war so einfach gewesen! »Wie das Teilen eines Melonenkerns«, war Tsiaas Beschreibung gewesen. Sie hatte darüber gelacht.
Verflucht! Sollte die zweite Geburt nicht leichter sein? Wieder wurde ihr schwindlig, sie verlor halb das Bewußtsein, kam dann wieder zu sich.
Wie von weit her hörte sie Tsiaa sagen: »Du da! Sieh nach, wo die Hebamme bleibt! Sie hätte schon lange hiersein sollen!«
Ja. Wo bleibt die Hebamme? fragte sich Shei-Luin trübe. Ohne sie werde ich sterben.
Angst versuchte, giftige Klauen in sie zu schlagen. Aber der Schmerz war schneller und ließ sie nicht los. Wäre es möglich gewesen, dann hätte Shei-Luin gelacht.
Statt dessen schrie sie, als eine weitere Wehe drohte, sie zu zerreißen. Eine Frau jammerte entsetzt; trübe hörte Shei-Luin, wie Tsiaa jemanden mit Tritten, Schlägen und Flüchen aus dem Zimmer trieb. Dann beugte sich die Zofe wieder über sie und gurrte ermutigend.
Wehe um Wehe zerriß Shei-Luin im Rhythmus mit dem Sturm draußen. Die Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Sie wanderte durch einen Wald aus Schmerz, beleuchtet von
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